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Münchner kunsttechnische Blätter — 6.1909/​1910

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Nr. 8
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Ostwald, W.: Ikonoskopische Studien, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36592#0033

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München, 10. Jan. 1910.

Beilage zur „Werkstatt der Kunst" (E.A. Seemann, Leipzig).
Erscheint <4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

TI. Jahrg. Nr. 8.

Inhait.* Ikonoskopische Studien. Von W. Ostwaid. (Fortsetzung und Schiuss.) — Die Frage der Restaurier-
schuien. Von F. Bentz-Freiburg i. B. — Eine wichtige Vereinfachung des Nachzeichnens photographi-
scher Vortagen. Von Joh. Mai-Darmstadt. — Anfragen und Beantwortungen.

Ikonoskopische Studien.
Von W. Ostwatd.
Mikroskopischer Nachweis der einfachen Bindemittei.
(Fortsetzung und Schiuss.)
Dort, wo die Fäden des Leinengewebes durch

den Schnitt senkrecht getroffen waren, konnte man
ieicht erkennen, dass das Oei nur zwischen die
Fasern und nicht in deren Inneres gedrungen war,
denn das Biid zeigte die eckigen Faserquerschnitte
farbios, eingebettet in eine tief violett gefärbte
Zwischensubstanz.
Die verschiedenen trockenen Oeie zeigen an-
scheinend übereinstimmendes Verhaiten; ich habe
Leinö! und Mohnöi untersucht und keinen Unter-
schied gesehen.
Aehnlich wie Methylvioiett verhält sich Me-
thylenblau, das in konzentrierter Lösung so
ziemlich alles anfärbt, in sehr verdünnter aber
auch ganz vorwiegend vom trockenen Oel ge-
speichert wird. Ich habe den Eindruck, als wenn
die Reaktion mit Methylenblau ebenso empfind-
lich wäre wie die mit Methylviolett, doch habe
ich damit nicht sehr viel gearbeitet, weil das
letztere mich in jeder Beziehung zufriedenstellte.
Ein weiterer sehr brauchbarer Farbstoff für
trockenes Oel ist Malachitgrün.
Die für Wasserfarben benutzten Bindemittel
zerfallen in die beiden Gruppen der stickstoff-
freien und der stickstoffhaltigen. Von ersteren
kommt wesentlich arabisches Gummi in Frage,
während die letzteren durch Leim, Eiweiss und
Kasein repräsentiert sind. Für ersteres kommen
Färbemittel kaum in Betracht: durch seine Lös-
lichkeit in kaltem Wasser und die Abwesenheit
der alsbald anzugebenden Reaktionen der stick-
stoffhaltigen Bindemittel erscheint Gummi zunächst
genügend gekennzeichnet.
Die genannten stickstoffhaltigen Verbindungen

werden durch sehr verschiedene Farbstoffe mehr
oder weniger intensiv gefärbt. Um zunächst eine
Uebersicht zu gewinnen, habe ich Blättchen von
weisser Gelatine in den verschiedenen Farbstoffen
stark gefärbt und sie nach dem Abwaschen in
reinem Wasser schwebend auf bewahrt. Wenn
die Proben „bluteten", d. h. ihren Farbstoff schnell
abgaben, so wurde dieser verworfen; in jedem
Falle liess sich aus dem Betrage der Färbung,
die das Wasser nach einigen Tagen annahm, die
Festigkeit der Bindung oder vielmehr die Grösse
des Teilungskoefhzienten abschätzen. Auf solche
Weise ergab sich Säuregrün (mit Zusatz von
etwas Salzsäure) als der geeignetste Stoff für
Gelatine; in der Tat verhält sich diese zu einer
ganz verdünnten Lösung des Farbstoffes (dem
ich der besseren Benetzung der Proben wegen
ein wenig Alkohol zugesetzt hatte) ganz ebenso,
wie ich es oben vom trockenen Oel gegen Methyl-
violett geschildert habe.
Annähernd von gleicher Intensität sind die
Färbungen, welche ich mit Jod eos in (als Am-
moniaksalz gelöst) erhalten habe. Es ist für
manche Zwecke gut, ausser dem sauer reagieren-
den Färbemittel, dem Säuregrün, ein neutrales
bezw. basisches zu haben, das eben im Jodeosin
vorliegt. Wo die Wahl frei ist, ziehe ich das
erstere vor.
Die drei genannten stickstoffhaltigen Binde-
mittel färben sich annähernd gleich; auch habe
ich bei gelegentlichen Versuchen nach dieser
Richtung mit anderen Farbstoffen noch keine so
erheblichen Unterschiede angetroffen, dass sich
darauf eine einzelne Kennzeichnung gründen Hesse.
 
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