Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 6.1909/​1910

DOI issue:
Nr. 11
DOI article:
Täuber, Ernst: Thioindigo und Indigo als Malfarben
DOI article:
Nachweis von Arsen in Tapetenfarben
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.36592#0048

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
44

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. tt.

Bleiweiss und mit Zinkweiss, beide in Mohnöi, auf eine
Glastafel aufgetragen. Daneben wurde Thioindigo in
gleicher Weise angerieben und vermischt aufgelegt.
Nach mehreren Tagen waren alle vier Felder auf der
Oberfläche vollständig, auf der durch das Glas sicht-
baren Unterseite nahezu vollständig ausgebleicht. Die
Bleiweissmischungen zeigen sowohl beim Indigo wie
beim Thioindigo auf der Unterseite noch heute eine
schwache Färbung. Die Bleichung hatte sich bei den
Indigomischungen etwas rascher vollzogen als bei den
Thioindigomischungen.
Ich habe dann neben dem erwähnten Präparat aus
künstlichem Indigo natürlichen Indigo (Indigo-Bengal,
von Kahlbaum bezogen) in derselben Weise untersucht
und dabei ein übereinstimmendes Verhalten beider
Präparate festgestellt. Zufällig sind hier etwas stärker
gefärbte Mischungen verwendet worden als bei den
vorausgegangenen Versuchen; die zerstörende Wirkung
des Oeles war deshalb nicht ausreichend, um die blaue
Färbung ganz zum Verschwinden zu bringen; diese
wurde vielmehr nur erheblich heller, blieb dann aber
nach 2 bis 3 Wochen stehen und hat seitdem inner-
halb eines halben Jahres keine bemerkbare Aenderung
mehr erfahren.
Bei einem dritten Versuch, dessen Ergebnis mir
gleichfalls noch vorliegt und der besonders über-
zeugend wirkt, wurde Índigo in Mischung mit lichtem
Ocker in Leinöl neben möglichst damit übereinstimmen-
den Mischungen von beständigen blauen Farben mit
Ocker aufgestrichen, sowohl ohne weiteren Zusatz, wie
auch stark mit Bleiweiss in Mohnöl aufgehellt. Die
aufgehellten, zuerst graugrünen indigohaltigen Mischun-
gen Hessen bereits nach einigen Tagen nur noch den
Ockerton erkennen; aber auch die unverdünnten In-
digoockermischungen zeigten sich deutlich nach Gelb
verfärbt, ohne später noch merklich weiter verändert
zu werden.
War somit auch ein Irrtum meinerseits ausge-
schlossen, so hielt ich mich doch nicht ohne weiteres
für berechtigt, die entgegengesetzten Feststellungen
Eibners als unrichtig anzusehen, vielmehr war ja noch
die* Möglichkeit vorhanden, dass sich der Widerspruch
durch Unterschiede in den beiderseitig angewendeten
Versuchsbedingungen würde klären lassen; ich habe
deshalb neue Versuche angestellt.
Ausser den schon bezeichneten beiden Präparaten
wurden noch zwei weitere geprüft, die ich in meiner
Sammlung besitze und vor ungefähr 20 Jahren durch
den Handel bezogen habe. Das eine ist natürlicher
Indigo in Pulverform, das andere, als „Indigotin" ge-
kaufte dürfte einen möglichst von Beimengungen be-
freiten, natürlichen Indigo darstellen. Ueberdies ver-
schaffte ich mir noch Indigo rein der Badischen Anilin-
und Sodafabrik, womit Eibner gearbeitet hat, und
synthetischen Indigo der Farbwerke Höchst. Diese 3
Präparate verglich ich untereinander und mit zwei von
der Firma Kalle & Co. in Biebrich erhaltenen Präpa-
raten von Thioindigorot, nämlich dem für Färberei-
zwecke dienenden Thioindigorot B in Pulver und einem
speziell für Zwecke der Malerei gereinigten, vermutlich
umgeküpten und besonders sorgfältig ausgewaschenen
Farbstoff. Die Vergleichsversuche wurden mit genau
gewogenen übereinstimmenden Mengen der Farbstoffe
ausgeführt und die Veränderungen der Mischtöne mit
Weiss dadurch festgestellt, dass neben die einzelnen
Aufstriche Mischungen aus anerkannt beständigen Oel-
farben von möglichst gleichem Tone und gleicher
Stärke gesetzt wurden. Ueberdies wurden nach einiger
Zeit die Indigo- und Thioindigomischungen wieder
frisch bereitet und mit den ersten Aufstrichen ver-
glichen. Die oft wiederholten Versuche bestätigten
durchaus die früheren Wahrnehmungen. Immer wurde
im Laufe einiger Wochen der organische Farbstoff,
Indigo sowohl wie Thioindigo, ganz oder teilweise

zerstört, je nach der angewendeten relativen Menge.
Eine Bleichung war stets schon nach einigen Tagen
deutlich erkennbar.
Die einzelnen Präparate zeigten allerdings unter-
einander gewisse Unterschiede; insbesondere hei mir
auf, dass der reine synthetische Indigo sich nicht nur
viel färb kräftiger, sondern auch merklich beständiger
erwies als der Naturindigo und der auf Tonerde ge-
fällte künstliche Indigo, ja selbst bei übereinstimmender
Farbstärke die Mischungen, welche diese Präparate
enthielten, rascher verblassten als die aus reinem
synthetischen Indigo hergestellten.
(Schluss folgt.)

Nachweis von Arsen in Tapeteniarben.
(Gleichzeitig als Antwort auf eine Anfrage.)
Die Untersuchung von Papieren, Tapeten, Be-
kleidungsstoffen u. a. auf Arsenik geschieht am ein-
fachsten nach der von Bettendorf angegebenen Methode.
Von dem zu untersuchenden Gegenstände trennt man
ein oder mehrere Stückchen in der Grösse von zwei
bis drei Quadratzoll ab. Diese Stückchen zerschneidet
man dann, indem man sie während des Zerteilens über
reines Papier hält, schüttet die Teilchen in ein gläsernes
Kochfläschchen (Eprouvette) und giesst soviel chemisch
reine konzentrierte 25—3°"/oige Salzsäure darauf, dass
der betreffende Körper nicht nur bedeckt, sondern
noch etwas überdeckt ist. Das Kochfläschchen kann
mit blossen Fingern am Halse angefasst und über einer
brennenden Weingeistlampe bis nahe zum Kochen er-
hitzt werden, wenn man nur im Anfänge der Erhitzung
die Vorsicht gebraucht, das Kochfläschchen leicht über
die Flamme hin- und herzuführen, bis es etwas warm
geworden ist. Ist die Flüssigkeit fast bis zum Kochen
erhitzt worden, so lässt man sie noch warm durch
einen Papierßlter gehen, den man in einen kleinen
gläsernen Trichter bringt, unter den man ein zweites
Kochfläschchen stellt, so dass die abfiltrierte Flüssigkeit
in dieses zweite Kochfläschchen hineinläuft. Zu dieser
filtrierten Flüssigkeit setzt man nun eine schwache Messer-
spitze voll Zinnchlorür, das man in der Apotheke sich
verschafft. Die Flüssigkeit trübt sich nun durch den
Zusatz des Zinnchlorürs, aber wenn man jetzt den Inhalt
des Kochfläschchens erwärmt, so wird die Flüssigkeit
wieder klar. Nun bringt man mit derselben Vorsicht,
wie vorhin angegeben wurde, die Flüssigkeit zum
Kochen und setzt dies so lange fort, bis sie zwei bis
dreimal aufgewallt hat. Nun kommt die Entscheidung:
war wirklich Arsenik in der Farbe des zu untersuchenden
Körpers, so beginnt jetzt die Flüssigkeit sich alsbald
erheblich zu trüben und tief braun zu werden, während
gleichzeitig reichlich braune Flocken — wie geronnene
Körper— sich abscheiden. Lässt man das Kochfläschchen
mit seinem Inhalt ganz ruhig stehen, so findet man
nach einiger Zeit der Ruhe am Boden des Gefässes
ein feines dunkelbraunes, kristallinisches Pulver von
metallischem Arsen. Schon bis hierher vermag die
Probe zu genügen. Will man noch weitergehen, so
kann man den Inhalt des Kochfläschchens gut auf-
schütteln, abfiltrieren und das auf dem Filter nach dem
Ablaufen der Flüssigkeit zurückbleibende Pulver oft-
mals mit destilliertem Wasser auswaschen und dann
lufttrocken werden lassen. Bringt man von diesem aus-
gewaschenen und getrockneten Pulver nur einige Körner
auf eine glühende Holzkohle, so nimmt man augen-
blicklich den für das Arsenik charakteristischen Knob-
lauchgeruch wahr.

Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
 
Annotationen