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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0633
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541 Meiningen.

Untermassfbld, Kirche.

Am Herrschaftsgebäude der Westfront der Burg befindet sich aussen rechts
oberhalb des Thorwegs ein Wappenstein mit reicher Umrahmung in den Formen
des Barockstils aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Die ursprüngliche Anlage der hohen äusseren Ringmauer mit den Bastions-
thürmen lässt sich daher mit grosser Wahrscheinlichkeit in die Zeit um das Jahr
1446 datiren. Diese Jahreszahl steht mit der Anlage ähnlicher Bastionsbauten des
14. und 15. Jahrhunderts in Deutschland wohl im Einklang. Eine kreuzförmige
Schiessscharte befand sich bis zum Jahre 1906 an der Umfassungsmauer auf
der Ostseite des Schlosses. Der Stein stammt aus der Zeit der Erbauung der
Bastionsthürme um das Jahr 1446. Er befindet sich jetzt im Museum des Henne-
bergischen Alterthumsforschenden Vereins zu Meiningen.

Die Spuren von alten Pforten, welche von einzelnen Bastionen auf die
Sohle des ehemaligen äusseren Ringgrabens führten, sind an verschiedenen Stellen
zu erkennen. Eine zugemauerte Pforte, die zu einem ehemaligen Wehrgang führte,
erkennt man auch an der Bastion der Nordostecke der Ringmauer.

Der sehr breite Wassergrab en, welcher ehemals um die Ringmauer herum
führte und durch das Wasser der Jüchse gefüllt wurde, ist fast ganz ausgefüllt
und trocken gelegt. Von der Lage der ehemaligen Ringmauer, welche aussen
um diesen Graben herum führte, sind nur noch an einzelnen Stellen die Spuren
in der Form des Erdbodens zu erkennen.

Von beweglichen Kunstgegenständen aus älterer Zeit ist im Schloss nur noch
ein schön geschnitzter Webstuhl aus Eichenholz mit consolartigen Orna-
menten aus der Zeit um 1550 erhalten.

Ein schmiedeeiserner Leuchter mit guten Ornamenten aus spätgothischer
Zeit ist in die herzoglichen Kunstsammlungen des Schlosses Landsberg bei
Meiningen gekommen (Abbildung auf S. 423).

Die Kirche ist im Jahre 1709 erbaut. Es ist ein
äusserst bescheidenes Bauwerk in Form eines rechteckigen
Saales mit rechteckigem Chorabschluss und horizontaler
Decke. Der Thurm steht an der Ostseite der Kirche. Die
obere Hälfte des Thurmes ist aus Fachwerk (Abbildung auf
dieser Seite). — Im Innern der Kirche befinden sich zwei-
geschossige Emporen an der Nordseite, der Westseite und
der Südseite. An der Südseite bedecken die Emporen nicht
die ganze Mauer und lassen dort Raum für die schlichte
Kanzel. An der Brüstung der Kanzel sind in einzelnen Fül-
lungen in handwerksmässiger Malerei dargestellt: Paulus,
Johannes, Christus, Lucas und Matthäus. Ueber dem Altar
erhebt sich ein Aufbau von zwei korinthischen Säulen, welcher
die Orgelempore trägt. Ueber dem Altar hängt frei ein Untermassfeld
langrundes, auf Leinwand gemaltes Oelbild der Dreieinigkeit,
das mit einer Palmette im Barockstil bekrönt ist. Der Name des Malers Philipp
Christian Bernhardt Sänger junior und die Jahreszahl 1744 befinden sich auf der
Rückseite. Die einfache Orgel zeigt die Jahreszahl 1808. Im Chor befindet
 
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