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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0578
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486

Schwickershausen, Schloss.

Meiningen. 486

dem Wappen der Familie v. Ker eingemauert. Die Inschrift lautet: I>oc opue
perfectt.conrat>t>s.t>e Fetr. anno. t>ö •:• mccccpjcpip (1439). Der Wappenstein ist auf
S. 485 abgebildet. Das Wappen zeigt im Schild eine Vogelkralle (Ker oder Kehr
bedeutet den Eichelhäher). Der Schlossbau ist im Jahre 1540 begonnen. Aus
dieser Zeit stammt wahrscheinlich das Erdgeschoss mit seinen schweren Gewölben.
Doch an der Hauptfassade ist auch noch im Jahre 1693 gebaut. Dies beweist die
später durch einen Küchenanbau verdeckte Inschrift: W.F. V.B.C.E. V. G.1.6.9.3
über eiüer Rundbogenthür. — Das Innere ist sehr schlicht. Der Hauptraum
des Erdgeschosses ist eine grosse, mit vier Kreuzgewölben überdeckte Halle,
welche die ganze Länge der Hinterseite des Schlosses einnimmt. Die Spann-
weite der Gewölbe ist 4,98 m, die Mauerdicke 1,53 m. Ausserdem befindet sich
im Erdgeschoss noch ein kleines Kreuzgewölbe. Das Treppenhaus ist weiträumig.
Hier steht in jeder der beiden Obergeschosse eine geschnitzte Säule mit Sattel-
holz, die den grossen Unterzugbalken der Decke trägt. Das Treppengeländer
ist geschnitzt in den Formen des Barockstils. Die weiss geputzten Decken in den
einzelnen Zimmern zeigen schlichte Formen der Spätrenaissance. In einem der
Zimmer steht ein Ofen, der aus Dachziegeln mit drei senkrechten Rohren con-
struirt ist, ohne künstlerische Formen, doch wegen seiner Construction von Interesse.
Ein eiserner Ofen aus der Zeit um 1800 war in das jetzt abgebrochene Pfarrhaus
zu Solz gekommen. Eine Abbildung dieses Ofens ist in dem Abschnitt „Solz"
enthalten, S. 492, 493.

Ausserhalb des Schlosses, vor der Hauptfront, ist an der Mauer des Grabens
ein Grabstein eingelassen. Darauf ist ein Ritter und seine Gemahlin vor einem
Crucifix knieend dargestellt. Inschrift: Reinhard von der Ke (Abkürzung für Ker
oder Kehr) dieser Zeit Amtmann zu Meilerstadt (Mellrichstadt) gestorben 1570.
Oberhalb des Ritters sind acht Wappenschilde dargestellt. Die Inschrifttafel ober-
halb der Dame ist leer gelassen.

Ein Grabstein von sehr ähnlicher Form ist neben dem Thor des Wirthschafts-
hofes an einem Fachwerksgebäude eingemauert. Das Relief stellt einen Ritter dar,
der mit zwei Frauen vor einem Crucifix kniet. Inschrift: 1560 f OanU von der Kher
czu Scktvickerskavssen. Oberhalb des Ritters acht Wappenschilde. Der Raum ober-
halb der beiden Frauen ist leer gelassen.

Auch die Wirthschaftsgebäude sind schlossartig aus sehr starken Mauern von
wehrhaftem Charakter errichtet:

1) Der Kuh stall aus dem Jahre 1595 hat an der Aussenfront einfache
rechteckige Fenster in den Formen der Renaissance und zwei rundbogige Thüren.

Ueber der einer steht die Jahreszahl: ^ C* ^ <H) ' ^as In]Qere mrt emem
riesenhaften Tonnengewölbe von der * <r ^ Form eines Korbbogens über-
deckt. Die Spannweite des Gewölbes ist 7,35 m, die Länge 16,65 m, die Mauer-
dicke 1,20 m. Darüber liegt ein einziger grosser Vorrathsboden. Hier ist die Mauer
0,60 m dick.

2) Das Keller- und Scheunengebäude. An der im Rundbogen gewölbten
Thür steht die Jahreszahl 1579 und das roh in Stein gehauene Wappen der
Familie v. Ker, die nur eben angedeutete Vogelkralle: i m ^ p\ f"*N

Im Keller befinden sich zwei aussergewöhnlich grosse
Tonnengewölbe. Das daran stossende kleine Thorhaus
 
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