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Münchner kunsttechnische Blätter — 6.1909/​1910

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Nr. 2
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Hans Thoma über Farbenmaterial und Maltechnik
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Berger, Ernst: Die Rubens-Bilder der Münchner Pinakothek, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36592#0009

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Inhalt: Hans Thoma über Farbenmaterial und Maltechnik. — Die Rubens-Bilder der Münchner Pinakothek.

Von E. B. (Schluss.) — Die Oeliarben. Von Cornelius Hebing. — Gefährdete Kunstschätze.

Hans Thoma über Farbenmaterial und Maltechnik.

Anlässlich des jo. Geburtsfestes des Meisters
sei auf dessen treffliche Ausführungen hinge-
wiesen, die zuerst in den „Süddeutschen Monats-
heften" erschienen, in seinen gesammelten Er-
innerungen, betitelt „Im Herbste des Lebens"
(München 1909), wieder abgedruckt sind und das
Thema des Farbenmateriales und der Maltechnik
behandeln. Wer wie Thoma über ein halbes
Jahrhundert schaffend tätig war und wohl an die
tausend Bilder gemalt hat, wird sicherlich über
eine grosse Summe von Erfahrungen verfügen.
Der allverehrte Meister hat es überdies verstanden,
in geistvoller Form ein Essay über Maltechnik
zu schreiben, das vielleicht zum Besten gehört,
was von einem Maler über das Malen geschrieben
wurde.
Von seiner eigenen Malweise berichtet er zum
Schlüsse:
„Mit dem reichlichen Gebrauche von Oel habe ich
nie die geringste schlimme Erfahrung gemacht, ja, die
mit viel Oel als Lasur hergestellten Bilder haben sich
am besten erhalten — das so verrufene Sikkativ de
Gourtrai habe ich als Beisatz, um rascheres Trocknen zu
erzielen, vor 30 Jahren schon ziemlich reichlich be-
nützt, es ist nichts passiert. — Sehr oft habe ich, um
dem Malmittel, d. h. dem Oele, eine gewisse Konsistenz
zu geben, die das Herunterlaufen verhindert und es
ermöglicht, mit den durchscheinenden Farben prima
zu arbeiten, mir eine Malbutter bereitet, indem ich
Mastixkörner in Oel aufkochte mit ganz wenig Wachs-
zusatz — auch damit habe ich in bezug auf Haltbar-
keit nie eine schlimme Erfahrung gemacht. — Manch-
mal habe ich ein Bild, auf dem ich gleichmässige Lasur
anbringen wollte, mit einer Mischung von Petroleum
und ganz wenig Leinöl eingerieben, so dass sehr wenig
von diesem Mittel, das ich mit Watte fast ganz abrieb,
übrig blieb — dies ermöglicht den gleichmässigen Auf-
trag einer Lasur auf das beste."
„Temperamalerei habe ich fast immer nachträglich
gefirnisst — deshalb habe ich dieselbe nie auf einen
Grund angebracht, der ölaufsaugend war — und habe
starke Bindemittel, wie z. B. eine Mischung von Eigelb

mit etwas Wachsseife und Oelzusatz, am liebsten ge-
nommen. Manchmal habe ich die Untermalung auch
mit Terpentinzusatz mit Oelfarbe gemacht und dar-
auf erst Lasuren mit Tempera — manchmal auch mit
aufhellender Temperadeckfarbe — gemacht, auf die ich
schliesslich doch wieder mit Oellasuren arbeitete und
so das Bild mit einer Art Harzölfarbe fertigmachte —
dies abwechselnd mit Tempera und Oeliarben am
gleichen Bilde Malen hat nie schlimme Folgen gezeigt,
da ja die jetzt gebräuchlichen Temperafarben aus
einer Emulsion oder auch seifenartiger Flüssigkeit be-
reitet sind und nie allzu dick aufgetragen werden
können."
„Die haltbaren Normalfarben sind jetzt durch
Chemiker festgesetzt — da habe ich nichts mehr weiter
zu sagen. Es sind viel mehr, als ein Maler nötig hat.
— Meine Bilder sind mit ziemlich viel Harzfirniszusatz
zum Oele gemalt. — Bernstein-, Kopal- oder englischer
Kutschenlack sind alles gute Mittel, ebenso der in
Leinöl aufgelöste Mastix, den man bis zu butterartiger
Konsistenz mit ein wenig Wachszusatz herstellen
kann." — —
Die Rubens-Bilder der Münchner
Pinakothek.
Von E. B. (Schluss.)
20. Bildnis der Helene Fourment, mit dem Handschuh
(Nr. 793). Keine Sprünge, leichte Firnisrisse im
Hintergrund. (Das Bild unter Glas.)
2!. Schäferszene, Bildnis des Künstlers mit seiner
zweiten Gemahlin (Nr. 739). Holz von oben nach
unten gesprungen. Starke Lackrisse im weiblichen
Fleisch, im Haar der Frau und des Mannes, im
Schatten der männlichen Schulter.
22. Die keusche Susanna (Nr. 743). Das Bild hat viele
Schäden und scheint stark verputzt. Ein Holz-
sprung, von oben durch die weibliche Figur hin-
durchgehend, ist gekittet. Viele Firnisrisse und
tiefgehende Furchen, ähnlich den auf dem vo-
rigen Bilde, in der Landschaft und Hintergrund.
23. Bildnis der Helene Fourment im schwarzen Kleid
und Brokateinsatz (Nr. 794). Drei starke Holz-
sprünge von rechts oben schräg nach links ab-
wärts, offenbar nicht den Fugen folgend.
 
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