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Münchner kunsttechnische Blätter — 6.1909/​1910

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Nr. 1
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Berger, Ernst: Die Rubens-Bilder der Münchner Pinakothek
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https://doi.org/10.11588/diglit.36592#0005

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München, 4. Okt. 1909.

Behage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint i4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

YI. Jahrg. Nr. 1.

inhait: Die Rubens-Bilder der Münchner Pinakothek. Von E. B. — Die Radierung auf Glas zur Erzeugung
von Druckpiatten. Von Johann Mai. — 9. Internationaier kunsthistorischer Kongress. — Anfragen
und Beantwortungen.

Die Rubens-Bilder der Münchner Pinakothek.
Von E. B.

Vor einiger Zeit berichteten die Tagesblätter
von Schäden an etlichen Rubens-Bildern der
Pinakothek und von einem Besuch des bayerischen
Kultusministers v. Wehner, der sich von dem
Tatbestände persönlich überzeugt und die bal-
dige Beseitigung dieser Schäden angeordnet hätte.
Welche Bilder gemeint waren, in welcher Art
sich „Schäden" gezeigt hätten, ist aus dem Be-
richte nicht zu ersehen. Waren es etwa neuer-
dings an den Gemälden aufgetretene Schäden,
wie Sprünge des Grundes, Abschälungen der
Farbe, Firnisrisse u. dergl., oder waren es die
jetzt erst bemerkbar gewordenen Folgen früherer
missglückter Reinigungsvornahmen, wie solche
von Herrn Kollegen Hermann Linde wiederholt
in diesen Blättern als unverantwortliche Eingriffe
in den künstlerischen Wert des Originales be-
zeichnet wurden? Und wodurch sollte es wohl
ermöglicht werden, diese Schäden „alsbald" zu
beseitigen, wie es Se. Exzellenz angeordnet hatte?
Diese Fragen müssen nicht nur diejenigen, denen
die Erhaltung und Pflege der Bilderschätze unserer
Pinakothek anvertraut ist, beschäftigen, jeder Ver-
ehrer unserer grossen Meister wird dem Wunsche
des Kultusministers beistimmen, die schadhaft ge-
wordenen Gemälde wieder in tadellosen Zustand
versetzt zu sehen.
Die Münchner Pinakothek besitzt in den
beiden, ausschliesslich Rubens-Bilder enthaltenden
Sälen über achtzig Gemälde des grossen Fla-
mänders (43 itn grossen, 3$ im kleinen Saal).
Wenn man als Besucher kommt und Umschau
hält, wird man wohl hocherfreut sein über die
Farbenpracht, den gewaltigen Schwung der
Schildereien und niemand wird an etlichen
Schäden, die schliesslich an allen alten Bildern

auftreten, Anstoss nehmen. Der ministerielle Be-
such ist nun aber für den Verfasser der Anlass
gewesen, die beiden Rubens-Säle einmal nur auf
die Bilderschäden hin zu untersuchen und sozu-
sagen deren Inventar aufzunehmen.
Fürs erste sind wie bei vielen alten auch bei
den Rubens-Bildern die auf Holztafel gemalten
von den auf Leinwand gemalten zu unterscheiden,
denn je nach dem Grunde ist die Erhaltung ver-
schieden. Dies sind wohl selbstverständliche
Dinge und ich füge auch noch hinzu, dass die
folgenden Bemerkungen zumeist jene Bilder be-
trifft, die in Sehhöhe hängen. Auf Vollständigkeit
kann also dieses Inventar keinen Anspruch machen.
Die sich daran schliessenden Bemerkungen sollen
aber auf den Zweck hindeuten, den ein solches
Inventar für die Erhaltung alter Gemälde haben
könnte, wenn die nötigen Konsequenzen gezogen
werden.
I. Auf Holz gemalte Bilder.
(Die Grundierung ist überaH intakt; keine Craqueiuren
des Grundes. Die Schäden sind durch Sprünge des
Hoizes, meist an den gefugten Stehen, entstanden.)
Beginnend im kleinen Saal:
1. Amazonenschtacht (Nr. 742). Holzsprünge bis fast
zur Mitte; ein grosser Sprung bis über die Mitte.
2. Rast nach der Jagd (Nr. 731). Ein grosser Sprung
(von links beginnend) fast durch das ganze Bild
(ist gekittet!); ein paar Zentimeter tiefer beginnt
ein zweiter sich zu bilden.
3. Schlafende Diana (Nr. 730). Das Holz beginnt
hier zu arbeiten; die Farben heben sich, der
Holzfaserung folgend, in Streifen von links oben
nach rechts unten.
4. Grablegung (Nr. 738). Holzsprünge von oben nach
unten; ein starker, zwei schwächere.
3. u. 6. Zwei Satyrn (Nr. 743) und St. Christophorus
(Nr. 762). Holzsprünge.
 
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