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Münchner kunsttechnische Blätter — 6.1909/​1910

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Nr. 8
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Bentz, F.: Die Frage der Restaurierschulen: eine Antwort an Herrn Linde
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Mai, Johann: Eine wichtige Vereinfachung des Nachzeichnens photographischer Vorlagen
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Anfragen und Beantwortungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36592#0036

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Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr 8.

sorgfältige Ausbitdung des Restaurators, wie sie am
besten durch die eben in ihren Grundsätzen darge-
stellte Schule gewährleistet wird, wünschen; denn
seine Worte sind ja auch von der Sorge um die Er-
haltung unersetzbarer Kunstschätze diktiert.
Eine wichtige Vereinfachung des Nach-
zcichnens photographischer Vorlagen.
Von Johann Mai.
Im atlgemeinen herrscht unter den zeichnenden
Künstlern die irrige Ansicht, dass photographische
Aufnahmen, wie z. B. Landschaften, Personen, Archi-
tekturen, Interieurs oder Nachbildungen von Gemälden,
Illustrationen, Stichen, Lithographien usw., nur durch
das direkte Umarbeiten in Strichzeichnungen verwan-
delt werden können in der Art, dass man auf weissen
Papieren die Zeichnungen mit schwarzer Tusche her-
steilen müsste, die dann für die verschiedenen Zwecke
als Originale dienen.
Hauptsächlich handelt es sich wohl darum, dass
solche Strichzeichnungen auf photochemigraphischem
Wege zur Druckplattenerzeugung gebraucht werden,
weshalb es zumeist auf grosse Genauigkeit in der
Wiedergabe derselben ankommt, und ist es für den
Künstler von grossem Wert, ein Verfahren kennen zu
iernen, durch welches das umständliche, zeitraubende
Nachzeichnen umgangen wird, indem das photogra-
phische Halbtonbild direkt als Kopie, Pause oder der-
gleichen dient, weil auf diesem selbst mit Feder und
Tusche die Strichzeichnung ausgeführt werden kann.
Hierbei kann der Künstler seine eigenartige Technik
ganz und ebenso entfalten als wie auf dem gewöhnlichen
Zeichenpapier, er kann Veränderungen nach seinem
Ermessen vornehmen, denn das photographische Halb-
tonbild ist nur die Unterlage oder Pause, doch muss
das letztere so beschaffen sein, dass es sich nach der
Fertigstellung der Zeichnung wieder auf chemischem
Wege vom Papier entfernen lässt. Auch darf es nicht
die übliche dunkelbraune, photographische Färbung
haben, sondern es muss so beschaffen sein, dass die
schwarzen Tuschstriche deutlich sichtbar beim Zeich-
nen hervortreten, weshalb auch diese Photographien
einer besonderen Behandlung bedürfen, die sehr ein-
fach durchzuführen ist, um ein blassbräunliches Halb-
tonbild zu erhalten. Wenn also dieses photographische
Halbtonbild, wie schon erwähnt, als Pause usw. dient,
so muss es sich, weil es keine besondere Widerstands-
fähigkeit haben darf, nach dem Ueberzeichnen sehr
leicht entfernen lassen, so dass nur noch die schwarze
Zeichnung auf dem weissen Papier verbleibt, und das
ist der Zweck des für alle zeichnenden Künstler so
wertvollen Verfahrens.
Wo und wann sich dieser interessante Prozess an-
wenden lässt, muss dem Künstler überlassen bleiben,
und kann derselbe in allen jenen Fällen sich dafür ent-
scheiden, wo Photographien als Vorlagen für das Zeich-
nen vorhanden sind, bezw. wo die photographischen
Negative zu erhalten sind, da man in diesem Falle die
Halbtonbilder selbst herstellen oder von irgendeinem
Photographiekundigen herstellen lassen kann in folgen-
der, genau zu beachtender Weise:
Als allein geeignete photographische Papiere sind
nur die sogenannten Mattalbuminpapiere ausschliesslich
brauchbar, dagegen bleiben die hochglänzenden Zel-
ioidin-, Aristo- oder sonstigen Glanzpapiere ganz ausser
Frage, denn auf den spiegelglatten Schichten der letz-
teren läuft die Tusche aus und lässt es sich überhaupt
sehr schwer zeichnen, während auf den matten, schicht-
freien Albuminpapieren jeder Strich tadellos ausfällt,
genau so wie auf dem besten Zeichenpapier. Als ganz
besonders geeignet fand ich nach eingehenden Ver-

suchen mit den verschiedenen Albuminpapieren, dass die
zwei Sorten t und 2, weiss und glatt, des neuen Albumat-
papieres der Vereinigten Fabriken photographischer Pa-
piere, Dresden-A., sich sehr gut verwenden Hessen, weil
sich damit keinerlei Schwierigkeiten ergaben; doch kön-
nen auch andere matte, schichtfreie photographische Al-
buminpapiere benutzt werden, wenn, wie bei den Al-
bumatpapieren, die lichtempfindliche Substanz nicht in
einer aufgetragenen Streichschicht, sondern im Papier-
filz eingebettet liegt, was als eine Hauptbedingung
zum guten Gelingen der Arbeiten besonders beachtet
werden muss.
Das Kopieren der Halbtonbilder auf den Albumat-
papieren oder auch auf einem anderen schichtfreien
Albuminpapier, geschieht wie auf den üblichen Zel-
loidinpapieren, nur sollen die Bilder massig braun
ankopiert, also nicht zu dunkel gehalten sein, und
genügt es völlig, wenn alle Details sehr gut sicht-
bar sind. (Schluss folgt.)
Anfragen und Beantwortungen.
F. W. in München. — Der in Nr. 24 unter der
Aufschrift „Künstler-Proletariat und Werkstättendienst"
erwähnte Artikel von Eug. Kalkschmidt ist aus dessen,
in der Zeitschrift „Das Werk" (Organ des Bundes
Deutscher Architekten und des Deutschen Werkbundes)
erschienenem Aufsatz „Kunstakademischer Katzen-
jammer" (Jhrg. 1909. Heft tt) entnommen. Inhaltlich
etwas ähnlich behandelt E. Kalkschmidt das Thema
in dem „Die Akademien und der Kunstunterricht" be-
titelten Aufsatz in „Die Kunst" (Bruckmanns Verlag,
München) X. Jhrg., Heft 12. Aber während Kalk-
schmidt im ersten Aufsatze für einen „obligatorischen",
ein paar Jahre dauernden „Werkstättendienst" ist,
den der angehende Kunstakademiker tun müsste,
spricht er im zweiten Aufsatze von „Lehrwerkstätten-
unterricht". Es heisst da (a. a. O. S. 554) über die
von dem Autor in Vorschlag gebrachte Reform der
Akademien:
„Die unselige Trennung der Künste in akademische
Lehrzweige muss fallen. Der Architekt sollte mit
dem Bildhauer, der Maler mit dem Baumeister Zu-
sammenarbeiten lernen von Hause aus, das heisst also
hier von der Lehrstatt aus. Das wird sich am besten
erreichen lassen, wenn die jungen Leute, die zur
Akademie wollen, eine gemeinsame obligatorische
Vorschule in möglichst vielseitig ausgebildeten Lehr-
werkstätten durchmachen. Die sind in unseren Kunst-
gewerbeschulen zum Teil schon da. Es würde sich
also um eine neue Gesamtorganisation der staatlichen
Schulen für die angewandten wie lür die freien Künste
handeln" usw. Hier ist demnach nicht davon die Rede,
dass ein angehender Maler etwa bei einem Dekorations-
maler „in die Lehre" gehen sollte, was nach Ihrer
Auffassung Dr. Storck im „Türmer" (XI. Jhrg., Heft 12
Sept. :909) „geradezu als eine Erlösung" zu betrachten
scheint. Dr. Storck spricht ebenfalls nur von „einem
pHichtmässigen Werkstättenunterricht vor dem Besuche
einer Akademie", allerdings ohne weiter zu erörtern,
wie und wo dieser Unterricht erteilt werden sollte.
Dies als Antwort auf Ihre Anfrage.
F. H. in Florenz. — Die Ihnen vom Verleger
Georg D. W. Callwey, hier, erteilte Antwort, dass die
III. Folge der „Beiträge zur Entwicklungsge-
schichte der Maltechnik" (Mittelalter) seit Jahres-
frist vergriffen ist, entspricht den Tatsachen. Die
kürzlich erschienene V. Folge „Fresko- und Sgrafüto-
Technik" ist ebenso wie die früheren Teile des Werkes
mit Unterstützung des Kgl. Preuss. Unterrichtsmini-
steriums herausgegeben. E. B.
 
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