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Münchner kunsttechnische Blätter — 6.1909/​1910

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Nr. 4
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Ziegler, Walter: Die graphischen Künste und das Farbenbuch
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Krep, ...: Abformung altdresdner Plastik
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Anfragen und Beantwortungen / Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.36592#0020

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:6

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr 4.

wisse Farben nur in mangelhafter Beschaffenheit her-
zusteilen, so muss der Verarbeiter von den fehlerhaften
Eigenschaften unterrichtet werden. In den Preislisten
und auf den Hüllen, in denen die Farbstoffe verkauft
werden, sollen wahrheitsgemässe und verständliche An-
gaben aufgedruckt werden, und es darf keine Täu-
schung Platz greifen. Einige Firmen haben bereits
diesbezügliche Qualitätsvermerke in ihren Listen ein-
geführt.
Die Farben, und hauptsächlich die Teerfarben,
werden in hunderten von Nuancen auf den Markt ge-
worfen, mit ebenso vielen Bezeichnungen und Namen,
wir müssen uns fragen, besteht hierzu eine Notwendig-
keit? Wäre es nicht angezeigt, eine vereinfachte No-
menklatur, nicht vom Standpunkt des Chemikers, son-
dern für den Verbraucher zu schaffen, damit dem
Verarbeiter die Wahl seiner Materialien erleichtert
würde ?
Das Farbenbuch will positive Anhaltspunkte schaffen,
hierzu ist ernste Arbeit nötig, und nur durch die Mit-
wirkung möglichst vieler Interessenkreise kann ein ge-
deihliches Ganzes entstehen.
Herr Direktor Max Seliger in Leipzig hat in der
Form eines Fragebogens die Ansichten und Wünsche
von graphisch und drucklich tätigen Personen und An-
stalten eingeholt. Meine Ausführungen habe ich in
jenem Sinne gehalten, der in der Beantwortung der
Fragebogen im allgemeinen zum Ausdruck kommt.
Sie können daraus ersehen, dass die Wichtigkeit
des Zustandekommens des projektierten Deutschen
Farbenbuches in fachlichen Kreisen vollständig aner-
kannt wird.
Möge, dem deutschen Wesen entsprechend, mit
ehrlicher Gründlichkeit ein Werk entstehen, der Kunst
und dem Gewerbe zum Nutzen, dem deutschen Volke
zur Ehre.
Abformung altdresdner Plastik.
An dem ehemaligen prächtigen Schlosskapellen-
portal, einem herrlichen Meisterwerk deutscher pla-
stischer Kunst in Dresden aus der Reformationszeit,
werden gegenwärtig von einem Gerüst aus sämtliche
Figuren mittels Leimformen sowie auch der 4'^ m
hohe, 2,to breite, überaus reich in Eiche geschnitzte
Torflügel abgeformt, um Modelle für eine eventuelle
spätere Ergänzung zu besitzen, weil dieses Kunstwerk
besonders stark unter den Witterungseinflüssen zu
leiden hat.
Dieses Kunstwerk wurde vom Kurfürst Moritz ge-
plant, aber erst von dessen Bruder, Kurfürst August,
durch den Oberzeug- und Baumeister Vogt im Jahre
1556 vollendet. Das Königl. Landbauamt II übertrug
diese äusserst schwierigen Abformungen der in
deutschen Künstlerkeisen allgemein bekannten Firma
C A. Zitier in Blasewitz, welche ihre Aufgabe zur
vollsten Zufriedenheit nahezu vollendet hat. Die Firma
versendet bereitwilligst Abbildungen. Museen, Samm-
lungen, Kunstliebhaber, welche event. auf Abgüsse
reflektieren, wollen sich schriftlich an das Königl.
Sächsische Ministerium des Innern wenden.
Krep, Kunstformer.
Anfragen und Beantwortungen.
Herrn E. N. (Friedenau), z. Z. Guderup a. Alsen.
— Ihr Wunsch, die Lichtstärken des Sonnen-
lichtes, des diffusen Tageslichtes, des Lichtes
in Ausstellungsräumen und in Ateliers zahlen-
mässig vergleichen zu können, ist nicht so leicht erfüll-
bar. Durch die Gefälligkeit eines Physikers sind uns
folgende Daten zur Verfügung gestellt:
Die Beleuchtung einer Fläche, welche senkrecht
von den Sonnenstrahlen getroffen wird, beträgt

bei einer Sonnenhöhe von 12" = 22:40 Lichteinheiten,
„ „ .. 59° = 60390 „
Die Helligkeit einer von der Sonne bestrahlten
weissen Fläche kann bis zu 154300 Lichteinheiten
steigen.

Maximalwerte d. Bodenbeleuchtung d.
Sonnenlicht erzeugt bis zu . . . 73000 L.
Maximalwerte d. Bodenbeleuchtung d.
Vollmond (25° Mondhöhe) . . . . 0,1: L.
Maximalwerte d. Bodenbeleuchtung d.
Vollmond (Ebene senkrecht zu den
Mondstrahlen). 0,26 L.

Die Helligkeit des diffusen Tageslichtes (freies
Tageslicht ohne Sonne, Tageslicht in Innenräumen)
variiert zwischen 2,3 L. bei starkem Nebel bis 393 bei
heiterem Wetter.
Das Minimum der Lichteinheiten zur Arbeit mit
den Augen ist :o L.
Nach den photometrischen Messungen eines eng-
lischen Physikers variierte das die Wände streifende
Licht eines Oberlichtsaales (im South-Kensington-
Museum) zwischen dem 40. und 90. Teil des direkten
Sonnenlichtes. Der gleichen Quelle zufolge ist direktes
Sonnenlicht 4,2 mal so stark als Tageslicht bei klarem
Himmel und dieses etwa 4 mal so stark als Tageslicht
ohne Sonne. Demnach würde diffuses Tageslicht etwa
16 mal schwächer sein als Sonnenlicht. Bei Ausstellungs-
räumen ist das auf die Wände fallende Licht meist
durch matte Scheiben oder Velarien abgeschwächt,
für Atelierlicht fehlt eine genauere Angabe; die
Lichtstärke hängt naturgemäss von der Grösse des
Fensters ab.
Eigene Beobachtungen hinsichtlich der Zeit des
Verblassens bestimmter lichtempfindlicher Farben haben
ergeben, dass fast der gleiche Grad erreicht wurde nach
zweimonatlicher Belichtung an der Westseite und zwei-
jähriger Belichtung an der Nordseite; demnach wäre
direktes Sonnenlicht ca. 12—14 mal stärker als das
diffuse Tageslicht an der Schattenseite. B.
Herrn S. v. B. in Pirmasens (Rh.-Pfalz). — Ob-
wohl Ihre Frage (Anstrichfarbe für einen Blumen-
kübel aus Zement) nicht kunsttechnischer Art ist, wir
demnach nicht fachmännische Auskunft erteilen müssten,
kann Ihnen zu folgendem geraten werden: Erster An-
strich mit Kalk und zweiter mit Kaseinfarben; oder
Anstrich mit Mineral- resp. Wasserglasfarben, Freskolith
u. dergl. Voraussetzung ist, dass der Zement völlig
getrocknet ist.
Frl. A. K. in Berlin. — Ueber die Licht-
beständigkeit der Aquarellfarben ist in dem
:. Jahrg. dieser Blätter (Nr. 1—3) ausführlich gehandelt
worden. Leider sind gerade diese Nummern vollständig
vergriffen. Als vorzügliches Werk, in dem Sie alles
darauf Bezügliche Anden werden, kann Ihnen Church-
Ostwald, „Malerei und Farben" (Verlag von Georg
D. W. Callwey, München 1908. Preis geb. M. 5.—)
empfohlen werden. Sie Anden dort im 24. Kapitel
eine genaue Uebersicht und eine Zusammenfassung
aller bisher in dieser Richtung gemachten Erfahrungen.
Dass Karmin zu den empAndlichsten roten Farben ge-
hört, ist längst bekannt. Es gibt aber neuerlich
prächtige Farben, die nicht minder bedenklich sind,
z. B. Geraniumlack, Mauve, Magenta, Solferino, sämtlich
Teerfarblacke, die von der Palette verbannt werden
sollten.
Literatur.
Neu erschienen:
Alfons Freih. von Pereira-Arnstein, „Tempera
rediviva!" 148 Seiten, 8°. Preis brosch. M. 3.—.
Verlag von E. Haberland, Leipzig 1909.
 
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