40
Münchner kunsttechnische matter.
Nr.ro.
und mehr bräunliche oder vioiette, von dem Künstier
gleichfalls sehr geschätzte Töne besitzen. Sie wurden
mir unter dem Namen Granatkrappiack, Karmoisin-
krappiack, Carmín ñxe de garance, Krapp-Karmin in
verschiedenen Nuancen geiiefert. Besonders ais Oel-
farben besitzen sie eine so geringe Lichtechtheit, dass
sie in der Oeimaierei womögiich überhaupt nicht ver-
wendet werden soüten. Ihre Lichtunbeständigkeit wird
man sich z. T. durch einen erhebiichen Gehait an Pur-
puriniack zu erklären haben.
Für die grosse Beständigkeit des besten heiirosa
Krappiacks hat mir Herr Luck eine sehr überzeugende
Erklärung mitgeteiit, die ich mit seiner gütigen Ein-
willigung hier wiedergebe; hiernach leitet sich der ge-
nannte Lack von der im Krapp enthaltenen Purpurin-
karbonsäure ab, die aber nur unter besonderen, dem
Spezialsachverständigen bekannten Vorsichtsmassregeln
unzersetzt in den Tonerdelack umgewandelt werden
kann. Da nach den von Eibner gemachten Erfahrungen
auch unter den heiirosa Krapplacken solche Vorkommen,
die nur wenig lichtbeständig sind, die demnach Pur-
purinlacke sein dürften, so empfiehlt es sich, bei dem
Einkauf dieser Lacke besondere Vorsicht walten zu
lassen. Die Tubenfarbenfabrikanten sollten also die
mit den Bindemitteln anzureibenden Handelsprodukte,
falls sie nicht aus absolut zuverlässiger Quelle stammen,
stets erst einer vergleichenden Prüfung mit reinem
/\lizarintonerdelack unterziehen, um ihren Abnehmern,
den Kunstmalern, die nötigen Garantien bieten zu
können. Bei hellen Aufstrichen, besonders in Mischung
mit Bleiweiss, nimmt die Probe nicht viel Zeit in An-
spruch. Im Sommer gestattet die Anwendung direkten
Sonnenlichtes schon in einigen Wochen, die relative
Lichtechtheit der Präparate festzustellen.
Otto Boyers Ambra-Oelfarben.
Unser Kollege, Herr Kunstmaler Otto Boyer in
Düsseldorf, dem wir bereits eine durch seltene Leucht-
kraft und Tiefe des Tons sich auszeichnende Tem-
perafarbe zu danken haben, hat vor kurzem die Zube-
reitung eines neuen Oelfarbenmaterials beendet, das
unter der Bezeichnung Ambra-Oelfarben von der alten
und bestbekannten Malfarbenfirma Stephan Schoenfeld
in Düsseldorf zubereitet und in den Handel gebracht
wird.
Von den mir zur Prüfung übergebenen Ambra-
Farben kann ich, nachdem von mir die verschiedensten
Versuche hinsichtlich ihrer maltechnischen Verwend-
barkeit und ihrer Toneigenschaften angestellt worden
sind, sagen, dass diese Farben für die Technik der
Oeimaierei ein äusserst schätzenswertes Material bilden.
Die Farben sind vorzüglich und offensichtlich mit
grosser Sorgfalt angerieben, weshalb sie, ob dünn-
Hüssig oder pastos aufgetragen, immer eine besondere
Klarheit und Schönheit des Tons aufweisen. Die Güte
der Zubereitung bedeutet an sich schon einen wesent-
lichen Vorzug; denn je minimaler die einzelnen Farb-
körperchen im Oel eingebettet liegen, um so inniger
werden sich die verschiedenen Farbencharaktere mit-
einander verbinden, und demzufolge der durch Mischung
erzielte Ton um so intensiver in Erscheinung treten.
Daher weist denn auch der aus der Tube entnommene
Farbstoff bereits eine bemerkenswerte Leuchtkraft
auf, für die ferner der zur Verwendung gelangte Roh-
stoff und das Bindemittel gieichfaHs mitsprechen mag.
Die Art des Farbenauftrages ist, soweit wir eine
Kunst der Malerei verfolgen können, der besonderen
Ausdrucksart der einzelnen Künstlerpersönlichkeiten
entsprechend, stets verschieden gewesen und wird es
wahrscheinlich auch bleiben. Der eine wird eben dünn,
der andere pastos malen. Der eine wird durch mög-
lichst unmittelbare Erzielung des gewünschten Tons
unter Anwendung primaartigen Auftrages, an das
Farbenmaterial geringe Zumutungen stellen, während
der andere durch fortgesetztes Uebermalen, durch Ex-
perimentieren, Schleifen und Lasieren, oder durch an-
haltendes Nass-in-Nassmalen auch auf halbgetrocknete
Stellen, an die Farben die weitgehendsten Ansprüche
stellt, die, wie wir an mannigfachen Beispielen er-
sehen können — durch Gebrauch von Sikkativen oder
übermässigem Farbenauftrag —, schnelle Veränderung
der Tonstimmungen oder wohl gar allzurasche Zer-
störung der Gemälde herbeiführen.
Bei der Zubereitung der Ambra-Farben ist als
Bindemittel, den verschiedenartigen Farben ent-
sprechend, Lein- oder Mohnöl unter Zusatz des soge-
nannten Boy ersehen Balsams, der aus in ätherischem
Oel gelöstem Bernstein besteht, verwendet. In kleinen
Mengen ist dann noch etwas Spicköl zugesetzt. Die
Zusammensetzung des angewandten Bindemittels verleiht
den Farben die besonders wertvolle Eigenschaft, dass sie
bei Vermeidung einer Hautbildung auf der Oberfläche
der aufgetragenen Schicht von unten aus trocknen,
so dass das Material auch eine dauerhafte Haltbarkeit
gewährleistet.
Beim Verarbeiten der Ambra-Farben kann ein
langsam und ein rasch trocknendes Malmittel verwendet
werden, die, dem Farbmaterial entsprechend zubereitet,
sich vorzüglich mit diesem verbinden.
Wenn ich an diesen Ambra-Farben auch von Aus-
stellungen, die ich gemacht habe, sprechen will, so be-
merke ich von vornherein, dass sie ganz geringfügiger
Natur waren. Meinen Anforderungen entsprechend,
hätten einige der von mir geprüften Farben, besonders
das Zinkweiss, etwas konsistenter angerieben sein
können. Es mag ja auch Maler geben, die mit Vor-
liebe möglichst dünnflüssige Farben wählen, jedoch
bin ich der Meinung, dass man sich die Farben durch
entsprechende Malmittel- oder Terpentinzusatz eher
leichter verdünnen, als zu dünn angeriebene verdicken
kann. Von dieser Wahrnehmung habe ich Herrn
Stephan Schoenfeld Mitteilung gemacht und habe ich
daraufhin seinerseits die bereitwillige Zusage erhalten,
den betreffenden Farben in Zukunft die gleiche Kon-
sistenz zu geben wie den meisten übrigen. Ich halte
es für meine PHicht, dies der Vollständigkeit meines
Berichtes halber hier zu erwähnen. Der Güte dieses
zweckmässigen und schönen Farbenmaterials soll da-
mit durchaus keine Beeinträchtigung zugefügt werden.
Ernst Kiesling.
Anfragen und Beantwortungen.
F. B. in Bremen. — Ueber die letzte General-
versammlung der „Deutschen Gesellschaft zur Beförde-
rung rationeller Malverfahren" und die Gründe, warum
Prof. Dr. Eibner vom Amt als i. V orsitzender der „Farben-
buchkommission" zurückgetreten ist, zu berichten, liegt
kein Anlass vor, weil die „Münch, kunsttechn. Bl."
es sich zur Aufgabe gemacht haben, nur sachliche
und niemals persönliche Angelegenheiten zur Sprache
zu bringen. Sie werden also warten müssen, bis der
offizielle Generalversammlungsbericht vorliegen wird.
Wir teilen übrigens Ihr Bedauern, dass die Sache des
„Deutschen Farbenbuches" durch den Zwischenfall
nicht gefördert wird, und geben der Hoffnung Aus-
druck, dass sich die Gegensätze noch ausgleichen
lassen werden. Prof. Eibner ist, wie wir hören, über-
dies auch aus der „Gesellschaft z. Beförderung rationell.
Malverfahren" ausgetreten. B.
Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
Münchner kunsttechnische matter.
Nr.ro.
und mehr bräunliche oder vioiette, von dem Künstier
gleichfalls sehr geschätzte Töne besitzen. Sie wurden
mir unter dem Namen Granatkrappiack, Karmoisin-
krappiack, Carmín ñxe de garance, Krapp-Karmin in
verschiedenen Nuancen geiiefert. Besonders ais Oel-
farben besitzen sie eine so geringe Lichtechtheit, dass
sie in der Oeimaierei womögiich überhaupt nicht ver-
wendet werden soüten. Ihre Lichtunbeständigkeit wird
man sich z. T. durch einen erhebiichen Gehait an Pur-
puriniack zu erklären haben.
Für die grosse Beständigkeit des besten heiirosa
Krappiacks hat mir Herr Luck eine sehr überzeugende
Erklärung mitgeteiit, die ich mit seiner gütigen Ein-
willigung hier wiedergebe; hiernach leitet sich der ge-
nannte Lack von der im Krapp enthaltenen Purpurin-
karbonsäure ab, die aber nur unter besonderen, dem
Spezialsachverständigen bekannten Vorsichtsmassregeln
unzersetzt in den Tonerdelack umgewandelt werden
kann. Da nach den von Eibner gemachten Erfahrungen
auch unter den heiirosa Krapplacken solche Vorkommen,
die nur wenig lichtbeständig sind, die demnach Pur-
purinlacke sein dürften, so empfiehlt es sich, bei dem
Einkauf dieser Lacke besondere Vorsicht walten zu
lassen. Die Tubenfarbenfabrikanten sollten also die
mit den Bindemitteln anzureibenden Handelsprodukte,
falls sie nicht aus absolut zuverlässiger Quelle stammen,
stets erst einer vergleichenden Prüfung mit reinem
/\lizarintonerdelack unterziehen, um ihren Abnehmern,
den Kunstmalern, die nötigen Garantien bieten zu
können. Bei hellen Aufstrichen, besonders in Mischung
mit Bleiweiss, nimmt die Probe nicht viel Zeit in An-
spruch. Im Sommer gestattet die Anwendung direkten
Sonnenlichtes schon in einigen Wochen, die relative
Lichtechtheit der Präparate festzustellen.
Otto Boyers Ambra-Oelfarben.
Unser Kollege, Herr Kunstmaler Otto Boyer in
Düsseldorf, dem wir bereits eine durch seltene Leucht-
kraft und Tiefe des Tons sich auszeichnende Tem-
perafarbe zu danken haben, hat vor kurzem die Zube-
reitung eines neuen Oelfarbenmaterials beendet, das
unter der Bezeichnung Ambra-Oelfarben von der alten
und bestbekannten Malfarbenfirma Stephan Schoenfeld
in Düsseldorf zubereitet und in den Handel gebracht
wird.
Von den mir zur Prüfung übergebenen Ambra-
Farben kann ich, nachdem von mir die verschiedensten
Versuche hinsichtlich ihrer maltechnischen Verwend-
barkeit und ihrer Toneigenschaften angestellt worden
sind, sagen, dass diese Farben für die Technik der
Oeimaierei ein äusserst schätzenswertes Material bilden.
Die Farben sind vorzüglich und offensichtlich mit
grosser Sorgfalt angerieben, weshalb sie, ob dünn-
Hüssig oder pastos aufgetragen, immer eine besondere
Klarheit und Schönheit des Tons aufweisen. Die Güte
der Zubereitung bedeutet an sich schon einen wesent-
lichen Vorzug; denn je minimaler die einzelnen Farb-
körperchen im Oel eingebettet liegen, um so inniger
werden sich die verschiedenen Farbencharaktere mit-
einander verbinden, und demzufolge der durch Mischung
erzielte Ton um so intensiver in Erscheinung treten.
Daher weist denn auch der aus der Tube entnommene
Farbstoff bereits eine bemerkenswerte Leuchtkraft
auf, für die ferner der zur Verwendung gelangte Roh-
stoff und das Bindemittel gieichfaHs mitsprechen mag.
Die Art des Farbenauftrages ist, soweit wir eine
Kunst der Malerei verfolgen können, der besonderen
Ausdrucksart der einzelnen Künstlerpersönlichkeiten
entsprechend, stets verschieden gewesen und wird es
wahrscheinlich auch bleiben. Der eine wird eben dünn,
der andere pastos malen. Der eine wird durch mög-
lichst unmittelbare Erzielung des gewünschten Tons
unter Anwendung primaartigen Auftrages, an das
Farbenmaterial geringe Zumutungen stellen, während
der andere durch fortgesetztes Uebermalen, durch Ex-
perimentieren, Schleifen und Lasieren, oder durch an-
haltendes Nass-in-Nassmalen auch auf halbgetrocknete
Stellen, an die Farben die weitgehendsten Ansprüche
stellt, die, wie wir an mannigfachen Beispielen er-
sehen können — durch Gebrauch von Sikkativen oder
übermässigem Farbenauftrag —, schnelle Veränderung
der Tonstimmungen oder wohl gar allzurasche Zer-
störung der Gemälde herbeiführen.
Bei der Zubereitung der Ambra-Farben ist als
Bindemittel, den verschiedenartigen Farben ent-
sprechend, Lein- oder Mohnöl unter Zusatz des soge-
nannten Boy ersehen Balsams, der aus in ätherischem
Oel gelöstem Bernstein besteht, verwendet. In kleinen
Mengen ist dann noch etwas Spicköl zugesetzt. Die
Zusammensetzung des angewandten Bindemittels verleiht
den Farben die besonders wertvolle Eigenschaft, dass sie
bei Vermeidung einer Hautbildung auf der Oberfläche
der aufgetragenen Schicht von unten aus trocknen,
so dass das Material auch eine dauerhafte Haltbarkeit
gewährleistet.
Beim Verarbeiten der Ambra-Farben kann ein
langsam und ein rasch trocknendes Malmittel verwendet
werden, die, dem Farbmaterial entsprechend zubereitet,
sich vorzüglich mit diesem verbinden.
Wenn ich an diesen Ambra-Farben auch von Aus-
stellungen, die ich gemacht habe, sprechen will, so be-
merke ich von vornherein, dass sie ganz geringfügiger
Natur waren. Meinen Anforderungen entsprechend,
hätten einige der von mir geprüften Farben, besonders
das Zinkweiss, etwas konsistenter angerieben sein
können. Es mag ja auch Maler geben, die mit Vor-
liebe möglichst dünnflüssige Farben wählen, jedoch
bin ich der Meinung, dass man sich die Farben durch
entsprechende Malmittel- oder Terpentinzusatz eher
leichter verdünnen, als zu dünn angeriebene verdicken
kann. Von dieser Wahrnehmung habe ich Herrn
Stephan Schoenfeld Mitteilung gemacht und habe ich
daraufhin seinerseits die bereitwillige Zusage erhalten,
den betreffenden Farben in Zukunft die gleiche Kon-
sistenz zu geben wie den meisten übrigen. Ich halte
es für meine PHicht, dies der Vollständigkeit meines
Berichtes halber hier zu erwähnen. Der Güte dieses
zweckmässigen und schönen Farbenmaterials soll da-
mit durchaus keine Beeinträchtigung zugefügt werden.
Ernst Kiesling.
Anfragen und Beantwortungen.
F. B. in Bremen. — Ueber die letzte General-
versammlung der „Deutschen Gesellschaft zur Beförde-
rung rationeller Malverfahren" und die Gründe, warum
Prof. Dr. Eibner vom Amt als i. V orsitzender der „Farben-
buchkommission" zurückgetreten ist, zu berichten, liegt
kein Anlass vor, weil die „Münch, kunsttechn. Bl."
es sich zur Aufgabe gemacht haben, nur sachliche
und niemals persönliche Angelegenheiten zur Sprache
zu bringen. Sie werden also warten müssen, bis der
offizielle Generalversammlungsbericht vorliegen wird.
Wir teilen übrigens Ihr Bedauern, dass die Sache des
„Deutschen Farbenbuches" durch den Zwischenfall
nicht gefördert wird, und geben der Hoffnung Aus-
druck, dass sich die Gegensätze noch ausgleichen
lassen werden. Prof. Eibner ist, wie wir hören, über-
dies auch aus der „Gesellschaft z. Beförderung rationell.
Malverfahren" ausgetreten. B.
Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).