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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0577
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Zu dieser Buntheit auf politischem Gebiet kam hinzu, dass drei Güter (das
„Klostergut", das „Koppenhansengut" und das ,,Zehnkaspersgut") der Herrschaft
zwar Steuer-, nicht aber lehnbar waren; sie gingen vielmehr dem Kloster Rohr,
später dem Amt Kühndorf zu Lehen.

Die Kirche zu Schwickershausen war seit alten Zeiten eine Filiale von
Berkach gewesen, und die Würzburger Domherren hatten hier wie da das
Patronat. Mit der Reformation ging der Kirchensatz auf die Grafen von Henne-
berg als die Landesherren über. Kurz danach trennte sich Schwickershausen von
seiner Mutterkirche, aus Besorgniss, es möchte in Berkach die katholische Konfession
wieder eingeführt werden, und vereinte sich mit Nordheim; 1596 wurde jedoch
das alte Band wiederhergestellt. Die zahllosen kirchlichen Streitigkeiten, die die
politische Zersplitterung im Gefolge hatte, wurden zu einem gewissen Abschluss
gebracht durch einen Recess, den 1686 die Herzöge Heinrich von Röm-
hild und Bernhard I. von Sachsen-Meiningen mit einander vereinbarten.
1723 kam Schwickershausen (wie Berkach) zur Adjunctur Behningen, 1826 zur
Diöcese Römhild, 1849 zur Diöcese Meiningen. Als Einzelheit sei noch
zur Kennzeichnung der früheren Zersplitterung bemerkt, dass die Gaden der —
auf Gemeindeboden stehenden — Kirche Römhild er
Lehen waren, bis auf zwei, die dem Kloster Rohr zu
Lehen gingen.

Das jetzige Gotteshaus ist 1793 nach dem Riss
des Baumeisters Georg Veit Koch aus Rodach bei
Coburg von dem Zimmermann Vogel aus Römhild
erbaut.

Litteratur: Brückner, Landeskunde II, S. 184. —
Brückner, Pfarrbuch, S. 114. — C. F. Hartmann, Kurze
historisch-statistische Beschreibung des Dorfes Schwickershausen,
Salzungen 1856 (33 S.). L. Hertel.

u. , Wappen der Familie v. Ker

Die Kirche ist ein sehr einfacher rechteckiger am Schloss zu Schwickers-
Saalraum mit flacher geputzter Balkendecke, erbaut im hausen.
Jahre 1793. Die Zahl steht aussen an der Westfront.

Im Innern befinden sich Emporen auf toscanischen Säulen, alles in bescheidenster
Ausstattung. Vor dem Altar steht ein Taufengel, in den klassicistischen Formen
aus dem Ende des 18. Jahrhunderts. — Zwei Glocken: a) 1830 J. Bittorf, b) 1877

C. F. Ulrich. H. Bergner, Die Glocken des Herzogthums Sachsen-Meiningen, S. 37.

Das S C h 10 S S ist ein aus Stein errichtetes Gebäude von wehrhaftem Charakter,
mit gewölbtem Erdgeschoss aus sehr starken Mauern und zwei Obergeschossen,
mit rechteckigen Fenstern in den Formen der Spätrenaissance. Zur Vertheidigung
des Schlosses diente ein breiter Wassergraben, welcher ursprünglich das ganze
Gebäude umgab, so dass es vollständig von den Wirthschaftsgebäuden getrennt war
und getrennt von diesen vertheidigt werden konnte. Der Graben ist sorgfältig
ausgemauert. Die äussere Mauer aus regelmässig behauenen Quadern ist noch
grösstenteils erhalten. An der Hauptfront ist dieser Graben etwa um das Jahr
1860 zugeschüttet. Ueber der Eingangsthür ist ein kreisförmiger Wappenstein mit
 
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