Nr. 3-
Münchner kunsttechnische Blätter.
tt
Höchstziffer vorstehender Tabelle genommen! — ¡5 g
Leinöl keine streichfertige Farbe herstellen kann,
sondern höchstens einen dicken Stampf. Deshalb
mögen die obigen Ziffern vielleicht für Kunstmaler
Gültigkeit haben, die ja zuweilen die Farben so verar-
beiten, wie sie aus der Tube kommen, d. h. ohne Zu-
satz eines Verdünnungsmittels, oft sogar sie gleich mit
der Spachtel aufsetzen, nicht aber für den gewerblichen
Maler.
Die dicke Farbe kann der Anstreicher nicht ver-
arbeiten; sein Ziel ist es, einen gieichmässig-glatten,
schnell trocknenden und gleichmässig durchhärtenden
Anstrich herzustellen, und um dieses Ziel zu erreichen,
bedarf er einer mehr Aüssigen Farbe. Er muss deshalb
die dick angeriebene Farbe entsprechend mit Oel
(oder einem anderen Material) verdünnen und dadurch
verschiebt sich naturgemäss das Verhältnis der Farb-
menge zur Oelmenge: Eine streichfertige Oelfarbe ent-
hält bedeutend mehr Oel als eine dick geriebene Farbe.
Ausserdem aber ist noch ein Punkt an den vor-
stehend wiedergegebenen Feststellungen zu beanstan-
den: Sie sind alle einseitig, weil sie alle nur
angeben, wieviel Gewichtsteile Oel von !oo
Gewichtsteilen Farbe aufgenommen werden!
Diese so gewonnene Aufnahmezahl kann gute
Dienste leisten als Kontrolle bei derselben Farbe, in-
soferne als man sagen kann, dass von der gleichen Sorte
einer bestimmten Farbe die gleiche Menge immer auch
die gleiche Menge Oel aufnehmen muss. Im übrigen
aber gibt diese Oelaufnahmezahl ein ganz falsches Bild
von der Sachlage, da die dabei angewandte Art der
Feststellung ganz unberührt lässt, dass die verschiede-
nen Farben verschiedene spezifische Gewichtszahlen
haben und deshalb ihre Volumina bei gleichem Gewicht
sehr grosse Unterschiede zeigen.
Es möge ein Beispiel aus einer anderen Branche
erlaubt sein. Blei und Aluminium sind zwei Metalle,
beide lassen sich leicht zu Blech auswalzen. Blei aber
ist bedeutend schwerer als Aluminium, und t Kilo Alu-
minium, zu 1 mm starkem Blech ausgewalzt, muss eine
viel grössere Fläche bedecken als t Kilo Bleiblech von
gleicher Stärke. Das ist jedem ohne weiteres klar.
So gut aber 1 Kilo Aluminiumblech mehr deckt als
t Kilo Bleiblech, ebenso deckt auch t Kilo Kienruss
— um wieder ein Beispiel zu nehmen — eine bedeu-
tend grössere Fläche als ! Kilo Bleiweiss, denn t Kilo
Kienruss hat ein vielleicht iomal so grosses Volumen
als t Kilo Bleiweiss. Ebenso einleuchtend ist es aber
auch, dass diese grosse Menge Kienruss (oder einer
anderen leichten Farbe) auch eine grössere Menge
Oel — dem Volumen nach — erfordern muss als die
gleich schwere, aber an Volumen um so sehr viel ge-
ringere Menge Bleiweiss.
Um hierüber genaue Ziffern zu erhalten und um
gleichzeitig die bisher üblichen Angaben zu ergänzen,
hat der Verfasser mit einer Reihe von Farben Versuche
angestellt, die davon ausgingen, in allen Fällen eine
bestimmte, genau abgemessene Menge Oel — Leinöl,
jedesmal 20 ccm = ¡8,6 g — zu nehmen, diesem Oel
soviel Farbkörper zuzusetzen, dass sich eine streich-
fertige Farbe ergibt, und dann durch Messungen und
Wägungen die aufgenommene Farbenmenge nach Ge-
wicht und Volumen zu ermitteln. Die Farben wurden
also — es sei nochmals ausdrücklich betont — nicht
zu einer steif-pastosen Masse verrührt, nicht zum Auf-
bewahren passend hergestellt, sondern richtig streich-
fertig, nicht zu dünn, aber auch nicht zu dick und gut
deckfähig. Der verschiedenartigen Deck- und Streich-
fähigkeit der einzelnen Farben wurde dabei genau
Rechnung getragen. Ultramarinblau, Englischrot und
besonders Kienruss dürfen ja, wie jeder Anstreicher
weiss, flüssiger sein, wenn sie als streichfertig zu gel-
ten haben, als Bleiweiss und namentlich Lithopone und
Zinkweiss. Letztere waren denn auch so dick gehalten,
dass die Farbe nicht vom Rührstäbchen abtief, sondern
einen mässig pastosen, gut verstreichbaren Brei bildete;
die ausgiebigeren Farben waren entsprechend flüssiger,
ohne jedoch dünn zu sein. Als Material diente: Reines,
rohes Leinöl, reine Farben von bester Qualität, von
einer als solid und reell bekannten Firma (Finster &
Meisner in München) eigens zu diesem Zweck bezogen.
Das Ergebnis ist aus nachstehender Tabelle klar
ersichtlich:
Farbe
.......
Gew
ferti-
gen
Farbe
g
Farb-
g
Farbe
Unter-
u. Färb-
Bleiweiss ....
20 ccm
75,0
56,4
3°,o
10,0
Lithopone . . .
= iS,6g
60,1
4L5
30,5
10,3
Zinkweiss . . .
„
52,0
33,4
27,0
7,0
Hellocker . . .
41,0
22,4
28,5
8,3
Terra di Siena nat.
40,5
2t,9
29,0
9,0
Terra di Siena gebr.
„
36,0
:7,4
26,6
6,6
Englischrot . . .
„
43,2
24,6
26,3
6,5
Viktoriagrün . .
„
50,6
32,0
30,5
10,3
Ultramar. - Lackier-
blau ....
4t,0
22,4
30,3
!0,5
Ultramarin-An-
strichblau . .
37,7
19,1
28,3
8,5
Kienruss ....
"
25,2
6,6
24,5
4,5
Berechnet man hiernach, wieviel Oel eine Farbe
in trockenem Zustand braucht, um streichfertig zu
werden, so ergibt sich folgendes:
56,4 g trockenes Blei-
weiss .brauchen 18.6 p— 12.8 "L Leinöl
41.3 g trockene Litho-
pone .
33.4 g trockenes Zink-
weiss .
22.4 g trockener Ocker
2t,9,, „ Terra
di Siena nat.. . .
17.4 g trockene Terra
di Siena gebr. . .
24,6 g trockenes Eng-
iischrot.
32,0 g trockenes Vik-
toriagrün ....
22.4 g trockenes Ultra-
marin - Lackierblau
19, t g trockenes Ultra-
marin .
6,6 g trockener Kien-
russ .
„ „ — 44)8 „
= 84,9 „
„ „ = 106,9 „
)) )) 75,6 )'
„ „ == 58,1 „
„ „ = 78,5 „
j! )) 97)3 ))
„ „ = 28t,t „
Berechnet man nun nach dieser Tabelle, wieviel
Gewichtsprozente Oel in einer streichfertigen Farbe
enthalten sind (also nicht, wieviel Oel das trockene
Farbpulver braucht!), so ergibt sich folgendes: Eine
streichfertige Farbe von
Bleiweiss. . . .enthält int 00 g 24,8 g Oel, also 24,8"/,
Lithopone . .
Zinkweiss . .
Hellocker . .
Terra di Siena nat.
Terra di Siena gebr.
Englischrot . .
Viktoriagrün
Ultramar.- Lackier-
blau ....
Ultramarin . .
Kienruss . . .
Rechnet tm
dem nach der Menge, so erhält man folgendes Ergeb-
nis: Eine streichfertige Farbe von
„ 3°,9„
„ „ 30,9 „
„ 35,7 „
„ „ 35,7 „
„ 45,3 „
„ „ 45,3 ,,
„ 45,9 „
„ „ 45,9 „
„ 51,6,,
,, ,,5i ,6 ,,
„ 43,o „
„ „ 43,o „
„ 36,7,,
„ „ 36,7 „
„ 45,3 „
„ „ 45,3 „
„ 49,3 „
„ „ 49,3 „
„ 73,7 „
„ „ 73,7 „
nicht nach dem
Gewicht, son-
Münchner kunsttechnische Blätter.
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Höchstziffer vorstehender Tabelle genommen! — ¡5 g
Leinöl keine streichfertige Farbe herstellen kann,
sondern höchstens einen dicken Stampf. Deshalb
mögen die obigen Ziffern vielleicht für Kunstmaler
Gültigkeit haben, die ja zuweilen die Farben so verar-
beiten, wie sie aus der Tube kommen, d. h. ohne Zu-
satz eines Verdünnungsmittels, oft sogar sie gleich mit
der Spachtel aufsetzen, nicht aber für den gewerblichen
Maler.
Die dicke Farbe kann der Anstreicher nicht ver-
arbeiten; sein Ziel ist es, einen gieichmässig-glatten,
schnell trocknenden und gleichmässig durchhärtenden
Anstrich herzustellen, und um dieses Ziel zu erreichen,
bedarf er einer mehr Aüssigen Farbe. Er muss deshalb
die dick angeriebene Farbe entsprechend mit Oel
(oder einem anderen Material) verdünnen und dadurch
verschiebt sich naturgemäss das Verhältnis der Farb-
menge zur Oelmenge: Eine streichfertige Oelfarbe ent-
hält bedeutend mehr Oel als eine dick geriebene Farbe.
Ausserdem aber ist noch ein Punkt an den vor-
stehend wiedergegebenen Feststellungen zu beanstan-
den: Sie sind alle einseitig, weil sie alle nur
angeben, wieviel Gewichtsteile Oel von !oo
Gewichtsteilen Farbe aufgenommen werden!
Diese so gewonnene Aufnahmezahl kann gute
Dienste leisten als Kontrolle bei derselben Farbe, in-
soferne als man sagen kann, dass von der gleichen Sorte
einer bestimmten Farbe die gleiche Menge immer auch
die gleiche Menge Oel aufnehmen muss. Im übrigen
aber gibt diese Oelaufnahmezahl ein ganz falsches Bild
von der Sachlage, da die dabei angewandte Art der
Feststellung ganz unberührt lässt, dass die verschiede-
nen Farben verschiedene spezifische Gewichtszahlen
haben und deshalb ihre Volumina bei gleichem Gewicht
sehr grosse Unterschiede zeigen.
Es möge ein Beispiel aus einer anderen Branche
erlaubt sein. Blei und Aluminium sind zwei Metalle,
beide lassen sich leicht zu Blech auswalzen. Blei aber
ist bedeutend schwerer als Aluminium, und t Kilo Alu-
minium, zu 1 mm starkem Blech ausgewalzt, muss eine
viel grössere Fläche bedecken als t Kilo Bleiblech von
gleicher Stärke. Das ist jedem ohne weiteres klar.
So gut aber 1 Kilo Aluminiumblech mehr deckt als
t Kilo Bleiblech, ebenso deckt auch t Kilo Kienruss
— um wieder ein Beispiel zu nehmen — eine bedeu-
tend grössere Fläche als ! Kilo Bleiweiss, denn t Kilo
Kienruss hat ein vielleicht iomal so grosses Volumen
als t Kilo Bleiweiss. Ebenso einleuchtend ist es aber
auch, dass diese grosse Menge Kienruss (oder einer
anderen leichten Farbe) auch eine grössere Menge
Oel — dem Volumen nach — erfordern muss als die
gleich schwere, aber an Volumen um so sehr viel ge-
ringere Menge Bleiweiss.
Um hierüber genaue Ziffern zu erhalten und um
gleichzeitig die bisher üblichen Angaben zu ergänzen,
hat der Verfasser mit einer Reihe von Farben Versuche
angestellt, die davon ausgingen, in allen Fällen eine
bestimmte, genau abgemessene Menge Oel — Leinöl,
jedesmal 20 ccm = ¡8,6 g — zu nehmen, diesem Oel
soviel Farbkörper zuzusetzen, dass sich eine streich-
fertige Farbe ergibt, und dann durch Messungen und
Wägungen die aufgenommene Farbenmenge nach Ge-
wicht und Volumen zu ermitteln. Die Farben wurden
also — es sei nochmals ausdrücklich betont — nicht
zu einer steif-pastosen Masse verrührt, nicht zum Auf-
bewahren passend hergestellt, sondern richtig streich-
fertig, nicht zu dünn, aber auch nicht zu dick und gut
deckfähig. Der verschiedenartigen Deck- und Streich-
fähigkeit der einzelnen Farben wurde dabei genau
Rechnung getragen. Ultramarinblau, Englischrot und
besonders Kienruss dürfen ja, wie jeder Anstreicher
weiss, flüssiger sein, wenn sie als streichfertig zu gel-
ten haben, als Bleiweiss und namentlich Lithopone und
Zinkweiss. Letztere waren denn auch so dick gehalten,
dass die Farbe nicht vom Rührstäbchen abtief, sondern
einen mässig pastosen, gut verstreichbaren Brei bildete;
die ausgiebigeren Farben waren entsprechend flüssiger,
ohne jedoch dünn zu sein. Als Material diente: Reines,
rohes Leinöl, reine Farben von bester Qualität, von
einer als solid und reell bekannten Firma (Finster &
Meisner in München) eigens zu diesem Zweck bezogen.
Das Ergebnis ist aus nachstehender Tabelle klar
ersichtlich:
Farbe
.......
Gew
ferti-
gen
Farbe
g
Farb-
g
Farbe
Unter-
u. Färb-
Bleiweiss ....
20 ccm
75,0
56,4
3°,o
10,0
Lithopone . . .
= iS,6g
60,1
4L5
30,5
10,3
Zinkweiss . . .
„
52,0
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27,0
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Hellocker . . .
41,0
22,4
28,5
8,3
Terra di Siena nat.
40,5
2t,9
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Terra di Siena gebr.
„
36,0
:7,4
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Englischrot . . .
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43,2
24,6
26,3
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Viktoriagrün . .
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50,6
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Ultramar. - Lackier-
blau ....
4t,0
22,4
30,3
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strichblau . .
37,7
19,1
28,3
8,5
Kienruss ....
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25,2
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24,5
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Berechnet man hiernach, wieviel Oel eine Farbe
in trockenem Zustand braucht, um streichfertig zu
werden, so ergibt sich folgendes:
56,4 g trockenes Blei-
weiss .brauchen 18.6 p— 12.8 "L Leinöl
41.3 g trockene Litho-
pone .
33.4 g trockenes Zink-
weiss .
22.4 g trockener Ocker
2t,9,, „ Terra
di Siena nat.. . .
17.4 g trockene Terra
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24,6 g trockenes Eng-
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32,0 g trockenes Vik-
toriagrün ....
22.4 g trockenes Ultra-
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19, t g trockenes Ultra-
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Berechnet man nun nach dieser Tabelle, wieviel
Gewichtsprozente Oel in einer streichfertigen Farbe
enthalten sind (also nicht, wieviel Oel das trockene
Farbpulver braucht!), so ergibt sich folgendes: Eine
streichfertige Farbe von
Bleiweiss. . . .enthält int 00 g 24,8 g Oel, also 24,8"/,
Lithopone . .
Zinkweiss . .
Hellocker . .
Terra di Siena nat.
Terra di Siena gebr.
Englischrot . .
Viktoriagrün
Ultramar.- Lackier-
blau ....
Ultramarin . .
Kienruss . . .
Rechnet tm
dem nach der Menge, so erhält man folgendes Ergeb-
nis: Eine streichfertige Farbe von
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