Nr:.
Münchner kunsttechnische Blätter.
3
und zu feine Linien ergibt, zu entfernen, du es sich
mit der halbstumpfen Nade] vorzüglich radieren tässt.
Das G!as spielt auch eine wichtige Rotte, und ver-
wende ich am tiebsten atte, von der Schicht befreite
photographische Gtasnegative, weit sie von ziemtich
guter, d. h. schtierenfreier Beschaffenheit sind und
regetrecht im Format zugeschnitten sind. Diese Gtäser
erhält man vom Photographen für ein ganz geringes
Entgett und geschieht das Entfernen der Negativ-
schicht in der Weise, dass man die Gtäser in eine
Schate tegt, in welcher 100 Teite Wasser mit etwa
30 Teiten gewöhnticher Satzsäure vermischt sind.
Nach einigen Stunden ist die Schicht getockert und
spütt man sie mit warmem Wasser ganz herunter,
wonach die Gtäser nochmats einige Zeit in das Säure-
wasser getegt, darauf gut abgespütt und zum Trocknen,
gegen Staub geschützt, aufgestettt werden.
Ats schwarzen, sehr gut deckenden Gtasgrund
empfehle ich die fotgende Zusammensetzung, die ich
mir nach einer Vorschrift der „Photo-Revue" an-
fertigte und insoweit ergänzte, dass ich noch ausser
den angegebenen Zutaten etwas Kanadabatsam ver-
wendete :
Terpentinspiritus (rektihz.) 6 g, Dicköt (altes Ter-
pentinöt) 4 g, echt syrischer Asphatt (putverisiert)
15—20 g, Kanadabatsam $ g, feinstes Lampenschwarz,
aber nicht Kienruss, 2—3 g und Leinöthrnis 6 g. Die
Mischung wird in einem Emaillegeschirr im Wasser-
bade so stark erhitzt, dass sich atte Bestandteil tosen,
und rührt man tangsam währenddessen, um die Lösung
zu beschleunigen. Einige Vorsicht ist dabei nötm,
um das Entzünden der Masse zu verhüten, und wenn
dies doch geschehen sotlte, deckt man sofort einen
gut passenden Decket auf das Geschirr, wodurch die
Ftamme erstickt wird. Nach der vöttigen Lösung
schüttet man den nun fertigen Gtasgrund in einen gut
verschtiessbaren Blechbehälter mit weiter Oeffnung
und verkorkt diesen ausser Gebrauch.
Das Grundieren des Gtases geschieht mit einem
weichen, grösseren Pinset und streicht man soviet auf,
dass eine nicht zu dicke, aber sehr gteichmässige
Grundierung entsteht, die, gegen das Fenster gehatten,
keinerlei durchsichtige Streifen oder nadelstichförmige
Meine Löcher aufweisen darf. Zeigt sich der Grund
dabei ats noch nicht genügend deckend, d. h. grau,
so gibt man noch etwas Lampenschwarz in den Grund,
doch wird die in der Vorschrift angegebene Menge
genügen. Die grundierte Gtasptatte wird nun zum
Trocknen ftach ausgetegt und kann in etwa zwei
Stunden mit dem Aufpausen der Zeichnung begonnen
werden, wozu sich am besten das hettrote Kopier-
(Durchdruck-)papier eignet, wetches durch Aufreiben
von Kaput mortuum oder einem anderen feinen roten
Farbenputver auf dünnem Papier teicht herstellbar ist.
Die rote Pause auf dem schwarzen Grunde hebt sich
sehr deuttich ab, und wenn sie etwas angehaucht
wird, hält sie vorzüglich fest, und sobald auch diese
Arbeit vottendet ist, schreitet man zum Radieren.
Da die radierten Striche bei einer Unterlage von
weissem Papier nicht sichtbar hervortreten, benötigt
man ein puttähnliches Gesteh, wenn kein photogra-
phisches Retuschierputt vorhanden ist, und dient dazu
eine nach Figur II angefertigte, sehr einfache bild-
rahmenähntiche Vorrichtung, wetche jeder Tischter
herzustellen in der Lage ist: A ist ein Holzrahmen*),
der nach oben gekehrt einen Falz aufweist, ip welchem
eine etwas dicke Glasptatte B eingelegt wird, die etwa
2 mm tiefer liegen muss, ats das Planium des Holz-
rahmens oben zeigt, damit die Radierplatte C am
unteren Holzrande noch genügend Halt findet. D D sind
zwei im Holzrahmen feststehende Spreizen, deren untere
Enden je eine scharfe Stahlspitze aufweisen, um das
Rutschen des Puttes auf dem Tische zu verhindern. Der
untere, auf dem Tisch auftiegende Rahmenteil E muss
soweit abgeschrägt werden, dass der Rahmen glatt auf-
tiegt, also keine Erhöhung zeigt. Schtiesstich wird noch
ein weisser Bogen Papier oder Karton F unter das Pult
gelegt, welcher das Tageslicht gut reflektiert, so dass
jeder radierte Strich auf der schwarzgrundierten Platte
rein weiss und klar erscheint und somit in dieser
Weise das Arbeiten ohne Schwierigkeiten vor sich
gehen kann. Selbstverständlich ist das Pult so gegen
das Fenster zu stellen, dass das Tageslicht von rück-
wärts auf die Papierunterlage fallt, um ein tadelloses
Reflektieren des Lichtes zu erhalten.
Bezüglich des Radierens selbst kann ich weiter
keine Unterweisungen erteilen, denn hier entscheidet
die Eigenart des Künstters, und hätte ich nur das
eingangs dieses Artikels erwähnte zu wiederholen,
dass gar nicht anders gearbeitet wird, wie mit der
Feder auf Papier. Allerdings falten die radierten
Striche feiner und netter aus, und kann je nach der
Ausführung der Zeichnung die Glasradierung ganz den-
selben Charakter haben als eine Stein- oder Kupfer-
radierung, da man sehr feine, dichte Schattierungen
in einfacher und gekreuzter Lage neben den breitesten
Flächen anbringen kann, und tassen sich demzufolge
atte erdenklichen Strichzeichnungen ausführen, die
entweder der Reklame oder IHustration dienen sollen.
Ist während des Arbeitens ein Fehter unterlaufen,
so ist diese Stelle mittels eines feinen Pinselchens
und etwas Grundiermasse vorsichtig und Hach ab-
zudecken, und kann dann nach dem Trocknen die
Verbesserung nachgehott werden.
Um sich nach der Vollendung der Radierung vom
Aussehen der Zeichnung zu überzeugen, muss von
dieser eine Kopie auf tichtempHndlichem photogra-
phischen Papier**) im Kopierrahmen gemacht werden,
und ist es gar nicht nötig, dieses positive Papierbild,
wie sonst üblich, in den Bädern zu behandeln, wenn
die Zeichnung, beziehungsweise die Radierung, noch
der Nachhilfe bedürftig sein sollte, was bei den An-
fängerarbeiten der Fatt sein wird, denn erst diese po-
sitiven Papierbitder zeigen die Fehter, kraftlosen
Teile usw. ganz deutlich, und geht man in dieser Weise
sicher zu Werke, bevor das künsttiche Negativ der
Reproduktionsanstatt zur Erzeugung der Klischees
eingesandt wird. Wenn dagegen das positive photo-
graphische Bild zur vollsten Zufriedenheit des Künstlers
ausfällt, also die Glasradierung in jeder Beziehung als
gut gelungen zu bezeichnen ist, dann ist es vorteilhaft,
wenigstens zwei photographische Kopien anzufertigen,
*) Die Breite der Hotzrahmenleisten ist ungefähr
6 cm, die Dicke 2'j¡¡ bis 3 cm. Der innere Falz zum
Einlegen der Glasplatte muss je nach der Dicke des
Gtases abgepasst werden, doch wähle man keine zu
dünne Gtasscheibe, die je nach der Grösse des Rahmens
wenigstens 3 mm Dicke haben sott. Die obere Seite
des Holzrahmens muss eben und glatt sein, so dass
man event. eine Armschiene, wie sotche die Litho-
graphen gebrauchen, auftegen und so eine Ruhestütze
für den Arm beim Arbeiten hat. Das Hotz des Rahmens
sotl gut ausgetrocknet und hart sein, und tasse man
sich den Rahmen nicht zu Mein herstelien, und emp-
fehte ich das Format 30 x 40 cm, wetches dann schon
für grössere Radierungen ausreicht.
**) Event, genügt auch schon eine Lichtpauskopie.
Münchner kunsttechnische Blätter.
3
und zu feine Linien ergibt, zu entfernen, du es sich
mit der halbstumpfen Nade] vorzüglich radieren tässt.
Das G!as spielt auch eine wichtige Rotte, und ver-
wende ich am tiebsten atte, von der Schicht befreite
photographische Gtasnegative, weit sie von ziemtich
guter, d. h. schtierenfreier Beschaffenheit sind und
regetrecht im Format zugeschnitten sind. Diese Gtäser
erhält man vom Photographen für ein ganz geringes
Entgett und geschieht das Entfernen der Negativ-
schicht in der Weise, dass man die Gtäser in eine
Schate tegt, in welcher 100 Teite Wasser mit etwa
30 Teiten gewöhnticher Satzsäure vermischt sind.
Nach einigen Stunden ist die Schicht getockert und
spütt man sie mit warmem Wasser ganz herunter,
wonach die Gtäser nochmats einige Zeit in das Säure-
wasser getegt, darauf gut abgespütt und zum Trocknen,
gegen Staub geschützt, aufgestettt werden.
Ats schwarzen, sehr gut deckenden Gtasgrund
empfehle ich die fotgende Zusammensetzung, die ich
mir nach einer Vorschrift der „Photo-Revue" an-
fertigte und insoweit ergänzte, dass ich noch ausser
den angegebenen Zutaten etwas Kanadabatsam ver-
wendete :
Terpentinspiritus (rektihz.) 6 g, Dicköt (altes Ter-
pentinöt) 4 g, echt syrischer Asphatt (putverisiert)
15—20 g, Kanadabatsam $ g, feinstes Lampenschwarz,
aber nicht Kienruss, 2—3 g und Leinöthrnis 6 g. Die
Mischung wird in einem Emaillegeschirr im Wasser-
bade so stark erhitzt, dass sich atte Bestandteil tosen,
und rührt man tangsam währenddessen, um die Lösung
zu beschleunigen. Einige Vorsicht ist dabei nötm,
um das Entzünden der Masse zu verhüten, und wenn
dies doch geschehen sotlte, deckt man sofort einen
gut passenden Decket auf das Geschirr, wodurch die
Ftamme erstickt wird. Nach der vöttigen Lösung
schüttet man den nun fertigen Gtasgrund in einen gut
verschtiessbaren Blechbehälter mit weiter Oeffnung
und verkorkt diesen ausser Gebrauch.
Das Grundieren des Gtases geschieht mit einem
weichen, grösseren Pinset und streicht man soviet auf,
dass eine nicht zu dicke, aber sehr gteichmässige
Grundierung entsteht, die, gegen das Fenster gehatten,
keinerlei durchsichtige Streifen oder nadelstichförmige
Meine Löcher aufweisen darf. Zeigt sich der Grund
dabei ats noch nicht genügend deckend, d. h. grau,
so gibt man noch etwas Lampenschwarz in den Grund,
doch wird die in der Vorschrift angegebene Menge
genügen. Die grundierte Gtasptatte wird nun zum
Trocknen ftach ausgetegt und kann in etwa zwei
Stunden mit dem Aufpausen der Zeichnung begonnen
werden, wozu sich am besten das hettrote Kopier-
(Durchdruck-)papier eignet, wetches durch Aufreiben
von Kaput mortuum oder einem anderen feinen roten
Farbenputver auf dünnem Papier teicht herstellbar ist.
Die rote Pause auf dem schwarzen Grunde hebt sich
sehr deuttich ab, und wenn sie etwas angehaucht
wird, hält sie vorzüglich fest, und sobald auch diese
Arbeit vottendet ist, schreitet man zum Radieren.
Da die radierten Striche bei einer Unterlage von
weissem Papier nicht sichtbar hervortreten, benötigt
man ein puttähnliches Gesteh, wenn kein photogra-
phisches Retuschierputt vorhanden ist, und dient dazu
eine nach Figur II angefertigte, sehr einfache bild-
rahmenähntiche Vorrichtung, wetche jeder Tischter
herzustellen in der Lage ist: A ist ein Holzrahmen*),
der nach oben gekehrt einen Falz aufweist, ip welchem
eine etwas dicke Glasptatte B eingelegt wird, die etwa
2 mm tiefer liegen muss, ats das Planium des Holz-
rahmens oben zeigt, damit die Radierplatte C am
unteren Holzrande noch genügend Halt findet. D D sind
zwei im Holzrahmen feststehende Spreizen, deren untere
Enden je eine scharfe Stahlspitze aufweisen, um das
Rutschen des Puttes auf dem Tische zu verhindern. Der
untere, auf dem Tisch auftiegende Rahmenteil E muss
soweit abgeschrägt werden, dass der Rahmen glatt auf-
tiegt, also keine Erhöhung zeigt. Schtiesstich wird noch
ein weisser Bogen Papier oder Karton F unter das Pult
gelegt, welcher das Tageslicht gut reflektiert, so dass
jeder radierte Strich auf der schwarzgrundierten Platte
rein weiss und klar erscheint und somit in dieser
Weise das Arbeiten ohne Schwierigkeiten vor sich
gehen kann. Selbstverständlich ist das Pult so gegen
das Fenster zu stellen, dass das Tageslicht von rück-
wärts auf die Papierunterlage fallt, um ein tadelloses
Reflektieren des Lichtes zu erhalten.
Bezüglich des Radierens selbst kann ich weiter
keine Unterweisungen erteilen, denn hier entscheidet
die Eigenart des Künstters, und hätte ich nur das
eingangs dieses Artikels erwähnte zu wiederholen,
dass gar nicht anders gearbeitet wird, wie mit der
Feder auf Papier. Allerdings falten die radierten
Striche feiner und netter aus, und kann je nach der
Ausführung der Zeichnung die Glasradierung ganz den-
selben Charakter haben als eine Stein- oder Kupfer-
radierung, da man sehr feine, dichte Schattierungen
in einfacher und gekreuzter Lage neben den breitesten
Flächen anbringen kann, und tassen sich demzufolge
atte erdenklichen Strichzeichnungen ausführen, die
entweder der Reklame oder IHustration dienen sollen.
Ist während des Arbeitens ein Fehter unterlaufen,
so ist diese Stelle mittels eines feinen Pinselchens
und etwas Grundiermasse vorsichtig und Hach ab-
zudecken, und kann dann nach dem Trocknen die
Verbesserung nachgehott werden.
Um sich nach der Vollendung der Radierung vom
Aussehen der Zeichnung zu überzeugen, muss von
dieser eine Kopie auf tichtempHndlichem photogra-
phischen Papier**) im Kopierrahmen gemacht werden,
und ist es gar nicht nötig, dieses positive Papierbild,
wie sonst üblich, in den Bädern zu behandeln, wenn
die Zeichnung, beziehungsweise die Radierung, noch
der Nachhilfe bedürftig sein sollte, was bei den An-
fängerarbeiten der Fatt sein wird, denn erst diese po-
sitiven Papierbitder zeigen die Fehter, kraftlosen
Teile usw. ganz deutlich, und geht man in dieser Weise
sicher zu Werke, bevor das künsttiche Negativ der
Reproduktionsanstatt zur Erzeugung der Klischees
eingesandt wird. Wenn dagegen das positive photo-
graphische Bild zur vollsten Zufriedenheit des Künstlers
ausfällt, also die Glasradierung in jeder Beziehung als
gut gelungen zu bezeichnen ist, dann ist es vorteilhaft,
wenigstens zwei photographische Kopien anzufertigen,
*) Die Breite der Hotzrahmenleisten ist ungefähr
6 cm, die Dicke 2'j¡¡ bis 3 cm. Der innere Falz zum
Einlegen der Glasplatte muss je nach der Dicke des
Gtases abgepasst werden, doch wähle man keine zu
dünne Gtasscheibe, die je nach der Grösse des Rahmens
wenigstens 3 mm Dicke haben sott. Die obere Seite
des Holzrahmens muss eben und glatt sein, so dass
man event. eine Armschiene, wie sotche die Litho-
graphen gebrauchen, auftegen und so eine Ruhestütze
für den Arm beim Arbeiten hat. Das Hotz des Rahmens
sotl gut ausgetrocknet und hart sein, und tasse man
sich den Rahmen nicht zu Mein herstelien, und emp-
fehte ich das Format 30 x 40 cm, wetches dann schon
für grössere Radierungen ausreicht.
**) Event, genügt auch schon eine Lichtpauskopie.