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Münchner kunsttechnische Blätter
Nr. t4-
Wasser gelöst (?) werden soll. Gegen Essig bin ich
persönlich misstrauisch.
Hochachtend
H. G.-Königsbergi. Pr."
Im Anschluss an die vorstehende Mitteilung möge
bemerkt werden, dass wir hier eine von Dekorations-
malern längst gebrauchte Anweisung vor uns haben,
die ähnlich auch in älteren Handbüchern, z. B. von
Bassiner, Nauert u. a., enthalten ist. Im einzelnen be-
fremdet die Mischung von Seife und Essig, die . sich
theoretisch ausschliessen, in der Praxis aber doch mit-
einander vertragen. Der Essigzusatz ist für einzelne
Farben wie Bleiweiss, Ultramarin schädlich; die Farben
müssen eben gesondert angerieben oder nur in frischer
Mischung verarbeitet werden.
Wir fügen hier noch ein interessantes Rezept bei,
das uns von befreundeter Seite zur Verfügung gestellt
ist. Es stammt aus der berühmten Klosterkunstschule
Beuron bei Sigmaringen, die, von den Benediktinern
Gabr. Wueger, Lukas Steiner und Dpsiderius Lenz
1863 gegründet, seither zu grossem Ansehen gelangt
ist. Bekanntlich haben sich die Beuroner Mönche so-
wohl in Stil als auch in der Technik den alten Tradi-
tionen angeschlossen. Zu ihren Hauptwerken zählen
die Ausmalung der St. Mauruskapelte im oberen Donau-
tal, die Klosterkirche Emaus zu Prag, Marienkirche in
Stuttgart und ganz besonders glanzvoll die Fresken
und Dekorationen in Monte Cassino bei Neapel (vgl.
Hugo Haberfeld in der Zeitschrift „Kunst und Künstler",
Jahrg. IV, Heft 4). Hier folgt das Temperarezept
der Beuroner Mönche:
50 Eier, das Weisse und Gelbe gut durchgerührt,
dazu % Liter gekochtes Leinöl,
'/s Liter Terpentinbalsam,
^2 Liter Essig
in 1/2 Liter Wasser gelöst Ei voll grüne Seife.
Die Substanzen werden in der obigen Reihen-
folge miteinander vereinigt und zum Anreiben der
Farben verwendet. B.
Zur „Flora"-Frage
erhalten wir folgende Zuschrift:
„Der Streit um die ,Flora'-Büste hat mich sehr in-
teressiert. Ein Beweis für die Echtheit sind aber die
Untersuchungen von Exzellenz Rählmann nicht. Ich
selbst habe als zehnjähriger Junge aus Kirschbaum-
harz, Leinöl, Terpentin und Wasser ein Bindemittel zu-
sammengekocht, mit dem ich in Verbindung mit ver-
schiedenen Farben, worunter sich auch der Saft von
Lilien und eine schwarze Farbe befand, mit der die
Bauernfrauen ihr Zeug auffärbten. Woraus diese
schwarze Farbe bestand, kann ich nicht sagen, sie
sah ungefähr wie Pech aus und schmeckte säuerlich,
vielleicht auch nach Gerbstoff. Ausserdem benutzte
ich verschiedene Beeren, ich bemalte damit alle nur
erdenkbaren Gegenstände, natürlich in sehr primitiver
Weise, da ich es von keinem gelernt hatte. Soviel
ich weiss, hat sich nichts von diesen Malereien er-
halten, sollte aber zufälligerweise irgend etwas davon
einem Maltechniker in die Hände gefallen sein, ich
bin überzeugt, er würde sich den Kopf zerbrochen
haben, wie das entstanden sein könnte. Da die Farbe
durch dieses Bindemittel ausserordentlich fest haftete
(sie war mit Wasser nicht zu entfernen), so hätte sie
lange Zeit standhalten können. Dass noch ein anderer
dieselben Mittel um diese Zeit (1870) in dieser Weise
gebraucht hat, möchte ich bezweifeln.
G. Bakenhus-Kreyenbrück."
Linoleum alsUeberzug der Reissbretter.
Nach dem „Brit. Journ." vom 29. Oktober 1909,
S. 834 wird das Linoleum als Ueber^ug derReissbretter in
der photographischen Vergrösserungspraxis empfohlen,
und zwar benutzt man das sogenannte Korklinoleum,
welches sich als ganz vorzüglich erweist.
Das Linoleum wird auf der unteren Seite zuerst
mit etwas mittelgrobem Sandpapier (Glaspapier) abge-
rieben oder angerauht und hierauf mit gutem Fischleim
gleichmässig überstrichen. Ebenso wird das Reissbrett
behandelt und nun legt man das Linoleum darauf und be-
deckt das Ganze mit einigen sauberen Bogen Papier und
einem recht glatten Brett, auf welches schwere Gegen-
stände gelegt werden, damit sich das Linoleum recht
innig anlegt und trocknet.
Nach dem Trocknen, welches etwa 12 Stunden
dauert, kann das überzogene Reissbrett in Benutzung
genommen werden und kann selbst ganz dünnes Papier
für Zeichnerei oder Malereien aufgespannt werden,
ohne dass man, wie bei den gewöhnlichen Reissbrettern
mit den Holzfasern (Furchen usw.) zu tun hat. Die
Spannstiftchen haften überall fest und wenn man sie
herauszieht, schliessen sich die Löcher wieder, und
ebenso ist es mit dem Schnitt, wenn das fertige Bild
oder die Zeichnung auf dem Brett zugeschnitten wird.
Das Schneiden muss indessen ohne scharfen Druck
und mit einem recht gut geschärften Messer vorge-
nommen werden und darf nur, wie gesagt, sehr leicht
geschehen, damit das Linoleum nicht unnötig durch-
schnitten wird. Schliesslich sei noch erwähnt, dass
man das Linoleum auch mit kleinen Stiftchen an den
Rändern des Reissbrettes befestigen kann, wenn das
Festkleben zu umständlich ist, wodurch es sich leicht
ersetzen lässt, wenn es durch langen Gebrauch be-
schädigt worden ist. J. M. D.
Gtyzerin als Schleifmittel von Messern
oder sonstigen Instrumenten.
Das Schärfen und Anschleifen von Messern oder
sonstigen Werkzeugen geschieht zumeist in der Weise,
dass man irgendein Oel auf den Schleifstein schüttet,
mittels welchen dann das Anschieifen vorgenommen
wird. Leider haben fast alle Oele den Uebelstand an
sich, dass sie in ganz kurzer Zeit an der Luft vertrock-
nen (verharzen) und verbleibt auf den Schleifsteinen
eine harte, zähe Kruste, die das Anschleifen ver-
hindert, und die auch sehr schwer sich entfernen lässt.
Statt der Oele ist das reine Glyzerin ein vorzüg-
liches Schleifmittel, welches sich, wenn der Schleif-
stein beschmutzt ist, nur mit etwas warmem Wasser
leicht wieder entfernen lässt. Ist nun der Schleifstein
vorher mit Oel benutzt und folgiich von diesem
ganz durchtränkt, dann muss das letztere zuerst
dem Stein entzogen werden, was in folgender Weise
geschieht: Schlemmkrcide wird mit etwas Wasser zu
einem dicklichen Brei verrührt, und der ziemlich warm
gemachte Oelstein mittels einer Bürste gut überstrichen,
worauf man den Anstrich trocknen lässt. Die Schlemm-
kreide zieht das Oel aus dem Stein und schabt man
diese nach einiger Zeit ab und wiederholt den An-
strich noch einmal, bis alles Oel ausgezogen ist und
der Anstrich leicht mit warmem Wasser entfernbar ist.
Nachdem der Stein gereinigt ist, kann er mit einigen
Tropfen Glyzerin auf der Schieiffläche versehen werden,
und wird man beim Schleifen finden, dass die Messer
oder sonstigen Instrumente eine tadellose Schärfe er-
halten. Alle Oelsteine können in der hier geschilderten
Weise behandelt werden, doch empfehle ich bei Neu-
anschaffung entweder die sächsischen Oelsteine in
Boocken welche eine vorzügliche Härte haben (Rud.
Becker, Leipzig) oder die sogenannten schwedischen
Schleifsteine, welche aber wesentlich weicher wie die
sächsischen Steine sind. J. M. D.
Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
Münchner kunsttechnische Blätter
Nr. t4-
Wasser gelöst (?) werden soll. Gegen Essig bin ich
persönlich misstrauisch.
Hochachtend
H. G.-Königsbergi. Pr."
Im Anschluss an die vorstehende Mitteilung möge
bemerkt werden, dass wir hier eine von Dekorations-
malern längst gebrauchte Anweisung vor uns haben,
die ähnlich auch in älteren Handbüchern, z. B. von
Bassiner, Nauert u. a., enthalten ist. Im einzelnen be-
fremdet die Mischung von Seife und Essig, die . sich
theoretisch ausschliessen, in der Praxis aber doch mit-
einander vertragen. Der Essigzusatz ist für einzelne
Farben wie Bleiweiss, Ultramarin schädlich; die Farben
müssen eben gesondert angerieben oder nur in frischer
Mischung verarbeitet werden.
Wir fügen hier noch ein interessantes Rezept bei,
das uns von befreundeter Seite zur Verfügung gestellt
ist. Es stammt aus der berühmten Klosterkunstschule
Beuron bei Sigmaringen, die, von den Benediktinern
Gabr. Wueger, Lukas Steiner und Dpsiderius Lenz
1863 gegründet, seither zu grossem Ansehen gelangt
ist. Bekanntlich haben sich die Beuroner Mönche so-
wohl in Stil als auch in der Technik den alten Tradi-
tionen angeschlossen. Zu ihren Hauptwerken zählen
die Ausmalung der St. Mauruskapelte im oberen Donau-
tal, die Klosterkirche Emaus zu Prag, Marienkirche in
Stuttgart und ganz besonders glanzvoll die Fresken
und Dekorationen in Monte Cassino bei Neapel (vgl.
Hugo Haberfeld in der Zeitschrift „Kunst und Künstler",
Jahrg. IV, Heft 4). Hier folgt das Temperarezept
der Beuroner Mönche:
50 Eier, das Weisse und Gelbe gut durchgerührt,
dazu % Liter gekochtes Leinöl,
'/s Liter Terpentinbalsam,
^2 Liter Essig
in 1/2 Liter Wasser gelöst Ei voll grüne Seife.
Die Substanzen werden in der obigen Reihen-
folge miteinander vereinigt und zum Anreiben der
Farben verwendet. B.
Zur „Flora"-Frage
erhalten wir folgende Zuschrift:
„Der Streit um die ,Flora'-Büste hat mich sehr in-
teressiert. Ein Beweis für die Echtheit sind aber die
Untersuchungen von Exzellenz Rählmann nicht. Ich
selbst habe als zehnjähriger Junge aus Kirschbaum-
harz, Leinöl, Terpentin und Wasser ein Bindemittel zu-
sammengekocht, mit dem ich in Verbindung mit ver-
schiedenen Farben, worunter sich auch der Saft von
Lilien und eine schwarze Farbe befand, mit der die
Bauernfrauen ihr Zeug auffärbten. Woraus diese
schwarze Farbe bestand, kann ich nicht sagen, sie
sah ungefähr wie Pech aus und schmeckte säuerlich,
vielleicht auch nach Gerbstoff. Ausserdem benutzte
ich verschiedene Beeren, ich bemalte damit alle nur
erdenkbaren Gegenstände, natürlich in sehr primitiver
Weise, da ich es von keinem gelernt hatte. Soviel
ich weiss, hat sich nichts von diesen Malereien er-
halten, sollte aber zufälligerweise irgend etwas davon
einem Maltechniker in die Hände gefallen sein, ich
bin überzeugt, er würde sich den Kopf zerbrochen
haben, wie das entstanden sein könnte. Da die Farbe
durch dieses Bindemittel ausserordentlich fest haftete
(sie war mit Wasser nicht zu entfernen), so hätte sie
lange Zeit standhalten können. Dass noch ein anderer
dieselben Mittel um diese Zeit (1870) in dieser Weise
gebraucht hat, möchte ich bezweifeln.
G. Bakenhus-Kreyenbrück."
Linoleum alsUeberzug der Reissbretter.
Nach dem „Brit. Journ." vom 29. Oktober 1909,
S. 834 wird das Linoleum als Ueber^ug derReissbretter in
der photographischen Vergrösserungspraxis empfohlen,
und zwar benutzt man das sogenannte Korklinoleum,
welches sich als ganz vorzüglich erweist.
Das Linoleum wird auf der unteren Seite zuerst
mit etwas mittelgrobem Sandpapier (Glaspapier) abge-
rieben oder angerauht und hierauf mit gutem Fischleim
gleichmässig überstrichen. Ebenso wird das Reissbrett
behandelt und nun legt man das Linoleum darauf und be-
deckt das Ganze mit einigen sauberen Bogen Papier und
einem recht glatten Brett, auf welches schwere Gegen-
stände gelegt werden, damit sich das Linoleum recht
innig anlegt und trocknet.
Nach dem Trocknen, welches etwa 12 Stunden
dauert, kann das überzogene Reissbrett in Benutzung
genommen werden und kann selbst ganz dünnes Papier
für Zeichnerei oder Malereien aufgespannt werden,
ohne dass man, wie bei den gewöhnlichen Reissbrettern
mit den Holzfasern (Furchen usw.) zu tun hat. Die
Spannstiftchen haften überall fest und wenn man sie
herauszieht, schliessen sich die Löcher wieder, und
ebenso ist es mit dem Schnitt, wenn das fertige Bild
oder die Zeichnung auf dem Brett zugeschnitten wird.
Das Schneiden muss indessen ohne scharfen Druck
und mit einem recht gut geschärften Messer vorge-
nommen werden und darf nur, wie gesagt, sehr leicht
geschehen, damit das Linoleum nicht unnötig durch-
schnitten wird. Schliesslich sei noch erwähnt, dass
man das Linoleum auch mit kleinen Stiftchen an den
Rändern des Reissbrettes befestigen kann, wenn das
Festkleben zu umständlich ist, wodurch es sich leicht
ersetzen lässt, wenn es durch langen Gebrauch be-
schädigt worden ist. J. M. D.
Gtyzerin als Schleifmittel von Messern
oder sonstigen Instrumenten.
Das Schärfen und Anschleifen von Messern oder
sonstigen Werkzeugen geschieht zumeist in der Weise,
dass man irgendein Oel auf den Schleifstein schüttet,
mittels welchen dann das Anschieifen vorgenommen
wird. Leider haben fast alle Oele den Uebelstand an
sich, dass sie in ganz kurzer Zeit an der Luft vertrock-
nen (verharzen) und verbleibt auf den Schleifsteinen
eine harte, zähe Kruste, die das Anschleifen ver-
hindert, und die auch sehr schwer sich entfernen lässt.
Statt der Oele ist das reine Glyzerin ein vorzüg-
liches Schleifmittel, welches sich, wenn der Schleif-
stein beschmutzt ist, nur mit etwas warmem Wasser
leicht wieder entfernen lässt. Ist nun der Schleifstein
vorher mit Oel benutzt und folgiich von diesem
ganz durchtränkt, dann muss das letztere zuerst
dem Stein entzogen werden, was in folgender Weise
geschieht: Schlemmkrcide wird mit etwas Wasser zu
einem dicklichen Brei verrührt, und der ziemlich warm
gemachte Oelstein mittels einer Bürste gut überstrichen,
worauf man den Anstrich trocknen lässt. Die Schlemm-
kreide zieht das Oel aus dem Stein und schabt man
diese nach einiger Zeit ab und wiederholt den An-
strich noch einmal, bis alles Oel ausgezogen ist und
der Anstrich leicht mit warmem Wasser entfernbar ist.
Nachdem der Stein gereinigt ist, kann er mit einigen
Tropfen Glyzerin auf der Schieiffläche versehen werden,
und wird man beim Schleifen finden, dass die Messer
oder sonstigen Instrumente eine tadellose Schärfe er-
halten. Alle Oelsteine können in der hier geschilderten
Weise behandelt werden, doch empfehle ich bei Neu-
anschaffung entweder die sächsischen Oelsteine in
Boocken welche eine vorzügliche Härte haben (Rud.
Becker, Leipzig) oder die sogenannten schwedischen
Schleifsteine, welche aber wesentlich weicher wie die
sächsischen Steine sind. J. M. D.
Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).