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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0583
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491 Meiningen.

Solz, Kirche.

491

v. Herbilstadt (1505), der trotz Beichshofrath und Kammergericht lästerlich raubte,
sengte und mordete. Die ganze Gegend hatte von diesem Baubritter zu leiden,
bis endlich Fürst Wilhelm mit Heeresmacht anrückte, seinen Lehensmann zu
züchtigen. Die Burg wurde eingenommen und niedergebrannt (14. Juni 1513).
Später kam ein Vergleich zu Stande: Wolf ging ausser Landes und ward wohl-
bestallter — Amtmann zu Lichtenberg. Seine Güter aber verlieh der Fürst an
fünf Bauernfamilien. 1521 erwarb Henneberg die volle Lehensherrlichkeit über
den Ort, während vordem auch Sachsen und Hessen je ein Viertel besessen hatten.
Nachdem 1583 Sachsen die Oberhoheit gewonnen, fiel Solz 1680 an Herzog-
Bernhard, der 1705 einen grossen Theil der Einkünfte und Gerechtsame an
Sophie v. Baumbach verlieh. 1749 traten die Baumbachschen Erben ihren Besitz
an die Aebtissin Ernestine v. Gandersheim ab; von deren fürstlichen Erben löste
Herzog Georg I. das Lehen wieder ein.

Solz hatte in sehr früher Zeit schon ein Kirchlein, dessen Patrone die
Grafen von Henneberg waren. Es besass vor der Beformation drei Altäre, von
denen zwei im Jahre 1555 abgebrochen wurden. Auch sonst brachte dieses Jahr
manchen Wechsel. Um die Einkünfte der Pfarrei zu erhöhen, wurde Mehmels zu
der „Bettelstelle" hinzugefügt; ausserdem wurde ein Theil der kirchlichen Geräthe
von der eingegangenen Wallfahrtskirche St. Wolfgang dem Solzer Gotteshaus zu-
gewiesen. Die jetzige Kirche ist 1601, der Thurm 1630 erbaut.

Im dreissigjährigen Krieg litt Solz unsäglich, namentlich als im October 1634
die Kroaten einfielen und ein schreckliches Blutbad anrichteten. Die bald darauf
ausbrechende Pest raffte 63 Personen dahin, so dass das Dorf fast gänzlich verödete.

Das frühere Pfarrhaus ward nebst dem Archiv am 18. December 1725 ein
Baub der Flammen. Das jetzige Pfarrhaus, gestiftet von Herzog Georg IL, ist
1907 erbaut.

Die Schule stammt aus dem Jahr 1812.

Solz ist Stammort der Familie Reim, die dem Vaterlande mehrere verdiente
Geistliche und Staatsbeamte schenkte.

Litteratur: Bach, Tullifeld II, S. 103. — Brückner, Landesk. II, S. 141. — Brückner,
Pfarrbuch, S. 275. — Fr. Erck, Dr. E. Ludw. Heim und sein Geburtsort, Thüringen in Wort und
Bild II, S. 398—412. — L. Heim, Chronik III. Vorrede. L. Hertel.

Die Kirche ist ein kleiner ärmlicher Bau, dessen älteste Theile aus der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammen. Das Aeussere ist fast schmucklos.

An der Bundbogenpforte der Südseite steht die Inschrift: anno 1601 J-ß C G

Urssei Grossgebäuerin. — Der Thurm steht an der Ostseite. Das Innere der
Kirche ist ein rechteckiger Baum. Die Decke ist aus Holz, in der Mitte flach, an
den Seiten mit einem Gewölbeansatz aus Brettern. Eine eingeschossige Empore
umschliesst das Innere an drei Seiten, nur an der Südmauer, an der Stelle, wo
die ärmlich geschnitzte Kanzel steht, ist eine Stelle von der Empore frei gelassen.
Auch in den rechteckigen Altarraum, an der Ostseite der Kirche, unterhalb des
Thurmes, ist die Empore eingebaut. Dort steht die Orgel aus dem 19. Jahr-
hundert, gestiftet von der Stiftsdame Luise Heim in Meiningen. Oben am Chor-
bogen, an dessen südlicher Hälfte, ist ein Stein eingemauert, mit der Inschrift:
Anno 1630 im großen evangelischen Jubeljahr ward dieser Thurm und Sakristei
 
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