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Münchner kunsttechnische Blätter — 6.1909/​1910

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Nr. 12
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Hasse, F.: Noch einmal die Weimarfarbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.36592#0049

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München, y. März 1910.

Beilage zur „Werkstatt der Kunst " (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint ¡4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

TI. Jahrg. Nr. 12.

Inhalt: Noch einma) die Weimarfarbe. Von Prof. F. Hasse. — Das BeriinerBiau des Velazquez und andere
neue Farben. Von E. B. — Thioindigo und Indigo ais Maifarben. Von Prof. Ernst Täuber. (Schiuss.)
— Anfragen und Beantwortungen.

Noch einmal die Weimariarbe.

Aus dem Laboratorium der Grossh. sächs.
Kunstschuie in Weimar geht uns foigende Zuschrift
mit der Bitte um Abdruck zu:
Den zahlreichen, mir im Laufe der Zeit zu-
gegangenen Aeusserungen nach zu schliessen,
haben sich hier und da abweichende Meinungen
über diese Farbe gebildet. Es sei mir daher ge-
stattet, mich über Entstehung und Wesen der
Weimarfarbe etwas näher zu äussern. Pro primo
hat es sich keineswegs darum gehandelt, zu den
vielen Neuerscheinungen auf dem Farbenmarkt
wieder eine beliebige ganz neue Farbe zu bringen,
die natürlich wieder alles Dagewesene übertreffen
sollte, sondern es handelte sich um die Betonung
und um die Ermöglichung der leichten Ausführung
eines alten Prinzips, welches darin besteht, beim
Malen im allgemeinen mit einer mageren und
fettarmen Farbe anzufangen, soweit nicht Prima-
malerei beabsichtigt ist. Im Grunde genommen,
ist ja bei vielen Malern diese Erkenntnis und Ab-
sicht vorhanden, wie die öftere Anwendung irgend-
einer der im Handel befindlichen Temperafarben
als Unterlage für Oelmalerei beweist. Es ist
aber Tatsache, dass die meisten Maler aus be-
kannten Gründen immer wieder dieses Verfahren
fallen lassen, auch deshalb, weil vielen schon das
Arbeiten mit zweierlei Material, mit Tempera-
und mit Oelfarbe, unbequem ist. Es entstand
also das Bedürfnis, eine Farbe zu schaffen, mit der
man ohne Schwierigkeit ebensogut in Art der
Tempera wie auch in gesättigten, tieffeurigen
Oelfarbentönen arbeiten könnte, und es schien
die Lösung dieses Problems doch offenbar nur
durch Finden einer sozusagen neutralen Farbe
erreichbar, wenn dem Farbenmaterial durch ge-
wisse Zusätze diese Eigenschaften verliehen
würden.

Meinen im Laboratorium der Weimarer Kunst-
schule vorgenommenen Versuchen gelang es, ein
solches indifferentes Farbenmaterial zusammen-
zusetzen, das sich ohne Schädigung der Qualität
des Rohstoffes ebensogut mit einer Tempera-
emulsion wie auch mit einer Harzlösung ver-
binden lässt. Genaueres darüber zu veröffent-
lichen, ist mir durch die mit dem Grossh. Mini-
sterium eingegangenen Verpflichtungen vorerst
leider unmöglich. — Nun ist ja nicht zu leugnen,
dass ein neues und ungewohntes Material an das
Entgegenkommen der Kollegen einige An-
forderungen stellt, besonders da, wo wenig Farb-
materialkenntnis vorliegt und der Maler sozusagen
sine ira et Studio mit der ihm bequem zurecht-
gemachten Oelfarbe gewöhnt war zu malen. Aber
durch stellenweise wirklich liebevolles Entgegen-
kommen und vermittelst dankenswerter Winke ge-
lang es, die Farbe immer mehr wunschgerecht zu
machen und sie ausserdem noch so herzustellen, dass
man sie auch wie jede Oelfarbe ohne weitere Zusätze
gebrauchen kann, d. h. also wie sie aus der Tube
kommt.
gF Keineswegs soll nun in dieser Farbe das allein-
seligmachende Material erblickt werden, aber
ganz gewiss ermöglicht es uns, in müheloser
Weise in Harz sowohl wie auch in Tempera zu
malen und das Prinzip durchzuführen, das auch
unser verstorbener Carl Gussow in seinen „Mal-
technischen Winken" immer wieder kategorisch
für länger dauernde Arbeiten fordert: „Mit magerer
Farbe anfangen, mit fetter Farbe aufhören!" —
In der Broschüre über die „Weimarfarbe" ist ein
Weiteres ausführlich erörtert; es sei mir hier nur
gestattet, auf vielfach geäusserten Wunsch kurz
das Wesentlichste in der Behandlung der „Weimar-
farbe" zusammenzufassen:
 
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