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Münchner kunsttechnische Blätter — 6.1909/​1910

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Nr. 10
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Mai, Johann: Eine wichtige Vereinfachung des Nachzeichnens photographischer Vorlagen, [2]
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Täuber, Ernst: Ueber Krapplacke und Alizarinlacke
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https://doi.org/10.11588/diglit.36592#0043

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Münchner kunsttechnische Btätter.

39

Nr. to.

mit Satzsäurewasser gereinigte Gtasschate am besten
dazu. Ueber die Schate sott eine Gtasptatte getegt
werden, damit der Atkohot nicht so rasch verdunsten
kann; die Lösung ist unbegrenzt haftbar und kann oft
gebraucht werden. Die überzeichnete Kopie wird be-
hutsam in die Lösung gelegt, doch darf die Schate
nicht bewegt werden, und beginnt die Ausbteichung
des rötüch-braunen Hatbtonbitdes fast sofort, denn in
einigen Minuten sind setbst die dunketsten Partien aus-
gebteicht, so dass nichts mehr davon zurückbteibt.
Nachdem in dieser Weise nur noch die schwarze Tusch-
zeichnung attein auf dem Papier sich befindet, nimmt
man sie vorsichtig aus der Schate und tegt sie in eine
sotche mit Wasser, um die Subtimattösung auszuschei-
den, was noch einigema! mit frischem Wasser wieder-
hott werden sott, doch ist jede Berührung und Bewe-
gung zu Untertassen. Eine Nachbehandtung mit ver-
dünntem Chtorwasser (Eau de Javette) und eine kurze
Wässerung ist noch zu empfehten.
Die Zeichnung wird hierauf, auf weissem Fliess-
papier tiegend, im Tageshcht getrocknet, wodurch die
Tusche wieder erhärtet, und können dann nachträgtich
entweder Verbesserungen grauer, schwacher Striche
oder aber auch noch sonstige Einzeichnungen und
Schattierungen betiebig angebracht werden, wenn es
die Vervobkommnung der Strichzeichnung erfordertich
erscheinen tässt. Wird die Zeichnung im massig feuch-
ten Zustande satiniert, so ist dies vorteithaft, weit da-
durch die Rauheit des Papieres verschwindet, die sich
durch die verschiedenen Bäder gebitdet hat.
Die Verwaschungen gewisser Teite derartiger Zeich-
nungen mit verdünnter Tusche sott unterbteiben, wenn
es sich um Strichkhschees handett; es müssen deshatb
atte Schattierungen nur in Strichtagen zum Ausdruck
gebracht werden. Setbstverständhch können aber auch
andernfatts Strichzeichnungen mit verwaschenen Tönen
und Schattierungen angefertigt werden, wobei die un-
verwischbare Tusche mit destibiertem oder Regen-
wasser entsprechend verdünnt werden kann. In diesem
Fatte empiiehtt es sich, derartige Töne erst nach dem
Ausbteichen, Wässern und Trocknen der Strichzeich-
nung aufzusetzen, weit man den Effekt und die Wir-
kung der Schatten auf dem weissen Papier richtiger
beurteiten kann, ats wenn das bräuntiche Bitd darunter
Hegt. Ausserdem ist man sicherer, dass die verdünnte
Tusche nicht vom Subtimatbade doch noch gebteicht
oder angegriffen werden kann.
Die gtänzenden und mit einer Schicht versehenen
Papiere, wie Zettoidinpapier usw., eignen sich, wie schon
erwähnt, für dieses Verfahren nicht so gut, indem auf
der Schicht die Tusche teichter austäuft und das Zeich-
nen deshatb umständtich und schwieriger ist; dagegen
erweist sich das matte Atbumatpapier ats besonders
gut geeignet, da die tichtemphndtiche Substanz im
Papier setbst enthatten ist, so dass die Tusche in die
Papierfaser eindringt und sich mit dieser, d. h. mit
dem Papierstoff, verbindet, wodurch sie der Ausbtei-
chung genügend widersteht.
Die Bteichtösung ist, wie schon erwähnt, unbegrenzt
hattbar; sie wird nach Gebrauch sofort in einer gut
verkorkt gehattenen Ftasche verwahrt, die mit Gift-
etikett versehen wird.
Die Strichzeichnung setbst wird, da sie für photo-
chemigraphische Zwecke bestimmt ist, auf Karton oder
Pappe aufgespannt und so der betreffenden Anstatt
zugesandt, denn zusammenbrechen oder -rotten sott
man sie nicht, da die Tusche sowie das Papier setbst
Schaden erleiden kann, wodurch Schwierigkeiten für
die weitere Reproduktion entstehen.
Der Vorteit des Atbumatpapieres für diese Arbeiten
besteht schtiesstich auch noch darin, dass dieses Papier
unvertetztich ist und die hier erläuterte Behandtung sehr
gut verträgt, so dass man bei Beachtung dieser Vor-
schrift unbedingt auf gute Resuttate rechnen darf.

Ueber Krapplacke und Alizarinlacke*).
Von Ernst Täuber.
Die Behauptung, dass die Lacke aus natürlichem
Krappfarbstoff jenen aus synthetischem Atizarin an
Lichtechtheit übertegen seien, kehrt noch immer dann
und wann wieder, in neuerer Zeit atterdings nur selten.
Der Chemiker, wetcher sich mit dem Gegenstände
nicht näher beschäftigt hat, ist geneigt, diese Ansicht
im ganzen Umfange für unbegründet zu hatten, und
führt sie auf das Vorurteil zurück, welches in Laien-
kreisen noch vietfach gegenüber den künstlich herge-
stehten Farbstoffen herrscht und in diesen nur Surro-
gate der entsprechenden Naturprodukte erbtickt. Wer
sich aber für die Krapptacke näher interessiert, wird
doch eine experimentebe Prüfung der Frage nicht für
überflüssig hatten, denn er wird finden, dass unter den
wahren Krapptacken Produkte von sehr verschiedenen
Nuancen Vorkommen, z. T. sotche, wie sie weder aus
reinem Atizarin, noch aus reinem Purpurin, noch aus
Gemischen beider erhältlich sind. Es fotgt daraus,
dass die Lacke aus natürhchem Farbstoff wechselnde
Beimengungen enthatten müssen, die setbstverständhch
auch die Lichtechtheit beeinflussen können. Ich habe
von diesem Gesichtspunkte aus schon vor einer Reihe
von Jahren vergteichende Versuche mit Atizarin- und
Purpurintacken einerseits, mit Krapptacken anderer-
seits angesteht, bin aber damals**) zu keinem für die
Krapptacke günstigen Ergebnis gelangt. Die aus depi
Handel bezogenen Produkte, wetche von mir geprüft
wurden, erwiesen sich vielmehr sowohl ats Aquareh-
farben wie auch ats Oetfarben durchschnitthch etwas
weniger tichtbeständig ats reiner Atizarintonerdetack,
und auch die besten von ihnen wiesen nur eine unge-
fähr gleiche Lichtechtheit wie dieser auf. Zu einer
noch ungünstigeren Beurteitung der Krapptacke ist
später A. Eibner***) getangt, der unter den käuflichen
Krapplacken auch die wenig tichtbeständigen Purpurin-
tacke in anscheinend einheitlicher Form angetroffen hat.
Eine Notiz in der Preisliste der Firma Gebt*. Heyt
& Co. in Chartottenburg, wonach der hebrosa Lack
aus Wurzetkrapp dem Atizarintack an Transparenz und
Lichtbeständigkeit übertegen sein sott, und eine pri-
vate Mitteitung ähnlichen Inhatts des Herrn Kart Luck
in Biebrich, der in der Fabrikation der Krapptacke
ausgedehnte Erfahrungen besitzt, verantassten mich,
neue vergteichende Versuche anzustetten, zu denen ich
nicht nur einige mir von den genannten Stetten freund-
tichst übertassene Präparate, sondern auch Krapptacke
und Atizarintacke aus anderen Queden benutzte. Ich
habe diese verschiedenen Pigmente sowoht ats Wasser-
farben wie auch ats Oetfarben einer genauen ver-
gteichenden Prüfung unterworfen und kann nunmehr,
nach zweijähriger Beobachtung, beistimmen, dass heb-
rosa Krapptacke existieren, wetche die angegebenen
Vorzüge besitzen. Gteichzeitig fand ich bezüglich aber
anderen untersuchten Präparate meine ätteren Beobach-
tungen bestätigt. Ich hatte früher gerade den hebrosa
Krapptack nicht in den Kreis meiner Untersuchungen
gezogen, weit ich ihn wegen seines geringen Färbe-
vermögens für ein absichtlich stark abgeschwächtes
Fabrikationsprodukt hiett. Dies trifft indessen woht
nicht zu, vielmehr scheint es, dass gerade dieser wert-
vottste Krapptack sich bisher nicht in konzentrierter
Form erhatten tässt. Unter den anderen untersuchten
Krapptacken reichten die meisten nicht an die Licht-
echtheit des Atizarintacks heran. Am wenigsten be-
ständig erwiesen sich einige Sorten, die, wie der heb-
rosa Krapptack, einen sehr hohen Handetspreis haben

**) ,,Die Kunst-Halle" 1903, S. 68—69, ^Techn Mitteü. f.
***) ,,Techn. Mitteil. f. Malerei" XXII, 190g, S. 152—153, und
 
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