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Münchner kunsttechnische Blätter — 6.1909/​1910

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Nr. 13
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Friedel, Arthur: Anatomische Miscellen II: das Wachstum des menschlichen Schädels, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36592#0053

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München, 2i. März 1910.

Beüage zur „Werkstatt der Kunst ' (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint i4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

YI.Jahrg. Nr. 13.

Inhait: Anatomische Misceiien II: Das Wachstum des menschiichen Schädeis. Von A. Friede!. — Eine neue
Technik für Monumentaimaierei. Von Prof. Wiiheim Ostwaid. — Wie schützt man einzurahmende
Papierbiider (Malereien) gegen Mauerfeuchtigkeit? — Anfragen und Beantwortungen.

Anatomische Misceiien H: Das Wachstum des menschlichen Schädels.

Die erste Vorstellung, die sich an den Begriff
der Anatomie für Künstler knüpft, ist in der Regel
der „Muskelmann", wohl weil dieser zwar schon
„etwas Anatomisches" ist, doch andererseits vom
endgültigen Menschenbilde sich am wenigsten
weit entfernt.
Mit Unrecht.
Auch für den
Künstler ist in
erster Linie das
Knochen-
skelett von Be-
deutung; denn
einmal fühlt
einen falsch
sitzenden
Knochen in der
Darstellung
einer Figur
jeder, einen
falsch sitzenden
Muskel nur der
Fachmann, zum
anderen ist so-
viel an Körpercharakteristik nur durch das Skelett
bedingt, hilft das Skelett so oft direkt das Relief
des Körpers bilden, dass man aus diesen ober-
flächlichen Skeletteilen auf die Form der tiefer
liegenden schliessen kann, dass man von jedem
Körper, den man kennt, auch das Skelett bis in
Einzelheiten gehend zeichnen könnte. Am deut-
lichsten tritt das am Schädel zutage, namentlich
bei Betrachtung seiner Wachstumsvorgänge.
Kurz sei vorausgeschickt, dass in der Schädel-
vorderansicht die Stirn von dem einen Stirnbein
gebildet wird, die Mitte von den beiden Ober-
kieferbeinen; letztere sind bekrönt von den

Nasenbeinen, flankiert von den Jochbeinen. Dem
Oberkiefer entspricht der Unterkiefer und beider-
seits vom Stirnbein bildet die Seitenkontur die
Wölbung der beiden Scheitelbeine. Diese nehmen
in der Profilansicht den grössten Teil des Schädel-
oberrandes ein.
In der Seiten-
ansicht vorn
davon das
Stirnbein,
hinten das Hin-
terhauptsbein,
in dem von den
dreien gebil-
deten Winkel
das Schläfen-
bein mit dem
Warzenfortsatz
und der Ohr-
öffnung. In
horizontaler
Richtung vor
dieser erhebt
sich aus der
Fläche das Jochbein, das die Verbindung mit dem
durch die Augenhöhle vom Stirnbein getrennten
Oberkiefer bildet. An ihn schliesst sich wieder
der in der Seitenansicht winklige Unterkiefer.
Neben den dem Stirnbein angehörenden oberen
Augenhöhlenrändern und dem unteren Unterkiefer-
rande mit dem Kinnvorsprung möchte ich das
Jochbein, an dessen Ende die Ohröffnung gelegen
sein muss, als die Leitlinie des Gesichtes be-
zeichnen.
Nicht so fest verbunden wie in späterem Alter,
bestehen dieselben Knochen natürlich schon zur
Zeit der Geburt, wobei der Hirnschädel den
 
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