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Herrschererhebungen des Spätmittelalters
vom 24. Dezember datiert ein Kompromissangebot der Stadt, das Ruprecht unter gewis-
sen Bedingungen den Einlass in Aussicht stellte: Die Aachener beriefen sich wie Frank-
furt auf ihre Wenzel geleisteten Eide und forderten daher ein erneutes Königslager von
sechs Wochen und drei Tagen, die Ruprecht nun auch vor Aachen verbringen sollte.
Sollten sie dann mit rcdüc Mnderwzsef werden uon den die indicd nnd non re Ade darüber zu
wisen danf, dal wir dcd non rer/de scMMzg waren inznia^en, so wollten sie all ihren Ver-
pflichtungen nachkommen W"
Thomas Kraus hat zuletzt diese verklausulierte Ablehnung als Beleg gewertet,
dass für die Aachener »nur die Berechtigung und nicht die politische Opportunität ...
Maßstab für den Einlass zur Krönung« sein durfte, die Stadt sich also gewissermaßen
ihrer Rolle als Traditionsstätte des Reichs voll bewusst war und diese um jeden Preis zu
wahren versuchte.'^' Sicherlich fällt die besondere Betonung der Rechtmäßigkeit ins
Auge, doch finden sich keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass diese Forderung »ganz
offensichtlich auf die Berater König Wenzels zurückgeht«.'"^ Auch der unterwürfig ge-
haltene Schluss des Schreibens lässt Zweifel an jener Deutung der standhaften Aache-
ner auf kommen,'"^ so dass eher mit einem letzten Versuch zu rechnen ist, die angedroh-
ten Strafen doch noch abzuwendenDa man als rechtmäßiger Krönungsort nicht
hinter den Forderungen Frankfurts zurückstehen wollte, forderte man ein zweites Krö-
nungslager und ergänzte dieses um die nachträgliche Bestätigung durch nicht näher
bestimmte Personen.'^
Damit hatte die Stadt ihre Bedeutung allerdings zu hoch veranschlagt, denn Rup-
recht war keineswegs gewillt, sich ein erneutes mehrwöchiges Fager abfordern zu las-
sen. Schon der nach Aachen abgesandte Wormser Kanoniker Jakob von Faudenburg
hatte daher gleichzeitig den Auftrag bekommen, die notwendigen Vorbereitungen für
die Krönung in Köln zu treffen:'Ruprecht unternahm Anfang Dezember einen letz-
ten Versuch, doch noch am traditionellen Ort gekrönt zu werden, fasste gleichzeitig
aber bereits die Alternativlösung Köln fest ins Auge.
1530 RTA 4, Nr. 204, S. 239, Zitat Z. 13f., so auch KRAus, Haltung der Reichsstadt Aachen, Anhang,
S. 29f.
1531 KRAus, Haltung der Reichsstadt Aachen, S. 10. Vgl. ähnlich bereits HörLER, Ruprecht von der
Pfalz, S. 180f.: »Aber am Grab Karls des Großen König zu werden, das hing nur von den Begrif-
fen der Aachener über Treue und Ehre ab, und die blieben trotz der Achterklärung ... noch
sechs Jahre lang unerschütterlich«, und zuvor S. 180: »Wenn auch die Treue der übrigen Städte
wankte, die Königsstadt Aachen rettete ihre Ehre.«
1532 KRAus, Haltung der Reichsstadt Aachen, S. 11, mit Anm. 40, die jedoch keinen Beleg bringt.
1533 RTA 4, Nr. 204, S. 239, Z. 17-19: und gcfruwcu darum!? uwcr docded eigen Ungnade an uns iaflen zu lee-
ren. gof unse derre i?eware ucl? aiizd.
1534 Anders DÜRSCHER, Der wacklige Thron, S. 117, die davon ausgeht, dass die Stadt diese Forde-
rung »sicherlich« schon vorher kund getan hatte, nicht ohne jedoch nachschieben zu müssen:
»selbst wenn dies quellenmäßig nicht nachweisbar ist.«
1535 Konnte man in Aachen wirklich glauben, dem neuen König nach seinem mehrwöchigen Lager
vor der Stadt eine ablehnende Antwort bescheiden zu können?
1536 RTA 4, Nr. 203, vom 8. Dezember 1400.
Herrschererhebungen des Spätmittelalters
vom 24. Dezember datiert ein Kompromissangebot der Stadt, das Ruprecht unter gewis-
sen Bedingungen den Einlass in Aussicht stellte: Die Aachener beriefen sich wie Frank-
furt auf ihre Wenzel geleisteten Eide und forderten daher ein erneutes Königslager von
sechs Wochen und drei Tagen, die Ruprecht nun auch vor Aachen verbringen sollte.
Sollten sie dann mit rcdüc Mnderwzsef werden uon den die indicd nnd non re Ade darüber zu
wisen danf, dal wir dcd non rer/de scMMzg waren inznia^en, so wollten sie all ihren Ver-
pflichtungen nachkommen W"
Thomas Kraus hat zuletzt diese verklausulierte Ablehnung als Beleg gewertet,
dass für die Aachener »nur die Berechtigung und nicht die politische Opportunität ...
Maßstab für den Einlass zur Krönung« sein durfte, die Stadt sich also gewissermaßen
ihrer Rolle als Traditionsstätte des Reichs voll bewusst war und diese um jeden Preis zu
wahren versuchte.'^' Sicherlich fällt die besondere Betonung der Rechtmäßigkeit ins
Auge, doch finden sich keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass diese Forderung »ganz
offensichtlich auf die Berater König Wenzels zurückgeht«.'"^ Auch der unterwürfig ge-
haltene Schluss des Schreibens lässt Zweifel an jener Deutung der standhaften Aache-
ner auf kommen,'"^ so dass eher mit einem letzten Versuch zu rechnen ist, die angedroh-
ten Strafen doch noch abzuwendenDa man als rechtmäßiger Krönungsort nicht
hinter den Forderungen Frankfurts zurückstehen wollte, forderte man ein zweites Krö-
nungslager und ergänzte dieses um die nachträgliche Bestätigung durch nicht näher
bestimmte Personen.'^
Damit hatte die Stadt ihre Bedeutung allerdings zu hoch veranschlagt, denn Rup-
recht war keineswegs gewillt, sich ein erneutes mehrwöchiges Fager abfordern zu las-
sen. Schon der nach Aachen abgesandte Wormser Kanoniker Jakob von Faudenburg
hatte daher gleichzeitig den Auftrag bekommen, die notwendigen Vorbereitungen für
die Krönung in Köln zu treffen:'Ruprecht unternahm Anfang Dezember einen letz-
ten Versuch, doch noch am traditionellen Ort gekrönt zu werden, fasste gleichzeitig
aber bereits die Alternativlösung Köln fest ins Auge.
1530 RTA 4, Nr. 204, S. 239, Zitat Z. 13f., so auch KRAus, Haltung der Reichsstadt Aachen, Anhang,
S. 29f.
1531 KRAus, Haltung der Reichsstadt Aachen, S. 10. Vgl. ähnlich bereits HörLER, Ruprecht von der
Pfalz, S. 180f.: »Aber am Grab Karls des Großen König zu werden, das hing nur von den Begrif-
fen der Aachener über Treue und Ehre ab, und die blieben trotz der Achterklärung ... noch
sechs Jahre lang unerschütterlich«, und zuvor S. 180: »Wenn auch die Treue der übrigen Städte
wankte, die Königsstadt Aachen rettete ihre Ehre.«
1532 KRAus, Haltung der Reichsstadt Aachen, S. 11, mit Anm. 40, die jedoch keinen Beleg bringt.
1533 RTA 4, Nr. 204, S. 239, Z. 17-19: und gcfruwcu darum!? uwcr docded eigen Ungnade an uns iaflen zu lee-
ren. gof unse derre i?eware ucl? aiizd.
1534 Anders DÜRSCHER, Der wacklige Thron, S. 117, die davon ausgeht, dass die Stadt diese Forde-
rung »sicherlich« schon vorher kund getan hatte, nicht ohne jedoch nachschieben zu müssen:
»selbst wenn dies quellenmäßig nicht nachweisbar ist.«
1535 Konnte man in Aachen wirklich glauben, dem neuen König nach seinem mehrwöchigen Lager
vor der Stadt eine ablehnende Antwort bescheiden zu können?
1536 RTA 4, Nr. 203, vom 8. Dezember 1400.