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Münchner kunsttechnische Biätter.
Nria.
Mit der Weimarfarbe iässt sich in mehreriei
Weise arbeiten.
1. Ohne jedes Maimitte!, wie die Farbe aus
der Tube kommt; sie vertritt in dieser Form
die übliche Oeifarbe für Primamaierei.
2. In Verbindung mit dem „Harzmaimittei"
und dem „Trockenmittei", weiche beide mit
Terpentinöi verdünnt werden können. In
dieser Art hat die Weimarfarbe den
Charakter einer ätherischen Harzöifarbe,
die nach Wunsch schneiier und langsamer
trocknend gemacht werden kann.
3. In Verbindung der in Tuben befindlichen
Weimarfarbe mit einer „Feigenmiich" ge-
nannten künstiichen Emulsion, wodurch es er-
möglicht wird, die Harzfarbe in eine tempera-
artige Farbe zu verwandein. Der Wassergehait
der „Feigenmiich" bedingt das matte Auf-
trocknen der Farben, was in vieien Fähen
sehr erwünscht sein mag, z. B. bei dekora-
tiven Arbeiten.
Wird die Maierei mit „Feigenmiich" ais Unter-
maiungsfarbe genommen, oder wiii man aus der
matten Maierei in die giänzende übergehen, dann
empfiehlt es sich, foigende kurze Anweisung zu
beherzigen:
Zum Heraushoien der biind gewordenen Stehen
bei fortschreitender Feigenmiichmaierei ge-
nügt bei einem nur schwach saugenden Grund
meistens „Feigenmiich" ahein. Ist die Maierei
aber schon besser trocken, mag man auch unseren
mageren Retuschierfirnis anwenden, dessen sehr
schwacher Gianz durch etwas Terpentinzusatz noch
mehr vermindert werden kann. — Beabsichtigt
man die Feigenmiichmaierei mit Harzfarben fertig-
zumaien, soh die Maierei vorher ganz besonders
gut trocken sein. Diese sogenannte Untermaiung
kann man dann einreiben mit unserem Harzmai-
mittei, gemischt mit etwas von dem äusserst
iangsam trocknenden Copaivaöi (auch gereinigtem
Petroleum). Es empfiehlt sich, die Malerei
aber zuvor mit dem Retuschierfirnis zu
übergehen. —
Wih man gieich mit Harzfarben anfangen
zu maien, ohne vorherige Feigenmiichmaierei,
nehme man zuerst unser Harzmaimittei und
Terpentin, bei schwer trocknenden Farben auch
noch etwas Trockenmittei hinzu, also zum Anfang.
Dann im Laufe der fortschreitenden Maierei die
Farben, wie sie aus der Tube kommen, oder ge-
mischt mit Harzmaimittei aiiein, vielleicht auch
dieses mit wenig Trockenmittel oder mit etwas
Copaivaöi (Petroleum), je nach Bedarf und Absicht.
(Diese Bemerkungen mögen auch cum grano saiis
beim Uebermaien der unterliegenden Feigenmiich-
maierei gelten.) Zum Heraushoien der einge-
schiagenen Steilen ist auch hier wieder sehr gut
der Retuschierfirnis zu verwenden. — Jedenfalls
ist immer zu beachten: Zuerst mager anfangen;
fetter und langsamer trocknend nachher! Nie
umgekehrt!! — Beim Primamaien fallen diese
Regein natürlich fort. F. Hasse.
Das Berliner Blau des Veiazquez
und andere neue Farben.
Von E. B.
Die Nachricht von der Entdeckung der Farbe
Beriiner oder Preussisch-Blau auf der um eine Riesen-
summe angekauften „Venus" des Veiazquez der Lon-
doner Nationaigaierie und die damit zusammenhängende
Untersuchung durch den Chemiker A. H. Church, der
den Befund bestätigte, ist noch in aiier Erinnerung.
Das Gemäide aber deshaib für eine Fäischung zu er-
klären, weit auf demseiben eine Draperie mit einer zu
Lebzeiten des Maiers noch unbekannten Farbe gemait
erscheint, ist aus dem Grunde gewagt, weit es gut
mögiieh ist, dass das Biid im Laufe der Zeit in die
Hände eines Restaurators geiangte — bei aiten Ge-
mälden muss man dies stets ais gewiss annehmen —,
der ohne Kenntnis oder Rücksicht auf die vom Künstier
gebrauchte Paiette mit den ihm eben zur Verfügung
stehenden Farben die Ausbesserung schadhafter Stetten
ausführte.
Die Methode, durch das Vorhandensein neuerer
Farbstoffe auf die Unechtheit eines Biides zu schiiessen,
hat im ersten Augenblick etwas sehr Ueberzeugendes,
aber nur im ersten Augenbiick! Denn ein auf Fäi-
schungen ausgehender Maier wird sich zuaiiererst
genau umsehen, weiche Farbstoffe zur Zeit des von
ihm „nachzuemphndenden" aiten Meisters bekannt
gewesen sind, und er wird aiie Farbstoffe vermeiden,
die neueren Datums sind, schon aiiein deshaib, um
desto ieichter in der vom Meister gewöhniieh beliebten
Farbstimmung zu bleiben.
Die hier aufgeworfene Frage ist Veraniassung,
erstiieh festzusteiien, weiche Farben zur Zeit des
Veiazquez (geb. t599. gest. 1660) bekannt und von
Maiern zu ihren Oeigemälden verwendet wurden, und
dann aiie Farben Revue passieren zu iassen, die in
späterer Zeit als neu entdeckte oder neu eingeführte
Farben Bestandteiie unserer Paiette geworden sind.
Ais Queiie für Veiazquez' Farbenskala käme zu-
nächst das im Jahre 1649 zu Seviiia erschienene Buch
seines Lehrers Francisco Pacheco (:57t—1664) in
Betracht, das betiteit ist: Arte de ia Pintura, su Anti-
güedad y Grandezas. Obwohi dieses gross angeiegte
Werk über aiie Arten der Maierei ausführiiehe Ab-
handiungen enthäit, ist merkwürdigerweise eine Farben-
iiste nicht darin enthaiten (übrigens eine Eigentüm-
lichkeit mancher Kunstbücher der Zeit, wie z. B. des
Armenini, Vasari u. a.!). In dem zweibändigen Werke
Paiominos „Ei Museo Pictórico", das im Jahre 1724
erschienen ist, wird je eine besondere Liste von
Farben für Tempera, Staffiermaierei, Fresko und Oei-
maierei angeführt, und man kann ais gewiss annehmen,
dass sie die Mehrzahi der Künstler verwendet hat.
Es sind nicht sehr vieie, aber Berliner Blau ist
nicht darunter, wenn auch, wie wir sehen werden,
dieser Farbstoff zur Zeit des Erscheinens des Buches
bereits entdeckt war. Es zeigt dies zur Genüge, dass
es zu jener Zeit ungieich iänger gedauert haben mag,
bis neuere Farben in weiter Ferne bekannt wurden,
und auch, wie konservativ wohi die Maier jener Zeit
gewesen sind.
Die Farbeniiste der spanischen Maier des 18.
Jahrhunderts setzt sich aus foigenden Pigmenten zu-
sammen (s. m. Beiträge, IV. Foige, S. 86):
Aibayaide (Bieiweiss),
Bermeilon (Zinnober),
Genuii (Neapeigeib oder Bieigeib?),
Ocre claro y oscuro (helier und dunkier Ocker),
Münchner kunsttechnische Biätter.
Nria.
Mit der Weimarfarbe iässt sich in mehreriei
Weise arbeiten.
1. Ohne jedes Maimitte!, wie die Farbe aus
der Tube kommt; sie vertritt in dieser Form
die übliche Oeifarbe für Primamaierei.
2. In Verbindung mit dem „Harzmaimittei"
und dem „Trockenmittei", weiche beide mit
Terpentinöi verdünnt werden können. In
dieser Art hat die Weimarfarbe den
Charakter einer ätherischen Harzöifarbe,
die nach Wunsch schneiier und langsamer
trocknend gemacht werden kann.
3. In Verbindung der in Tuben befindlichen
Weimarfarbe mit einer „Feigenmiich" ge-
nannten künstiichen Emulsion, wodurch es er-
möglicht wird, die Harzfarbe in eine tempera-
artige Farbe zu verwandein. Der Wassergehait
der „Feigenmiich" bedingt das matte Auf-
trocknen der Farben, was in vieien Fähen
sehr erwünscht sein mag, z. B. bei dekora-
tiven Arbeiten.
Wird die Maierei mit „Feigenmiich" ais Unter-
maiungsfarbe genommen, oder wiii man aus der
matten Maierei in die giänzende übergehen, dann
empfiehlt es sich, foigende kurze Anweisung zu
beherzigen:
Zum Heraushoien der biind gewordenen Stehen
bei fortschreitender Feigenmiichmaierei ge-
nügt bei einem nur schwach saugenden Grund
meistens „Feigenmiich" ahein. Ist die Maierei
aber schon besser trocken, mag man auch unseren
mageren Retuschierfirnis anwenden, dessen sehr
schwacher Gianz durch etwas Terpentinzusatz noch
mehr vermindert werden kann. — Beabsichtigt
man die Feigenmiichmaierei mit Harzfarben fertig-
zumaien, soh die Maierei vorher ganz besonders
gut trocken sein. Diese sogenannte Untermaiung
kann man dann einreiben mit unserem Harzmai-
mittei, gemischt mit etwas von dem äusserst
iangsam trocknenden Copaivaöi (auch gereinigtem
Petroleum). Es empfiehlt sich, die Malerei
aber zuvor mit dem Retuschierfirnis zu
übergehen. —
Wih man gieich mit Harzfarben anfangen
zu maien, ohne vorherige Feigenmiichmaierei,
nehme man zuerst unser Harzmaimittei und
Terpentin, bei schwer trocknenden Farben auch
noch etwas Trockenmittei hinzu, also zum Anfang.
Dann im Laufe der fortschreitenden Maierei die
Farben, wie sie aus der Tube kommen, oder ge-
mischt mit Harzmaimittei aiiein, vielleicht auch
dieses mit wenig Trockenmittel oder mit etwas
Copaivaöi (Petroleum), je nach Bedarf und Absicht.
(Diese Bemerkungen mögen auch cum grano saiis
beim Uebermaien der unterliegenden Feigenmiich-
maierei gelten.) Zum Heraushoien der einge-
schiagenen Steilen ist auch hier wieder sehr gut
der Retuschierfirnis zu verwenden. — Jedenfalls
ist immer zu beachten: Zuerst mager anfangen;
fetter und langsamer trocknend nachher! Nie
umgekehrt!! — Beim Primamaien fallen diese
Regein natürlich fort. F. Hasse.
Das Berliner Blau des Veiazquez
und andere neue Farben.
Von E. B.
Die Nachricht von der Entdeckung der Farbe
Beriiner oder Preussisch-Blau auf der um eine Riesen-
summe angekauften „Venus" des Veiazquez der Lon-
doner Nationaigaierie und die damit zusammenhängende
Untersuchung durch den Chemiker A. H. Church, der
den Befund bestätigte, ist noch in aiier Erinnerung.
Das Gemäide aber deshaib für eine Fäischung zu er-
klären, weit auf demseiben eine Draperie mit einer zu
Lebzeiten des Maiers noch unbekannten Farbe gemait
erscheint, ist aus dem Grunde gewagt, weit es gut
mögiieh ist, dass das Biid im Laufe der Zeit in die
Hände eines Restaurators geiangte — bei aiten Ge-
mälden muss man dies stets ais gewiss annehmen —,
der ohne Kenntnis oder Rücksicht auf die vom Künstier
gebrauchte Paiette mit den ihm eben zur Verfügung
stehenden Farben die Ausbesserung schadhafter Stetten
ausführte.
Die Methode, durch das Vorhandensein neuerer
Farbstoffe auf die Unechtheit eines Biides zu schiiessen,
hat im ersten Augenblick etwas sehr Ueberzeugendes,
aber nur im ersten Augenbiick! Denn ein auf Fäi-
schungen ausgehender Maier wird sich zuaiiererst
genau umsehen, weiche Farbstoffe zur Zeit des von
ihm „nachzuemphndenden" aiten Meisters bekannt
gewesen sind, und er wird aiie Farbstoffe vermeiden,
die neueren Datums sind, schon aiiein deshaib, um
desto ieichter in der vom Meister gewöhniieh beliebten
Farbstimmung zu bleiben.
Die hier aufgeworfene Frage ist Veraniassung,
erstiieh festzusteiien, weiche Farben zur Zeit des
Veiazquez (geb. t599. gest. 1660) bekannt und von
Maiern zu ihren Oeigemälden verwendet wurden, und
dann aiie Farben Revue passieren zu iassen, die in
späterer Zeit als neu entdeckte oder neu eingeführte
Farben Bestandteiie unserer Paiette geworden sind.
Ais Queiie für Veiazquez' Farbenskala käme zu-
nächst das im Jahre 1649 zu Seviiia erschienene Buch
seines Lehrers Francisco Pacheco (:57t—1664) in
Betracht, das betiteit ist: Arte de ia Pintura, su Anti-
güedad y Grandezas. Obwohi dieses gross angeiegte
Werk über aiie Arten der Maierei ausführiiehe Ab-
handiungen enthäit, ist merkwürdigerweise eine Farben-
iiste nicht darin enthaiten (übrigens eine Eigentüm-
lichkeit mancher Kunstbücher der Zeit, wie z. B. des
Armenini, Vasari u. a.!). In dem zweibändigen Werke
Paiominos „Ei Museo Pictórico", das im Jahre 1724
erschienen ist, wird je eine besondere Liste von
Farben für Tempera, Staffiermaierei, Fresko und Oei-
maierei angeführt, und man kann ais gewiss annehmen,
dass sie die Mehrzahi der Künstler verwendet hat.
Es sind nicht sehr vieie, aber Berliner Blau ist
nicht darunter, wenn auch, wie wir sehen werden,
dieser Farbstoff zur Zeit des Erscheinens des Buches
bereits entdeckt war. Es zeigt dies zur Genüge, dass
es zu jener Zeit ungieich iänger gedauert haben mag,
bis neuere Farben in weiter Ferne bekannt wurden,
und auch, wie konservativ wohi die Maier jener Zeit
gewesen sind.
Die Farbeniiste der spanischen Maier des 18.
Jahrhunderts setzt sich aus foigenden Pigmenten zu-
sammen (s. m. Beiträge, IV. Foige, S. 86):
Aibayaide (Bieiweiss),
Bermeilon (Zinnober),
Genuii (Neapeigeib oder Bieigeib?),
Ocre claro y oscuro (helier und dunkier Ocker),