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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0613
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521 Meiningen.

Untermassfeld, Schloss.

521

von Frankenstein 1325 (Henneb. Urk. V, 60). — 1378 gestattet König Wenzel dem
Grafen Heinrich V. von Henneberg (1359 — 1405), einen Zoll auf Weide, Wein und
Gewand in seinen Schlössern zu Schleusingen, Wasungen, Ussenhusen, Nidern-
und Obernmassfeld (Mansvelt!) und Meyenberg zu erheben (Henneb. Urk. III, 98).
Es muss also schon damals eine wichtige Handelsstrasse an Massfeld vorüber-
geführt haben.

Kirchliches. Ein Pfarrer Russling wirkte hier angeblich (Pfarrbuch, S. 348)
1140—1145, Heinrich 1340, Nomus Wysler 1442, Thomas 1446, Nicol Valik
1467, Marcus Grawe 1525—1543 (Henneb. Urk. VII, 191). Die Kirche unter-
stand ursprünglich dem Kloster Vessra und war vom Archidiaconat Mellrichstadt
gefreit. Ausser der Ortskirche zu Massfeld befand sich im Schlosse (siehe unten)
eine Kapelle, welche ein besonderer Kapellan verwaltete. Merkwürdig ist ein
noch jetzt erhaltenes Bittgesuch der Gemeinde Niedermassfeld an den Grafen
Wilhelm von Henneberg vom Jahre 1523 um Abstellung gewisser Missbräuche im
Kirchenwesen der Gemeinde, gewissermassen ein Vorläufer der zwei Jahre darauf
von der gesammten Bauernschaft ausgehenden zwölf reformatorischen Artikel
(Pfarrbuch, S. 346). Hierbei wird auch ein grosser kirchlicher Umgang um das
Schloss erwähnt, der alljährlich zu Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten und Frohn-
leichnam stattfand, ferner ein Flurumritt zur Pfingstzeit mit dem Sakrament, wobei
die Gemeinde dem Pfarrer drei Gnacken (d. h. l/2 Groschen) zu einer Verehrung
zu geben pflegte.

Bei Einführung der Reformation (1544) wurde zu Massfeld ein Decanat er-
richtet, das bis 1690 bestand, in welchem Jahre es mit der Ephorie Meiningen
vereinigt wurde. Auch hatte man um 1559 das hennebergische Consistorium
(„Ehegericht") nach Massfeld gelegt. Für die Bedeutung Massfelds in damaliger
Zeit spricht auch der Umstand, dass sowohl 1575 wie 1577 hier eine Zusammen-
kunft aller Geistlichen und Lehrer des Landes abgehalten wurde, in der man zur
Frage der Concordienformel Stellung nahm.

Die früheren Glocken sollen angeblich vom Kloster Vessra und von der
Kirche zu Queienfeld gestiftet worden sein. —

Unsägliches Leid brachte der dreissigjährige Krieg. 1639 brannte die Kirche,
die Pfarrei und Schule sammt dem grössten Theil des Dorfes ab. Die Pfarrei
war verwaist bis 1689. Am 18. Juli 1706 ist der Grundstein zur neuen Kirche
gelegt worden. - - Der bekannteste P f arrer des Ortes in neuerer Zeit war M. Joh.
Chr. Rasche (1763 -1805), damals der erste Münzkundige Europas, zugleich ein
Freund Schillers.

Litteratur: Brückner, Landeskunde II, S. 162. — Brückner, Pfarrbuch, S. 345—357.
— O. Füsslein, Zur Geschichte der Kirche von Untermassfeld. Festschrift zur 200-jährigen
Jubelfeier der Kirche am 29. November 1909. L. Hertel.

Die Geschichte des Schlosses. In dem „Wartburgkrieg", der freilich als ge-
schichtliche Quelle mit Vorsicht zu benutzen ist, finden sich die Worte:

Stillä daz ist min houbet stat;
zuo siner hochgezit mich der vil edele bat
von Henneberc, daz ich si weide schouwen.
ßiterolf bin ich genant:
 
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