Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone Titelzusatz:: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,2: Ostfildern, 2012

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34719#0198

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Maximilian I. (1486)

633

zahlreiche Festlichkeiten in Form von Tänzen, Turnieren oder Gastmählern statt. Diese
ermöglichten der um ein neues und hochbedeutsames Mitglied erweiterten fürstlichen
Spitzengruppe des Reichs, den persönlichen Kontakt herzustellen, dessen Bedeutung
auch im Sinne »vertrauensbildender Maßnahmen« sicherlich kaum zu gering veran-
schlagt werden kartn.^'"
Der Zugang zum Herrscher war nicht auf die Kurfürsten beschränkt, sondern
schloss eine Gruppe von Fürsten mit ein, die in den verschiedenen Prozessionen, wenn
auch in unterschiedlicher Anordnung und Zusammensetzung, dem Kaiser und König
vorangestellt wurde. Es überrascht daher nicht, dass bei der Befragung des Volkes wäh-
rend der Krönung nicht mehr wie 1442 nur die Kurfürsten, sondern jetzt tatsächlich alle
Umstehenden gefragt wurden, ob sie dem neuen König gehorchen wollten. Die Zeichen
standen 1486, nicht zuletzt wegen der schwierigen Lage des Kaisers, auf Konsens und
nicht auf Abgrenzung, was sich auch in den gefundenen rituellen Formen niederschlug.
In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass selbst die Gruppe der
Kurfürsten^^ nicht so undurchlässig war, wie eine zu starke Fokussierung auf die Gol-
denen Bulle glauben machen könnte: Zumindest beim Zug zum Rathaus ist quellenmä-
ßig fassbar, dass sowohl dem König als auch dem Kaiser bestimmte Personen beigeord-
net waren, um die herrscherlichen Gewänder zu tragen oder den Kaiser zu begleiten.
Dass nur die wenigsten Quellen diese überhaupt verzeichnen, legt zwei Schlüsse nahe:
Erstens die methodische Mahnung, dass eine ausschließliche Erwähnung der sich zu-
sammen bewegenden, sitzenden oder stehenden Kurfürsten nicht zwangsläufig einen
Ausschluss aller übrigen Personen aus der unmittelbaren Nähe des Herrschers bedeu-
ten muss. Zweitens, dass gleichzeitig der anderweitig überlieferte Herzog, Landgraf,
Graf oder Erbschenk für viele Beobachter eben doch nicht vorhanden waren, da sie
zwar faktisch existierten, auf der ideellen Ebene des imaginierten Reichs in diesem Zu-
sammenhang aber keinen Platz hatten.
Dessen Ordnungsgefüge wurde nicht nur durch die zahlreichen in Aachen anwe-
senden Gesandten und die übrigen Teilnehmer jeglicher Rangstufe wahr genommen
und weiter vermittelt, sondern auch durch die publizistische Verbreitung in Form der
nun erstmals möglichen Druckerzeugnisse.^^ Wahl und Krönung Maximilians wur-

liani I., S. 41; siehe aber München, Bayerische Staatsbibliothek, 4 Inc.s.a. 574/1, f. 126r.
2417 Vgl. hierzu allgemein AnHoii; Vertrauensbildung. Wie die ausführliche Schilderung bei Jean
Molinet, Chroniques, Bd. 1, S. 478f. über Maximilians ersten Kölner Aufenthalt erkennen lässt,
begannen diese Maßnahmen bereits vor dem Frankfurter Hof- und Wahltag.
2418 Eine gewisse Sonder- beziehungsweise Zwischenstellung hatte der erwählte Bischof von Augs-
burg als Vertreter des abwesenden Markgrafen von Brandenburg: Er war nicht an allen Prozes-
sionen beteiligt, durfte gemäß der Goldenen Bulle beim Krönungsmahl nicht den Platz seines
Herren einnehmen und musste das Tragen der Insignien stets dem Inhaber des entsprechenden
Erbamtes überlassen.
2419 Eine Zusammenstellung der Drucke, die über Wahl und Krönung berichten, findet sich bei
ScHOTTENLOHER, Frühdrucke, S. 27f., Nr. 1-15 sowie speziell zur Krönung bei BRUCKNER, Corona-
tio Maximiliani, S. 96f. In diesem Zusammenhang ist auch auf eine eigens auf die Krönung
Maximilians verfasste Lobpreisung von Ludovicus Brunus hinzuweisen: »De Maximiliani
coronatione gratulatio« (Gesamtkatalog der Wiegendrucke,, Bd. 5, Nr. 5655; dank der Digitali-
sierung durch die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel einsehbar unter http://diglib.hab.de/
inkunabeln/146-13-theol-12/start.htm, vidi 12.06.2010). Zum tatsächlichen Besitz dieses Textes
durch Maximilian siehe GoTTLiEB, Büchersammlung Kaiser Maximilians I., S. 77. Eine angeblich
zusammen mit einer Fassung eines Frühdrucks überlieferte CoMgraüdaü'o pro Ekcü'owo woH Rogz's
 
Annotationen