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Münchner kunsttechnische Blätter.
Nr. 20.
und dabei das Kobaitvioiett durchaus echt, das
Uitramarinvioiett dagegen wenig iichtbeständig
gefunden. Es dürfte aiso von den alten violetten
Farben nur das Kobaitvioiett ais empfehienswert
übrigbieiben. Zu diesem aber gesehen sich zwei
der Teerfarbenindustrie entstammende biauvioiette
reine Lasurfarben von ganz vorzügiieher Licht-
echtheit, nämiieh ein Lack aus Indanthren S
der Bad. Aniiin- und Sodafabrik und ein solcher
aus Säureaiizarinblau, den mir die Farbwerke
Höchst zur Verfügung stellten. Als Oelfarben
habe ich beide wiederholt geprüft und einwand-
frei gefunden, als Wasserfarbe habe ich bisher
nur den Säurealizarinblaulack der Belichtungsprobe
unterworfen und nach einer Belichtungsdauer, nach
welcher der beste hellrosa Krapplack schon stark
gelitten hatte, ganz unverändert gefunden.
Wir sind also um wirklich gute violette Farben
nicht mehr in Verlegenheit, selbst wenn, wie nicht
zu erwarten steht, das Kobaltviolett sich in Oel,
das Indanthren S sich als Wasserfarbe nicht ge-
nügend widerstandsfähig gegen das Licht erweisen
sollten.
Von den alten rein blauen Farben habe ich
zunächst Kobaltblau und Ultramarinblau aus
verschiedenen Quellen stammend untersucht und
als durchaus lichtbeständig gefunden, während
Preussischblau sowohl als Oelfarbe wie auch
als Wasserfarbe durch Licht recht deutlich ge-
bleicht wurde und der Indigo als Wasserfarbe
eine noch weit geringere Lichtechtheit zeigte. Zur
Verwendung als Oelfarbe habe ich Indigo ganz
ungeeignet gefunden, weil er schon ohne Licht
durch Oel allein in farblose Stoffe übergeführt
wird, sobald er mit grösseren Mengen anderer
Oelfarben vermischt ist. Mischungen von Indigo
mit Bleiweiss, mit Zinkweiss und mit Ocker in
Leinöl, Mohnöl oder Nussöl hatten nach einigen
Tagen oder Wochen, auch im Dunklen aufbewahrt,
ihren blauen Bestandteil gänzlich eingebüsst und
waren also weiss oder gelb geworden. Unter dem
Einflüsse des Lichtes vollzog sich die Bleichung
noch rascher als im Dunkeln.
Demnach muss vor der Verwendung von In-
digo in jeder Form nachdrücklich gewarnt werden,
wenn er auch unvermischt als Oelfarbe vielleicht
genügend lichtecht wäre. Es kann von seiner
Verwendung um so eher abgesehen werden, als
zu dem bewährten Kobaltblau und dem licht-
echten Ultramarin noch einige neue Blaupigmente
hinzutreten, die sich den allerbesten Künstler-
farben überhaupt würdig an die Seite stellen. Es
sind dies Lacke aus Indanthrenblau G der
Bad. Anilin- und Sodafabrik, die einen fast ebenso
reinen, jedoch etwas rötlicheren Ton besitzen als
Kobaltblau, und die je nach dem verwendeten
Substrat mehr deckend oder mehr lasierend sind.
Sie sind im Gegensatz zu diesem von ungewöhn-
lich starkem Färbevermögen. Sowohl als Oelfarbe
wie als Wasserfarbe Hessen sie nach der Belich-
tung von 18 resp. 13 Monaten nicht die geringste
Veränderung erkennen. Ich glaube, dass sie be-
rufen sind, das kostspielige Kobaltblau und das
Ultramarin, das ja bekanntlich einige unangenehme
Eigenschaften bei seiner Verwendung besitzt —
es Hiesst als Oelfarbe, die keine versteifenden
Zusätze enthält, leicht von der Palette und erfahrt
bisweilen die als Ultramarinkrankheit bezeichnete
Veränderung — fast vollständig zu ersetzen. In
Mischung mit dem früher behandelten Indanthren-
gelb G gibt das Indanthrenblau tiefe lasierende
Grüntöne, wie sie sonst wohl nur mit dem bei
weitem nicht so beständigen Preussischblau er-
zeugt werden können.
Als Dekorationsfarben sind schliesslich noch
die schönen, lebhaft grünstichig blauen Lacke
aus Helioechtblau der Farbenfabriken vorm.
Friedrich Bayer & Co. sehr wohl verwendbar,
während sie für die Zwecke der Kunst nicht ge-
nügend lichtbeständig befunden wurden.
Von den alten grünen Farben von einheitlicher
Natur, die seit lange in der Kunst angewendet
werden, haben die beiden Chromoxydgrüne,
das Kobaltgrün und die grüne Erde, sich als
durchaus vertrauenswert erwiesen, nicht so der
Cörule'fnlack, den ich bisher für eine gute Lasur-
farbe angesehen habe. Er wird zugunsten der
Mischungen aus Indanthrengelb G und Indanthren-
blau G von gleichem Ton und gleicher Lasur-
fähigkeit zurückzuziehen sein.
Bezüglich der verschiedenen Kupferfarben
habe ich festgestellt, dass sie im allgemeinen
keine Veränderungen durch Licht erfahren, nur
das Bremerblau änderte als Wasserfarbe seinen
Ton nicht unerheblich nach Grün hin. Da aber
die Mischungen der Kupferfarben mit Kadmium-
gelb sehr bald dunkle, missfarbige Töne annehmen,
so sind sie für die Palette des Künstlers, der das
Kadmiumgelb viel weniger entbehren kann, als
die grünen und blauen Kupferfarben, nicht zu
empfehlen.
Von den braunen Farben sei endlich erwähnt,
dass Asphalt und das zu seinem Ersatz emp-
fohlene Gussowbraun eine ganz unzulängliche
Lichtechtheit besitzen, und dass schon aus diesem
Grunde von ihrer Verwendung dringend abzuraten
ist. Man kann mit Hilfe der verschiedenen Indan-
threnlacke ganz ähnliche Töne herstellen, die aber
unvergleichlich lichtechter sind.
Man sieht aus den mitgeteilten Beobachtungen
u. a., dass die Lichtechtheit einer Farbe in Oel
und in wässerigem Bindemittel in vielen Fällen
starke Abweichungen voneinander zeigen. Ge-
wöhnlich ist man der Ansicht, dass Oel eine be-
sondere Schutzwirkung auf die Pigmente ausübe
und dass ein Pigment, das als Wasserfarbe hin-
reichend lichtecht ist, dies als Oelfarbe erst recht
sein müsse. (Schluss folgt.)
Münchner kunsttechnische Blätter.
Nr. 20.
und dabei das Kobaitvioiett durchaus echt, das
Uitramarinvioiett dagegen wenig iichtbeständig
gefunden. Es dürfte aiso von den alten violetten
Farben nur das Kobaitvioiett ais empfehienswert
übrigbieiben. Zu diesem aber gesehen sich zwei
der Teerfarbenindustrie entstammende biauvioiette
reine Lasurfarben von ganz vorzügiieher Licht-
echtheit, nämiieh ein Lack aus Indanthren S
der Bad. Aniiin- und Sodafabrik und ein solcher
aus Säureaiizarinblau, den mir die Farbwerke
Höchst zur Verfügung stellten. Als Oelfarben
habe ich beide wiederholt geprüft und einwand-
frei gefunden, als Wasserfarbe habe ich bisher
nur den Säurealizarinblaulack der Belichtungsprobe
unterworfen und nach einer Belichtungsdauer, nach
welcher der beste hellrosa Krapplack schon stark
gelitten hatte, ganz unverändert gefunden.
Wir sind also um wirklich gute violette Farben
nicht mehr in Verlegenheit, selbst wenn, wie nicht
zu erwarten steht, das Kobaltviolett sich in Oel,
das Indanthren S sich als Wasserfarbe nicht ge-
nügend widerstandsfähig gegen das Licht erweisen
sollten.
Von den alten rein blauen Farben habe ich
zunächst Kobaltblau und Ultramarinblau aus
verschiedenen Quellen stammend untersucht und
als durchaus lichtbeständig gefunden, während
Preussischblau sowohl als Oelfarbe wie auch
als Wasserfarbe durch Licht recht deutlich ge-
bleicht wurde und der Indigo als Wasserfarbe
eine noch weit geringere Lichtechtheit zeigte. Zur
Verwendung als Oelfarbe habe ich Indigo ganz
ungeeignet gefunden, weil er schon ohne Licht
durch Oel allein in farblose Stoffe übergeführt
wird, sobald er mit grösseren Mengen anderer
Oelfarben vermischt ist. Mischungen von Indigo
mit Bleiweiss, mit Zinkweiss und mit Ocker in
Leinöl, Mohnöl oder Nussöl hatten nach einigen
Tagen oder Wochen, auch im Dunklen aufbewahrt,
ihren blauen Bestandteil gänzlich eingebüsst und
waren also weiss oder gelb geworden. Unter dem
Einflüsse des Lichtes vollzog sich die Bleichung
noch rascher als im Dunkeln.
Demnach muss vor der Verwendung von In-
digo in jeder Form nachdrücklich gewarnt werden,
wenn er auch unvermischt als Oelfarbe vielleicht
genügend lichtecht wäre. Es kann von seiner
Verwendung um so eher abgesehen werden, als
zu dem bewährten Kobaltblau und dem licht-
echten Ultramarin noch einige neue Blaupigmente
hinzutreten, die sich den allerbesten Künstler-
farben überhaupt würdig an die Seite stellen. Es
sind dies Lacke aus Indanthrenblau G der
Bad. Anilin- und Sodafabrik, die einen fast ebenso
reinen, jedoch etwas rötlicheren Ton besitzen als
Kobaltblau, und die je nach dem verwendeten
Substrat mehr deckend oder mehr lasierend sind.
Sie sind im Gegensatz zu diesem von ungewöhn-
lich starkem Färbevermögen. Sowohl als Oelfarbe
wie als Wasserfarbe Hessen sie nach der Belich-
tung von 18 resp. 13 Monaten nicht die geringste
Veränderung erkennen. Ich glaube, dass sie be-
rufen sind, das kostspielige Kobaltblau und das
Ultramarin, das ja bekanntlich einige unangenehme
Eigenschaften bei seiner Verwendung besitzt —
es Hiesst als Oelfarbe, die keine versteifenden
Zusätze enthält, leicht von der Palette und erfahrt
bisweilen die als Ultramarinkrankheit bezeichnete
Veränderung — fast vollständig zu ersetzen. In
Mischung mit dem früher behandelten Indanthren-
gelb G gibt das Indanthrenblau tiefe lasierende
Grüntöne, wie sie sonst wohl nur mit dem bei
weitem nicht so beständigen Preussischblau er-
zeugt werden können.
Als Dekorationsfarben sind schliesslich noch
die schönen, lebhaft grünstichig blauen Lacke
aus Helioechtblau der Farbenfabriken vorm.
Friedrich Bayer & Co. sehr wohl verwendbar,
während sie für die Zwecke der Kunst nicht ge-
nügend lichtbeständig befunden wurden.
Von den alten grünen Farben von einheitlicher
Natur, die seit lange in der Kunst angewendet
werden, haben die beiden Chromoxydgrüne,
das Kobaltgrün und die grüne Erde, sich als
durchaus vertrauenswert erwiesen, nicht so der
Cörule'fnlack, den ich bisher für eine gute Lasur-
farbe angesehen habe. Er wird zugunsten der
Mischungen aus Indanthrengelb G und Indanthren-
blau G von gleichem Ton und gleicher Lasur-
fähigkeit zurückzuziehen sein.
Bezüglich der verschiedenen Kupferfarben
habe ich festgestellt, dass sie im allgemeinen
keine Veränderungen durch Licht erfahren, nur
das Bremerblau änderte als Wasserfarbe seinen
Ton nicht unerheblich nach Grün hin. Da aber
die Mischungen der Kupferfarben mit Kadmium-
gelb sehr bald dunkle, missfarbige Töne annehmen,
so sind sie für die Palette des Künstlers, der das
Kadmiumgelb viel weniger entbehren kann, als
die grünen und blauen Kupferfarben, nicht zu
empfehlen.
Von den braunen Farben sei endlich erwähnt,
dass Asphalt und das zu seinem Ersatz emp-
fohlene Gussowbraun eine ganz unzulängliche
Lichtechtheit besitzen, und dass schon aus diesem
Grunde von ihrer Verwendung dringend abzuraten
ist. Man kann mit Hilfe der verschiedenen Indan-
threnlacke ganz ähnliche Töne herstellen, die aber
unvergleichlich lichtechter sind.
Man sieht aus den mitgeteilten Beobachtungen
u. a., dass die Lichtechtheit einer Farbe in Oel
und in wässerigem Bindemittel in vielen Fällen
starke Abweichungen voneinander zeigen. Ge-
wöhnlich ist man der Ansicht, dass Oel eine be-
sondere Schutzwirkung auf die Pigmente ausübe
und dass ein Pigment, das als Wasserfarbe hin-
reichend lichtecht ist, dies als Oelfarbe erst recht
sein müsse. (Schluss folgt.)