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Münchner kunsttechnische Blätter.
Nr. 2t.
höcker, die jedoch sehr bald ausgeglichen wird.
Später finden wir es nur den Scheitelpunkt am
Schädel abgeben, den höchsten Punkt, der unge-
fähr über dem Ohr gelegen ist, bald etwas weiter
vorn, bald dahinter.
Das Jochbein, das erst Hach aufliegt und so
keinen EinHuss auf das Wangenrelief ausübt, wölbt
sich mit den Jahren immermehr, beim Erwachsenen
meist sichtbar, stets fühlbar. Unterhalb seines
hinteren Endes ist die Ohröffnung zu suchen.
Seine Wölbung tritt bei „eingefallenen Wangen"
stark zutage, ja macht diese durch den Kontrast
erst auffällig; denn wenn beim Schwund des Fett-
polsters unterhalb des Jochbeines die Haut ein-
fallt, findet sie am Knochen Widerstand, ja sie
spannt sich stärker als in der Umgebung und
zeigt daher zumeist am vorderen Eck unten
aussenseits der Augenhöhle ein Glanzlicht. Von
dieser Stelle bis zu dem obenerwähnten Knick
am unteren Unterkieferrand ist die Vorderkante
des Kaumuskels grossenteils von sehniger Be-
schaffenheit. Sie trennt das eben erwähnte Fett-
polster von einem zweiten, in das die Nasen-
lippenlinie sich verliert. An sehr abgemagerten
Köpfen wird sich auch da eine Höhlung bilden.
Da das Hervortreten des knöchernen Schädels
mit dem Schwinden des Fettes zunimmt, so mag
auch dieses hier seine Erwähnung finden in der
Angabe, dass man vier Fettpolster unterscheiden
kann: Das erste in der Augenhöhle; ein auch
noch so geringer Abbau lässt uns „Augenringe"
bemerken; das zweite in der Schläfengegend, wie
oben erwähnt, von der seitlichen Stirnkante, dem
äusseren Augenhöhlenrand, dem Jochbein be-
grenzt; das dritte unterhalb des Jochbeines und
das vierte zwischen der vorderen Jochbeinkante
und dem Mundwinkel. Neben diesen spielen die
kleineren Fettansammlungen zwischen den ein-
zelnen Muskeln am Mundwinkel, an den Nasen-
flügeln eine geringere Rolle. Sie leiten über zur
Charakteristik, bedingt durch die Muskulatur, die
erschöpfend darzustellen jeder einzelne Muskel
fast eine eigene Abhandlung bedürfte. Diese zu
bringen sei einer späteren Gelegenheit Vorbehalten.
Vergleichende Prüfung verschiedener
Pigmentfarben auf ihre Brauchbarkeit
in der Maierei, insbesondere in der
Kunstmalerei.
Von Prof. Ernst Täuber. (Schluss.)
Das ist aber nach meinen Feststellungen
ganz und gar nicht der Fall, vielmehr scheint
gar nicht selten das ölige Bindemittel die zer-
störende Wirkung des Lichtes zu unterstützen,
so dass die betreffenden Pigmente als Wasser-
farben erheblich lichtechter sind als in der Form
von Oelfarben.
Auf Grund der mitgeteilten Prüfungsergebnisse
komme ich vorläufig zu folgenden praktischen
Schlüssen, soweit die Lichtechtheit in Frage
kommt:
Von gelben Farben, die bisher in der Kunst-
malerei Anwendung gefunden haben, sind, soweit
sie von mir einer Nachprüfung unterworfen wurden,
Schüttgelb und Chromgelb in Oet sowie
Naphtholgelb als Wasserfarbe von der Pa-
lette auszuschliessen, der Gebrauch des
Indischgelbs und des Naphtholgelbs als
Oelfarben ist möglichst einzuschränken.
An ihre Stelle wird in den meisten Fällen
Indanthrengelb G u. R und Indanthren-
goldorange treten können, besonders in
dunklen Mischungen. Für rein grüngelbe
Lasurtöne ist ferner als Oelfarbe, aber nur als
solche, Pigmentechtgelb G der Farbwerke Höchst
brauchbar, und zwar kommt es dem echten In-
dischgelb im Ton und in der Lichtechtheit sehr
nahe. Nur für die Zwecke der Dekorationsmalerei
sind Normalgelb 5 G L und Pigmentchromgelb L
der Farbwerke Höchst als ausreichend echt zu
empfehlen.
Von roten Farben, die bislang allgemein An-
wendung fanden, wird Zinnober möglichst zu
meiden'und der Gebrauch der Krapplacke
möglichst auf den lichtechtesten hellrosa
Wurzelkrapp zu beschränken sein. Als Er-
satz für Zinnober und zum Teil auch für
Krapp resp. Alizarin sind Kadmium hoch-
rot und Lacke aus Permanentrot 2 G extra
und aus Indanthrenbordeaux in erster
Linie in Betracht zu ziehen, in zweiter Linie
ist auch Pigmentscharlach 3 B als Oelfarbe sehr
berücksichtigenswert. Als Wasserfarbe, aller-
dings nur als solche, ist Thioindigorot auf
das wärmste zu empfehlen.
Eine gute, aber für die Zwecke der Kunst
nicht ausreichende Echtheit wurde noch bei fol-
genden Farben festgestellt: Lack aus Permanentrot
R der A.-G. für Anilinfabrikation, Lack aus Helio-
echtrot der Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer
& Co. und Pigmentechtrot der Farbwerke Höchst.
Ueber violette und blaue Farben ist folgendes
von mir festgestellt worden:
Ultramarinviolett ist zu verwerfen. Zu
dem als Oelfarbe einwandfrei befundenen
Kobaltviolett treten als vollkommen licht-
echt die wesentlich blaueren Lacke aus
Indanthren S und aus Säurealizarinblau
neu hinzu.
Die Anwendung von Preussischblau als
Künstlerfarbe, sei es in Oel, sei es in wäs-
serigen Bindemitteln, ist nicht anzuraten, die-
jenige von Indigo ist gänzlich zu verwerfen.
Dagegen ist Indanthrenblau G in Form
seiner Lacke unbedingt zu empfehlen. Es
scheint berufen, das Kobaltblau und das Ultra-
marinblau in den meisten Fällen mit Vorteil zu
ersetzen.
Münchner kunsttechnische Blätter.
Nr. 2t.
höcker, die jedoch sehr bald ausgeglichen wird.
Später finden wir es nur den Scheitelpunkt am
Schädel abgeben, den höchsten Punkt, der unge-
fähr über dem Ohr gelegen ist, bald etwas weiter
vorn, bald dahinter.
Das Jochbein, das erst Hach aufliegt und so
keinen EinHuss auf das Wangenrelief ausübt, wölbt
sich mit den Jahren immermehr, beim Erwachsenen
meist sichtbar, stets fühlbar. Unterhalb seines
hinteren Endes ist die Ohröffnung zu suchen.
Seine Wölbung tritt bei „eingefallenen Wangen"
stark zutage, ja macht diese durch den Kontrast
erst auffällig; denn wenn beim Schwund des Fett-
polsters unterhalb des Jochbeines die Haut ein-
fallt, findet sie am Knochen Widerstand, ja sie
spannt sich stärker als in der Umgebung und
zeigt daher zumeist am vorderen Eck unten
aussenseits der Augenhöhle ein Glanzlicht. Von
dieser Stelle bis zu dem obenerwähnten Knick
am unteren Unterkieferrand ist die Vorderkante
des Kaumuskels grossenteils von sehniger Be-
schaffenheit. Sie trennt das eben erwähnte Fett-
polster von einem zweiten, in das die Nasen-
lippenlinie sich verliert. An sehr abgemagerten
Köpfen wird sich auch da eine Höhlung bilden.
Da das Hervortreten des knöchernen Schädels
mit dem Schwinden des Fettes zunimmt, so mag
auch dieses hier seine Erwähnung finden in der
Angabe, dass man vier Fettpolster unterscheiden
kann: Das erste in der Augenhöhle; ein auch
noch so geringer Abbau lässt uns „Augenringe"
bemerken; das zweite in der Schläfengegend, wie
oben erwähnt, von der seitlichen Stirnkante, dem
äusseren Augenhöhlenrand, dem Jochbein be-
grenzt; das dritte unterhalb des Jochbeines und
das vierte zwischen der vorderen Jochbeinkante
und dem Mundwinkel. Neben diesen spielen die
kleineren Fettansammlungen zwischen den ein-
zelnen Muskeln am Mundwinkel, an den Nasen-
flügeln eine geringere Rolle. Sie leiten über zur
Charakteristik, bedingt durch die Muskulatur, die
erschöpfend darzustellen jeder einzelne Muskel
fast eine eigene Abhandlung bedürfte. Diese zu
bringen sei einer späteren Gelegenheit Vorbehalten.
Vergleichende Prüfung verschiedener
Pigmentfarben auf ihre Brauchbarkeit
in der Maierei, insbesondere in der
Kunstmalerei.
Von Prof. Ernst Täuber. (Schluss.)
Das ist aber nach meinen Feststellungen
ganz und gar nicht der Fall, vielmehr scheint
gar nicht selten das ölige Bindemittel die zer-
störende Wirkung des Lichtes zu unterstützen,
so dass die betreffenden Pigmente als Wasser-
farben erheblich lichtechter sind als in der Form
von Oelfarben.
Auf Grund der mitgeteilten Prüfungsergebnisse
komme ich vorläufig zu folgenden praktischen
Schlüssen, soweit die Lichtechtheit in Frage
kommt:
Von gelben Farben, die bisher in der Kunst-
malerei Anwendung gefunden haben, sind, soweit
sie von mir einer Nachprüfung unterworfen wurden,
Schüttgelb und Chromgelb in Oet sowie
Naphtholgelb als Wasserfarbe von der Pa-
lette auszuschliessen, der Gebrauch des
Indischgelbs und des Naphtholgelbs als
Oelfarben ist möglichst einzuschränken.
An ihre Stelle wird in den meisten Fällen
Indanthrengelb G u. R und Indanthren-
goldorange treten können, besonders in
dunklen Mischungen. Für rein grüngelbe
Lasurtöne ist ferner als Oelfarbe, aber nur als
solche, Pigmentechtgelb G der Farbwerke Höchst
brauchbar, und zwar kommt es dem echten In-
dischgelb im Ton und in der Lichtechtheit sehr
nahe. Nur für die Zwecke der Dekorationsmalerei
sind Normalgelb 5 G L und Pigmentchromgelb L
der Farbwerke Höchst als ausreichend echt zu
empfehlen.
Von roten Farben, die bislang allgemein An-
wendung fanden, wird Zinnober möglichst zu
meiden'und der Gebrauch der Krapplacke
möglichst auf den lichtechtesten hellrosa
Wurzelkrapp zu beschränken sein. Als Er-
satz für Zinnober und zum Teil auch für
Krapp resp. Alizarin sind Kadmium hoch-
rot und Lacke aus Permanentrot 2 G extra
und aus Indanthrenbordeaux in erster
Linie in Betracht zu ziehen, in zweiter Linie
ist auch Pigmentscharlach 3 B als Oelfarbe sehr
berücksichtigenswert. Als Wasserfarbe, aller-
dings nur als solche, ist Thioindigorot auf
das wärmste zu empfehlen.
Eine gute, aber für die Zwecke der Kunst
nicht ausreichende Echtheit wurde noch bei fol-
genden Farben festgestellt: Lack aus Permanentrot
R der A.-G. für Anilinfabrikation, Lack aus Helio-
echtrot der Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer
& Co. und Pigmentechtrot der Farbwerke Höchst.
Ueber violette und blaue Farben ist folgendes
von mir festgestellt worden:
Ultramarinviolett ist zu verwerfen. Zu
dem als Oelfarbe einwandfrei befundenen
Kobaltviolett treten als vollkommen licht-
echt die wesentlich blaueren Lacke aus
Indanthren S und aus Säurealizarinblau
neu hinzu.
Die Anwendung von Preussischblau als
Künstlerfarbe, sei es in Oel, sei es in wäs-
serigen Bindemitteln, ist nicht anzuraten, die-
jenige von Indigo ist gänzlich zu verwerfen.
Dagegen ist Indanthrenblau G in Form
seiner Lacke unbedingt zu empfehlen. Es
scheint berufen, das Kobaltblau und das Ultra-
marinblau in den meisten Fällen mit Vorteil zu
ersetzen.