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Münchner kunsttechnische Blätter — 6.1909/​1910

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Nr. 12
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Täuber, Ernst: Thioindigo und Indigo als Malfarben, [2]
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Anfragen und Beantwortungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36592#0052

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48

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. !2.

grundsätzlichen oder auch nur praktisch erheblichen
Unterschiede zwischen Indigo und Thioindigo kann
auch in diesem Falle keine Rede sein. Für diejenigen
Fachgenossen, welche diese Angaben nachprüfen
wollen, bemerke ich, dass ich auf io g Oelbleiweiss
oder Oelzinkweiss 0,002—0,02 g Indigo bezw. Thio-
indigo angewendet habe. Selbst 0,002 g Farbstoff er-
gibt noch einen ausgesprochenen bläulichen bezw. röt-
lichen Mischton, wie er in der Kunstmalerei vielfach
gebraucht wird. Unter diesen Umständen muss also
vor der Benutzung des Indigos, dessen Lichtechtheit
überdies bekanntlich auch nicht hervorragend ist, in
der künstlerischen Oelmalerei ebenso dringend gewarnt
werden, wie vor derjenigen des Thioindigos.
Erfahrenen Künstlern ist, wie ich mich überzeugen
konnte, die Unbeständigkeit des Indigos in Oel gelegent-
lich schon aufgefallen, und hierin ist gewiss die Er-
klärung dafür zu finden, dass man Indigo trotz seines
für viele Zwecke sehr gut brauchbaren Tones und trotz
des guten Rufes, dessen er sich als Textilfarbstoff
erfreut, in der Malerei nur äusserst selten verwendet,
worauf ich früher bereits hinwies.
Die mitgeteilten Beobachtungen kann man, wie ich
fand, in sehr kurzer Zeit machen, wenn man massige
Wärme anwendet. Im Luftbade bei 40 bis 60 ° voll-
zieht sich die Bleichung, die bei gewöhnlicher Zimmer-
temperatur einige Wochen erfordert, schon im Laufe
von t bis 2 Stunden bei völliger Dunkelheit. Hierbei
Hess sich auch erkennen, dass Thioindigoscharlach
gleichfalls nicht ganz unempfindlich ist gegen trock-
nende fette Oele, wenn er ihnen auch einen viel
grösseren Widerstand entgegensetzt als Indigo und
Thioindigo.
Nach den vielen Versuchen, die ich ausgeführt
habe, wird es mir schwer zu glauben, dass unter den
gewöhnlichen Bedingungen, wie sie für die Malerei in
Betracht kommen, der Indigo bisweilen beständig
gegenüber Mohnöl oder Leinöl sein könne, und dass
sich Herr Eibner nicht geirrt habe.
Wenn ich die theoretischen Auseinandersetzungen
des Herrn Eibner im dritten Absatz seiner Mitteilung
richtig verstehe, so meint er, dass die Theorie eine
grössere chemische Aehnlichkeit zwischen Indigoblau
und Thioindigoscharlach als zwischen ersterem und
Thioindigorot voraussehen lasse. Dieser Ansicht kann
ich mich gar nicht anschliessen; denn Thioindigoschar-
lach ist ja nicht ein schwefelhaltiges Analoges des
Indigos, sondern des Indirubins, das trotz seiner völlig
übereinstimmenden empirischen Zusammensetzung mit
Indigobtau recht erheblich andere Eigenschaften be-
sitzt als dieses; Thioindigo dagegen ist ein echtes
Analoges des Indigos selbst. Da die drei Farbstoffe
meines Wissens beim Küpen keine grossen Unter-
schiede aufweisen, d. h. also in ihrem Verhalten gegen-
über verschiedenen Reduktionsmitteln ungefähr über-
einstimmen, so scheint es, dass ihre Unbeständigkeit
im Oel ausschliesslich durch den Grad der Löslichkeit
in diesem bestimmt wird. Diejenige Menge, die sich
löst, wird angegriffen. Wahrscheinlich geht die Lösungs-
fähigkeit des Oeles in dem Masse zurück, wie seine
Oxydation und Polymerisation vorschreitet, so dass mit
dem Erstarren des Oeles auch seine zerstörende
Wirkung bei massigen Temperaturen aufhört.
Ich benutze die Gelegenheit, um auch noch auf
eine Bemerkung einzugehen, die Herr Ingenieur-Che-
miker Sigismund Lang in Wien in einer Zuschrift an
diese Zeitung*) zu meiner ersten Notiz über Thioindigo
und Indigo machte. Lang meint, dass Indigo als solcher
niemals in der Malerei Verwendung gefunden habe,
dass dagegen Indigkarmin viel benutzt worden sei.
Das erstere ist ein Irrtum. Einerseits gibt die mal-
technische Literatur darüber Auskunft, dass Indigo zu

*) „Chem.-Ztg.", 1908, S. 1082.

den verschiedensten Zeiten als Malerfarbe angewendet
worden ist, andererseits haben mir direkt eingezogene
Erkundigungen bei einer grossen Tubenfabrik die Ge-
wissheit verschafft, dass Indigo dort seit mindestens
30 Jahren fortdauernd bis auf den heutigen Tag so-
wohl als Aquarell- wie auch als Oeifarbe geführt und
verkauft wird.
Ueber Indigkarmin konnte ich auf diesem Wege
nichts Positives erfahren, und ich war auch zunächst
der Meinung, dass diese Angabe Längs ebenfalls auf
einem Irrtum beruhen müsse, weil es einem ziemlich
allgemein durchgeführten Grundsatz der Malereitechnik
widerspricht, wasserlösliche Farbstoffe als Mal- und
Anstrichfarben zu verwenden, und weil mir aus
eigenen Beobachtungen längst bekannt ist, dass die
Lichtbeständigkeit des Indigkarmins eine recht mässige
ist. Ich habe mich dann aber davon überzeugen
können, dass Indigosulfosäuren in der Malerei doch
tatsächlich. Anwendung gefunden haben. So wird in
einem im Jahre 1798 bei Jakob Johann Palm in Er-
langen erschienenen kleinen Werke „Farbenkunde für
Maler" von Johann Leonhard Hofifmann, nachdem
zunächst von der Anwendung des Indigos in der
Malerei gesprochen worden ist, die Darstellung eines
Produktes aus Indigo und Vitriolöl genau beschrieben,
das nach den dort gemachten Angaben wohl in der
Hauptsache als indigomonosulfosaures Kalium aufzu-
fassen ist, und das sowohl als Oeifarbe wie als Wasser-
farbe als vortrefflich bezeichnet wird, und in der Ost-
waldschen Uebersetzung des Werkes „Farben und
Malerei" von A. H. Church findet sich auf Seite 238
eine kurze Bemerkung über Indigkarmin als Aquarell-
farbe. Ich habe es unter diesen Umständen nicht für
überflüssig erachtet,. ,der Anregung Längs zu folgen.
Dabei zeigte sich, dass die Oelempündlichkeit sowohl
des Indigos wie auch des Thioindigos durch Umwand-
lung in die Alkalisalze ihrer Sulfosäuren wirklich an-
scheinend vollständig beseitigt wird. Auch hier wird
man die Erklärung in der Oelunlöslichkeit der sulfo-
sauren Salze zu suchen haben. Es ist unter diesen
Umständen nicht unwahrscheinlich, dass man aus Thio-
indigorot und seinen Verwandten wertvolle Malfarben
wird herstellen können, indem man die Sulfosäuren
der Farbstoffe bei Gegenwart oder Abwesenheit von
Substraten in solche Metallsalze umwandelt, die nicht
nur in Oel, sondern auch in Wasser vollkommen
unlöslich sind.
Anfragen und Beantwortungen.
Herrn M. L. in Kassel. — In der Angelegenheit
des um die Hälfte verkleinerten Rubensbildes der alten
Pinakothek weisen Sie auf die Wiederholung des glei-
chen Themas „Meieagar und Atalante" in der dortigen
Galerie hin und dass dort die Komposition sogar nur
Halbfiguren in Lebensgrösse zeige. Aus dem Vergleich
des Kasseler Bildes mit dem Münchner werden Sie
ersehen, dass es sich, wenn auch um denselben Vor-
wurf, doch um eine völlig andere Komposition handelt.
Sie Hnden eine Abbildung in „Klassiker der Kunst",
Bd. V, Rubens (Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart),
unter Nr. 368. Der Herausgeber, Prof. A. Rosenberg,
macht zu dem Bilde folgende Notiz: „Die Figuren von
Rubens, die Hunde nach Rooses von Paul de Vos,
die Landschaft von Wildens. Bilder, auf denen die
I-Iauptgruppe wiederholt ist, befinden sich in der Dres-
dener Galerie; bei Baron Alphons Rothschild in Paris
(nach Rooses ganz eigenhändig, aber schon 1623 aus-
geführt) und bei George Donaldson in London (bez.
P. P. R. f. 1634)." Eine in Madrid befindliche Wieder-
holung ist hier nicht genannt. B.
 
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