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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0565
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473 Meiningen.

Rentwertshausex, Kirche.

473

(Eucherius) v. „Bibra zu Rentwertsfiausen" (1535) wurde dessen Schwiegersohn
Jacob Fuchs mit diesen Lehen begabt. Später sind im Besitz desselben Hans
r. Romrod, dann die Herren r. Wüzleben. Ein Herr Wolf Jobst
r. Wüzleben, der 1630 zu Römhild in einem Duell tödlich ver-
wundet wurde, liegt zu Rentwertshausen begraben. 1723 wurde
der Ort nebst mehreren anderen vom Herzog Ernst Fried-
rich zu Hildburghausen tauschweise erworben und mit dem
Amt („Kellerei'1') Behrungen vereinigt. Sodann war die Familie
v. Könitz, seit 1768 der Hofmarschall v. Jleer, seit 1786 die Familie
Muth damit belehnt.

Kirchlich gehörte Rentwertshausen früher zu Bibra, bezw.
Ellingshausen, wurde 1632 selbständige Pfarrei mit dem Filial
Wölfershausen, nach dem dreissigjährigen Kriege aber mit Queien-

feld verbundeD. Brüstungspfeiler
Litteratur: Brückner, Landesk. II, S. 218. — Hart mann, Bibra. an der

L. Hertel. Orgelempore.

Die Kirche ist in der Hauptsache ein einheitlicher Bau aus den Jahren 1604
und 1605. Aelter ist indessen der untere, aus Stein erbaute Haupttheil des Thurmes,
der vielleicht der Bergfrit der Herren v. Bibra war. (Vgl. S. 472, Zeile 3 von
unten.) Von Interesse für die Architektur dieser Gegend ist das Satteldach des
Thurmes mit nicht geschweiften Dachflächen (Abbildung auf dieser Seite). Diese
älteste Form der Thurmdächer in dieser Gegend ist nur noch an wenigen Orten
erhalten, so in Henneberg und Mehmels. Der ehemalige Kirchthurm in Dreissig-
acker, ein Thurm der Stadtmauer von Wasungen und der Thurm der Burg
Maienluft hatten ebenfalls Satteldächer. Der Thurm der Kirche in Rentwerts-
hausen zeigt auf der Wetterfahne die Jahres-
zahl 1604. Er ist von quadratischem Grund-
riss und steht an der Ostseite. Ein gothisches
Fenster mit tiefer Hohlkehle, wohl von 1604,
liegt an der Ostseite des Thurmes. Aus dieser

Zeit stammt das Obergeschoss des Thurmes
aus Fachwerk mit einigen geschweiften Kreuz-
streben. Als datirte Beispiele dieser Art sind
sie zu beachten.

Das sehr schlichte Langhaus der Kirche
ist im Jahre 1605 erbaut. Die Zahl steht
aussen an der Südwestecke. Das alte West-
portal ist jetzt unter dem Treppenvorbau,
welcher zur Empore führt, versteckt. Es hat
eine schön gemeisselte Umrahmung mit sich
kreuzenden Rundstäben, welche unten ein tau-
artig gewundenes Sockelornament haben. Ein
Ansatz zum Kielbogen befindet sich an dem
Fenstersturz der beiden Sacristeifenster. Die
hohen schmalen Fenster des Hauptraums sind
wohl erst im 18. Jahrhundert in die Mauern Kirche in Kentwertshausen,

eingebrochen. erbaut 1604—1605.
 
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