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Münchner kunsttechnische Blätter.
Nr 9.
Beispiele des Figürlichen zur Zierde der Haus-
front kommen vor (z. B. in Ardez). Im ganzen
kann man aber sagen, dass die Buntbemaiung
mehr gegen die Tiroler Grenze zu und das
Münstertal heimischer ist, während Sgrafñto in
den oberen Täiern den Platz behauptet. Doch
finden sich einige bemalte Häuser in Bergün,
eines davon in entschiedenem Rokokogeschmack,
Reste von gotischer Bemalung im Turm daselbst
und an anderen Orten.
Abb. 4.
Sgrafñto-Dekoration am Hause Badrutt in St. Moritz.
Aus den hier angeführten Beispielen soll nur
ersehen werden, wie die SgrafAtodekoration sich
dem herrschenden Stitcharakter anzuschmiegen
vermag. Mit seiner einfachen Technik der Linien-
und Flächenwirkung dürfte es nicht schwer sein,
dass der neuzeitliche Geschmack und die Formen-
welt von heute sich ihrer bedient, um mit all
den mehr oder weniger einfachen, für die Ferne
wirkenden Mitteln des Chiaro-scuro die sonst so
monotonen Flächen unserer Putzarchitektur zu ver-
zieren und das Bild unserer Villenstädte zu be-
reichern. In der Verschiedenfarbigkeit des
Grundes liegt auch die Möglichkeit, Abwechslung
in die Fläche zu bringen, ohne in allzu grosse
Buntheit umzuschlagen.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht ver-
säumen, daraufhinzuweisen, dass auch in der Ver-
einigung der Sgraffitotechnik mit Fresko
ein Weg liegt, den wir im Interesse der Belebung
unserer Fassaden einschlagen könnten. Die En-
gadiner Sgrafñten zeigen zudem eine ausserordent-
liche Widerstandskraft gegen die Witterungsein-
flüsse, so dass auch nach dieser Richtung keine
Bedenken auf kommen könnten, und was die
Schnelligkeit der Ausführung anbelangt, kann die
Technik es mit jeder anderen nicht nur aufnehmen,
ja, sie übertrifft jede andere in dieser Beziehung.
In künstlerischer Hinsicht gibt es keine einfachere
Manier, um grosse Flächen der Fläuserfronten zu
verzieren. Es bietet sich unseren „Raumkünstlern"
gewiss Gelegenheit genug, auch in dieser Rich-
tung bahnbrechend vorzugehen, und dazu die An-
regung gegeben zu haben, ist der Zweck dieser
Veröffentlichung. Dabei ist es ja nicht nötig,
die alten Formen zu wiederholen. Im Gegenteil!
Unseren Architekten ist es gewiss ein Leichtes, die
althergebrachte Technik den neuzeitlichen Formen
anzupassen und durch Verschwisterung von Sgraf-
ñto und Fresko ein brauchbares Element der Aussen-
dekoration in den Rahmen ihrer Werke einzufügen.
Anfragen und Beantwortungen.
H. D. in H. (Bad. Schwarzwald). — Beim Gebrauche
der Konus-Farbmühle empfiehlt es sich entschieden,
die Farben im nassen Zustande zu mahlen, und zwar,
wie Sie es beabsichtigen, die Farben mit (destilliertem)
Wasser auf Vorrat zu reiben und erst vor dem Gebrauche
mit Tempera oder Kasein nachzureiben; dies hat auch
den Vorteil, dass die mit Wasser verriebenen Farben
länger gebrauchsfähig bleiben, als wenn sie sogleich
mit Tempera- oder Kasein-Bindemitteln versetzt
werden; denn diese verderben ohne starke Konser-
vierungsmittel ziemlich rasch. — Auf Ihre zweite Frage:
„Wie lässt sich das solange Klebrigbleiben des
Mastixfirnis auf einwandfreie Art vermeiden?" sei
bemerkt, dass guter Mastixßrnis (nur aus Mastixkörnern
und reinem Terpentingeist gelöst) überhaupt nicht
klebrig bleiben soll. Vielleicht haben Sie auf nicht
genügend trockene Oelfarbe gefirnisst, oder der
Terpentin war schon zu alt und in nicht gut verkorkter
Flasche aufbewahrt worden. Durch den letzteren Um-
stand wird der Terpentin „eingedickt" und er trocknet
dann auch Schwerer vollständig auf.
Ein „Neugieriger aus W." sendet uns folgende
Frage: „Wie färbt man weissen Marmor licht-
und wetterbeständig? Besonders würde mich inter-
essieren: Hellblau, hell-gelbbraun (blond), blauschwarz,
blauviolett, gelblich (ockerfarben) und gelblich-rötlich,
(fleischfarben). — Gibt es ausser Aquarellfarben auch
ätzende Flüssigkeiten für diesen Zweck? (Tabak-
saft z. B. soll Marmor braun färben). — Gibt es ein
Kapitel eines Werkes oder eine Broschüre, einen Ar-
tikel usw. hierüber? — Ich dachte an bloss lasierende,
nicht dick aufzutragende, deckende Farben, damit das
Korn des Steines erhalten bleibt". — Da sich die
Schriftleitung zur Beantwortung obiger Fragen nicht für
kompetent erachtet, bittet sie in solchen Dingen Er-
fahrenere um gefällige Mitteilungen. E. B.
Münchner kunsttechnische Blätter.
Nr 9.
Beispiele des Figürlichen zur Zierde der Haus-
front kommen vor (z. B. in Ardez). Im ganzen
kann man aber sagen, dass die Buntbemaiung
mehr gegen die Tiroler Grenze zu und das
Münstertal heimischer ist, während Sgrafñto in
den oberen Täiern den Platz behauptet. Doch
finden sich einige bemalte Häuser in Bergün,
eines davon in entschiedenem Rokokogeschmack,
Reste von gotischer Bemalung im Turm daselbst
und an anderen Orten.
Abb. 4.
Sgrafñto-Dekoration am Hause Badrutt in St. Moritz.
Aus den hier angeführten Beispielen soll nur
ersehen werden, wie die SgrafAtodekoration sich
dem herrschenden Stitcharakter anzuschmiegen
vermag. Mit seiner einfachen Technik der Linien-
und Flächenwirkung dürfte es nicht schwer sein,
dass der neuzeitliche Geschmack und die Formen-
welt von heute sich ihrer bedient, um mit all
den mehr oder weniger einfachen, für die Ferne
wirkenden Mitteln des Chiaro-scuro die sonst so
monotonen Flächen unserer Putzarchitektur zu ver-
zieren und das Bild unserer Villenstädte zu be-
reichern. In der Verschiedenfarbigkeit des
Grundes liegt auch die Möglichkeit, Abwechslung
in die Fläche zu bringen, ohne in allzu grosse
Buntheit umzuschlagen.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht ver-
säumen, daraufhinzuweisen, dass auch in der Ver-
einigung der Sgraffitotechnik mit Fresko
ein Weg liegt, den wir im Interesse der Belebung
unserer Fassaden einschlagen könnten. Die En-
gadiner Sgrafñten zeigen zudem eine ausserordent-
liche Widerstandskraft gegen die Witterungsein-
flüsse, so dass auch nach dieser Richtung keine
Bedenken auf kommen könnten, und was die
Schnelligkeit der Ausführung anbelangt, kann die
Technik es mit jeder anderen nicht nur aufnehmen,
ja, sie übertrifft jede andere in dieser Beziehung.
In künstlerischer Hinsicht gibt es keine einfachere
Manier, um grosse Flächen der Fläuserfronten zu
verzieren. Es bietet sich unseren „Raumkünstlern"
gewiss Gelegenheit genug, auch in dieser Rich-
tung bahnbrechend vorzugehen, und dazu die An-
regung gegeben zu haben, ist der Zweck dieser
Veröffentlichung. Dabei ist es ja nicht nötig,
die alten Formen zu wiederholen. Im Gegenteil!
Unseren Architekten ist es gewiss ein Leichtes, die
althergebrachte Technik den neuzeitlichen Formen
anzupassen und durch Verschwisterung von Sgraf-
ñto und Fresko ein brauchbares Element der Aussen-
dekoration in den Rahmen ihrer Werke einzufügen.
Anfragen und Beantwortungen.
H. D. in H. (Bad. Schwarzwald). — Beim Gebrauche
der Konus-Farbmühle empfiehlt es sich entschieden,
die Farben im nassen Zustande zu mahlen, und zwar,
wie Sie es beabsichtigen, die Farben mit (destilliertem)
Wasser auf Vorrat zu reiben und erst vor dem Gebrauche
mit Tempera oder Kasein nachzureiben; dies hat auch
den Vorteil, dass die mit Wasser verriebenen Farben
länger gebrauchsfähig bleiben, als wenn sie sogleich
mit Tempera- oder Kasein-Bindemitteln versetzt
werden; denn diese verderben ohne starke Konser-
vierungsmittel ziemlich rasch. — Auf Ihre zweite Frage:
„Wie lässt sich das solange Klebrigbleiben des
Mastixfirnis auf einwandfreie Art vermeiden?" sei
bemerkt, dass guter Mastixßrnis (nur aus Mastixkörnern
und reinem Terpentingeist gelöst) überhaupt nicht
klebrig bleiben soll. Vielleicht haben Sie auf nicht
genügend trockene Oelfarbe gefirnisst, oder der
Terpentin war schon zu alt und in nicht gut verkorkter
Flasche aufbewahrt worden. Durch den letzteren Um-
stand wird der Terpentin „eingedickt" und er trocknet
dann auch Schwerer vollständig auf.
Ein „Neugieriger aus W." sendet uns folgende
Frage: „Wie färbt man weissen Marmor licht-
und wetterbeständig? Besonders würde mich inter-
essieren: Hellblau, hell-gelbbraun (blond), blauschwarz,
blauviolett, gelblich (ockerfarben) und gelblich-rötlich,
(fleischfarben). — Gibt es ausser Aquarellfarben auch
ätzende Flüssigkeiten für diesen Zweck? (Tabak-
saft z. B. soll Marmor braun färben). — Gibt es ein
Kapitel eines Werkes oder eine Broschüre, einen Ar-
tikel usw. hierüber? — Ich dachte an bloss lasierende,
nicht dick aufzutragende, deckende Farben, damit das
Korn des Steines erhalten bleibt". — Da sich die
Schriftleitung zur Beantwortung obiger Fragen nicht für
kompetent erachtet, bittet sie in solchen Dingen Er-
fahrenere um gefällige Mitteilungen. E. B.