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Münchner kunsttechnische matter.
Nr 5.
schwache Trockenplatten benutzt werden, weit gerade
in der Lichtschwäche der Ptattenschicht die vorzügliche
Eignung für Strichaufnahmen hegt. Aber auch Photo-
graphien, Gemätde, getuschte oder getonte Zeichnungen
lassen sich auf lichtschwachen Platten viel schärfer
und reiner reproduzieren, wie man bei einem Versuche
sofort erfahren wird, und ist leider diese Tatsache
unter den meisten Photographierenden noch viel zu
wenig bekannt, weshalb das nähere Eingehen auf dieses
Thema im Interesse vieler Leser dieses Blattes liegen
wird. Unter Zuhilfenahme der lichtschwachen Platten
gelingen also nicht nur Strich- und Halbtonaufnahmen
sehr gut, sondern es lassen sich derartige Negative
bei kräftig gezeichneten Vorlagen in vielen Fällen zur
direkten Druckplattenerzeugung benutzen, wenn die zu
photographierenden Handzeichnungen mit tiefschwarzer
Tusche auf weissem glatten Karton angefertigt wurden.
Die schwachempßndlichen Trockenplatten werden
von mehreren Plattenfabriken als Spezialität hergestellt,
auch kann man sie von den grossen Druckereiuten-
silienhandlungen beziehen, die Artikel für Repro-
duktionsverfahren führen unter der besonderen Be-
zeichnung „Photomechanische Trockenplatten". Der
Unterschied in der Lichtempfindlichkeit zwischen den
allgemein üblichen hochempfindlichen und den photo-
mechanischen Trockenplatten ist ein ziemlich grosser,
denn die ersteren haben, die Lichtemphndlichkeit in
Graden ausgedrückt, 22—27" Warnerke, während die
letzteren nur ro—:2° haben. Demzufolge hat man
entsprechend länger bei den Aufnahmen zu belichten,
und dauert die Exposition etwa :2, 15—20 Sekunden,
wenn bei hochemphndlichen Platten 3—3 Sekunden
genügen. Im allgemeinen soll man also stets fünf bis
siebenmal länger belichten, was auf alle Fälle als
strenge Regel zu gelten hat.
Der Vorteil der photomechanischen Platten bei
der weiteren Behandlung vor und nach der Aufnahme
liegt auch darin, dass das Einlegen in die Kassetten,
die Entwicklung, Fixage, Verstärkung usw. genau so
gehandhabt wird als wie bei Aufnahmen auf hoch-
emphndlichen Platten, so dass also keine Abweichungen
oder sonstige Einrichtungen nötig sind und ohne Um-
stände haarscharfe Reproduktionen von den Vorlagen
erhalten werden. Allerdings ist es von grosser Wichtig-
keit, dass die Kamera und das Original während der
längen Expositionszeit vor jeder Erschütterung oder
Vibration behütet wird, um unscharfe Aufnahmen zu
vermeiden, was besonders bei Stricharbeiten zu be-
achten ist, die für Klischee- oder Druckplattenzwecke
dienen sollen; deshalb wird es sich empfehlen, diese
Arbeiten entweder im Freien oder nur in einem ruhig
gelegenen hellen Zimmer vorzunehmen.
Es können, wie erwähnt, alle Vorlagen, wie Photo-
graphien, Lichtdrucke, ja selbst allerlei Kunstgegen-
stände von Metall, Holz, Glas usw., aufgenommen
werden, ebenso lassen sich Landschaften und Gebäude,
Architekturen usw. auf den lichtschwachen photo-
mechanischen Platten abbilden, genau so wie bisher,
nur dauert die Belichtung 3—7 mal länger, was niemals
ausser acht gelassen werden darf. Dass dann natür-
licherweise die sogenannten Momentaufnahmen ausser
Betracht bleiben müssen, bedarf wohl nicht erst der
Erwähnung, weshalb auchjnur unbewegliche Motive in
Frage kommen.
Für die Entwicklung von Strichaufnahmen aller
Art sind nur die hartarbeitenden Entwickler zu ge-
brauchen, damit man möglichst schwarzgedeckte
Flächen und gut durchsichtige, scharf abgegrenzte
Striche erhält, weshalb hierzu nur der Hydrochinon-,
Pyro-, Eisen- oder der Glycinentwickler zu verwenden
ist. Dagegen sind Aufnahmen nach Photographien,
Gemälden oder solche von Kunstgegenständen in
Metall, Holz, Glas sowie von Landschaften, Gebäuden,
Architekturen, also die sogenannten Halbtonaufnahmen,
nur mit weicharbeitenden Entwicklern, wie Metol,
Acherol, Rodinalentwicklem, zu behandeln. Bezüglich
der verschiedenen Entwickler richtet man sich nach
den Vorschriften, die man in den Plattenkasten der
photomechanischen Trockenplatten vorhndet, ebenso
betreffs der Fixierbäder. Ist eine Verstärkung der
Negative nötig, so ist der Sublimatverstärker, besonders
bei Strichaufnahmen, vorzuziehen, dessen Rezept ich
hier folgen lasse:
Quecksilberchlorid 3 g, Natriumchtorid 3 g, Wasser
destill. too ccm, in welchem das zu verstärkende und
vorher wenigstens eine Stunde gewässerte Negativ
gelassen wird, bis die Schicht in der Durchsicht auf
der Glasseite völlig weiss geworden ist, worauf es
wenigstens fünf Minuten gewässert werden muss, bevor
es im Ammoniakbade (2 Teile Ammoniak, 40 Teile
Wasser) geschwärzt wird.
Das Negativ wird nach dem Trocknen zur Ko-
pierung verwendet, und sind die erhaltenen Kopien
genau so weiter zu behandeln, wie sonst üblich, d. h.
man kann sie entweder tonfixieren oder getrennt tonen
und fixieren wie die sonstigen photographischen Bilder.
Aus der hier gegebenen Anleitung können alle
Lichtbildner den grossen Nutzen ziehen, dass sie nun
in der Lage sind, die Photographie auch für berufliche
Zwecke auszunutzen, denn es kommen in alfen Fächern
des Kunstgewerbes sehr häufig Fälle vor, wo es sich
um genaue Aufnahmen von Gegenständen handelt, die
in irgendeiner Weise für die Ausübung des Berufes
Verwendung finden sollen. Besonders das graphische
Kunstgewerbe in seinen verschiedenen Zweigen macht
die Kenntnis der Photographie fast zur Bedingung,
und wird dieser Artikel vielen Lesern dieses Blattes,
die sich aus Liebhaberei oder, wie erwähnt, in Aus-
übung des Berufs mit der Photographie befassen, neue
Anregungen geben, um Nutzen aus derselben zu
ziehen. Joh. Mai.
Technischer Anschauungsunterricht im
Kupierstichkabinett.
Das Berliner Kupferstichkabinett unter-
nimmt es jetzt, die Arbeit des graphischen Künstlers
und zugleich das Druckverfahren zu zeigen. In vier
Abteilungen gelangen die hauptsächlichsten graphischen
Techniken im Ausstellungsraum der modernen Ab-
teilung zur Darstellung. Die erste behandelt den
Holzschnitt. Da liegen ein Originalholzstock des
Dürer-Schülers Hans Sebald Beham, eine Madonna
mit dem Kinde, nebst einem Abdruck; die verschiedenen
Schneidemesser, mit denen aus dem Holzstock die
leeren Stellen herausgeschnitten wurden, so dass nur
die Linien der Zeichnung stehen blieben, dann der
Ballen, mit dem der Stock zum Druck aufgeschwärzt
wurde.
Die Kunst des Farbenholzschnittes gelangt in
Werken von Emil Orlik zur Anschauung. Zwei seiner
Blätter zeigen den japanischen Holzschneider und
Drucker bei der Arbeit. Das Schneidemesser wirkte
auch hier, dann der Pinsel zum Aufträgen der Farben,
schliesslich der japanische Farbenverreiber mit Bam-
busumhüllung. Die Arbeit des Grabstichels verdeutlicht
die gestochene Kupferplatte und ihr Abdruck mit dem
Porträt des Jeremias Falck (1610—1677). Grabstichel,
Schaber und Polierstahl sind hier tätig gewesen. Auf
einer Platte mit Aetzgrund hat die Radiernadel eine
Landschaft angefangen. Der Zustand einer Radier-
arbeit nach Entfernung des Aetzgrundes liegt auf der
Platte des Berliner Meisters Georg Friedrich Schmidt
vor, die ein Bildnis nach Rembrandt wiedergibt. Als
vierte und letzte Technik kommt der Steindruck, die
Lithographie, zur Anschauung. (Bert. Tageblatt.)
Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
Münchner kunsttechnische matter.
Nr 5.
schwache Trockenplatten benutzt werden, weit gerade
in der Lichtschwäche der Ptattenschicht die vorzügliche
Eignung für Strichaufnahmen hegt. Aber auch Photo-
graphien, Gemätde, getuschte oder getonte Zeichnungen
lassen sich auf lichtschwachen Platten viel schärfer
und reiner reproduzieren, wie man bei einem Versuche
sofort erfahren wird, und ist leider diese Tatsache
unter den meisten Photographierenden noch viel zu
wenig bekannt, weshalb das nähere Eingehen auf dieses
Thema im Interesse vieler Leser dieses Blattes liegen
wird. Unter Zuhilfenahme der lichtschwachen Platten
gelingen also nicht nur Strich- und Halbtonaufnahmen
sehr gut, sondern es lassen sich derartige Negative
bei kräftig gezeichneten Vorlagen in vielen Fällen zur
direkten Druckplattenerzeugung benutzen, wenn die zu
photographierenden Handzeichnungen mit tiefschwarzer
Tusche auf weissem glatten Karton angefertigt wurden.
Die schwachempßndlichen Trockenplatten werden
von mehreren Plattenfabriken als Spezialität hergestellt,
auch kann man sie von den grossen Druckereiuten-
silienhandlungen beziehen, die Artikel für Repro-
duktionsverfahren führen unter der besonderen Be-
zeichnung „Photomechanische Trockenplatten". Der
Unterschied in der Lichtempfindlichkeit zwischen den
allgemein üblichen hochempfindlichen und den photo-
mechanischen Trockenplatten ist ein ziemlich grosser,
denn die ersteren haben, die Lichtemphndlichkeit in
Graden ausgedrückt, 22—27" Warnerke, während die
letzteren nur ro—:2° haben. Demzufolge hat man
entsprechend länger bei den Aufnahmen zu belichten,
und dauert die Exposition etwa :2, 15—20 Sekunden,
wenn bei hochemphndlichen Platten 3—3 Sekunden
genügen. Im allgemeinen soll man also stets fünf bis
siebenmal länger belichten, was auf alle Fälle als
strenge Regel zu gelten hat.
Der Vorteil der photomechanischen Platten bei
der weiteren Behandlung vor und nach der Aufnahme
liegt auch darin, dass das Einlegen in die Kassetten,
die Entwicklung, Fixage, Verstärkung usw. genau so
gehandhabt wird als wie bei Aufnahmen auf hoch-
emphndlichen Platten, so dass also keine Abweichungen
oder sonstige Einrichtungen nötig sind und ohne Um-
stände haarscharfe Reproduktionen von den Vorlagen
erhalten werden. Allerdings ist es von grosser Wichtig-
keit, dass die Kamera und das Original während der
längen Expositionszeit vor jeder Erschütterung oder
Vibration behütet wird, um unscharfe Aufnahmen zu
vermeiden, was besonders bei Stricharbeiten zu be-
achten ist, die für Klischee- oder Druckplattenzwecke
dienen sollen; deshalb wird es sich empfehlen, diese
Arbeiten entweder im Freien oder nur in einem ruhig
gelegenen hellen Zimmer vorzunehmen.
Es können, wie erwähnt, alle Vorlagen, wie Photo-
graphien, Lichtdrucke, ja selbst allerlei Kunstgegen-
stände von Metall, Holz, Glas usw., aufgenommen
werden, ebenso lassen sich Landschaften und Gebäude,
Architekturen usw. auf den lichtschwachen photo-
mechanischen Platten abbilden, genau so wie bisher,
nur dauert die Belichtung 3—7 mal länger, was niemals
ausser acht gelassen werden darf. Dass dann natür-
licherweise die sogenannten Momentaufnahmen ausser
Betracht bleiben müssen, bedarf wohl nicht erst der
Erwähnung, weshalb auchjnur unbewegliche Motive in
Frage kommen.
Für die Entwicklung von Strichaufnahmen aller
Art sind nur die hartarbeitenden Entwickler zu ge-
brauchen, damit man möglichst schwarzgedeckte
Flächen und gut durchsichtige, scharf abgegrenzte
Striche erhält, weshalb hierzu nur der Hydrochinon-,
Pyro-, Eisen- oder der Glycinentwickler zu verwenden
ist. Dagegen sind Aufnahmen nach Photographien,
Gemälden oder solche von Kunstgegenständen in
Metall, Holz, Glas sowie von Landschaften, Gebäuden,
Architekturen, also die sogenannten Halbtonaufnahmen,
nur mit weicharbeitenden Entwicklern, wie Metol,
Acherol, Rodinalentwicklem, zu behandeln. Bezüglich
der verschiedenen Entwickler richtet man sich nach
den Vorschriften, die man in den Plattenkasten der
photomechanischen Trockenplatten vorhndet, ebenso
betreffs der Fixierbäder. Ist eine Verstärkung der
Negative nötig, so ist der Sublimatverstärker, besonders
bei Strichaufnahmen, vorzuziehen, dessen Rezept ich
hier folgen lasse:
Quecksilberchlorid 3 g, Natriumchtorid 3 g, Wasser
destill. too ccm, in welchem das zu verstärkende und
vorher wenigstens eine Stunde gewässerte Negativ
gelassen wird, bis die Schicht in der Durchsicht auf
der Glasseite völlig weiss geworden ist, worauf es
wenigstens fünf Minuten gewässert werden muss, bevor
es im Ammoniakbade (2 Teile Ammoniak, 40 Teile
Wasser) geschwärzt wird.
Das Negativ wird nach dem Trocknen zur Ko-
pierung verwendet, und sind die erhaltenen Kopien
genau so weiter zu behandeln, wie sonst üblich, d. h.
man kann sie entweder tonfixieren oder getrennt tonen
und fixieren wie die sonstigen photographischen Bilder.
Aus der hier gegebenen Anleitung können alle
Lichtbildner den grossen Nutzen ziehen, dass sie nun
in der Lage sind, die Photographie auch für berufliche
Zwecke auszunutzen, denn es kommen in alfen Fächern
des Kunstgewerbes sehr häufig Fälle vor, wo es sich
um genaue Aufnahmen von Gegenständen handelt, die
in irgendeiner Weise für die Ausübung des Berufes
Verwendung finden sollen. Besonders das graphische
Kunstgewerbe in seinen verschiedenen Zweigen macht
die Kenntnis der Photographie fast zur Bedingung,
und wird dieser Artikel vielen Lesern dieses Blattes,
die sich aus Liebhaberei oder, wie erwähnt, in Aus-
übung des Berufs mit der Photographie befassen, neue
Anregungen geben, um Nutzen aus derselben zu
ziehen. Joh. Mai.
Technischer Anschauungsunterricht im
Kupierstichkabinett.
Das Berliner Kupferstichkabinett unter-
nimmt es jetzt, die Arbeit des graphischen Künstlers
und zugleich das Druckverfahren zu zeigen. In vier
Abteilungen gelangen die hauptsächlichsten graphischen
Techniken im Ausstellungsraum der modernen Ab-
teilung zur Darstellung. Die erste behandelt den
Holzschnitt. Da liegen ein Originalholzstock des
Dürer-Schülers Hans Sebald Beham, eine Madonna
mit dem Kinde, nebst einem Abdruck; die verschiedenen
Schneidemesser, mit denen aus dem Holzstock die
leeren Stellen herausgeschnitten wurden, so dass nur
die Linien der Zeichnung stehen blieben, dann der
Ballen, mit dem der Stock zum Druck aufgeschwärzt
wurde.
Die Kunst des Farbenholzschnittes gelangt in
Werken von Emil Orlik zur Anschauung. Zwei seiner
Blätter zeigen den japanischen Holzschneider und
Drucker bei der Arbeit. Das Schneidemesser wirkte
auch hier, dann der Pinsel zum Aufträgen der Farben,
schliesslich der japanische Farbenverreiber mit Bam-
busumhüllung. Die Arbeit des Grabstichels verdeutlicht
die gestochene Kupferplatte und ihr Abdruck mit dem
Porträt des Jeremias Falck (1610—1677). Grabstichel,
Schaber und Polierstahl sind hier tätig gewesen. Auf
einer Platte mit Aetzgrund hat die Radiernadel eine
Landschaft angefangen. Der Zustand einer Radier-
arbeit nach Entfernung des Aetzgrundes liegt auf der
Platte des Berliner Meisters Georg Friedrich Schmidt
vor, die ein Bildnis nach Rembrandt wiedergibt. Als
vierte und letzte Technik kommt der Steindruck, die
Lithographie, zur Anschauung. (Bert. Tageblatt.)
Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).