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Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

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Nr. 13
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Reinhart, Josef: Der japanische Farbenholzschnitt und Druck: Anleitung zum Farbenholzschneiden und Drucken
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Reinhart, Josef: Der Farbenholzstich und Maldruck
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https://doi.org/10.11588/diglit.36590#0054

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Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 13.



den Farbendrucken einen besonderen Reiz ver-
leiht. Soli der zu fertigende Farbenholzschnitt
z. B. in vier Farben, und zwar: t. Konturcnplatte
in Braun, 2. in Gelb, 3- in Rot und 4. in Blau,
gedruckt werden, so beginnt man nach dem Druck
der Konturenplatte zuerst mit Gelb, dann Rot
und Blau.
Man umschneide bei den Farbenteilplatten
die Umrisse der Flächen dem Original entspre-
chend und entferne das überflüssige Holz in be-
reits beschriebener Weise.
Ist der Schnitt der Farbenteilplatten beendet,
wasche man die noch auf den Holzplatten haften-
den Papierreste der Zeichnung ab, lasse trocknen,
und die Platten sind druckfertig.
Technik des Drückens.
Der japanische Holzfarbendruck wird unter
Anwendung von Wasserfarben ausgeführt.
Man verreibe und löse trockene Farben ohne
Bindemittel in Wasser auf, und zwar in grossen
Tuschnäpfen, kleinen Tellern oder Schalen, und
gebe als Bindemittel Reisbrei (Stärkekleister),
vermengt mit etwas QÖproz. Alkohol, um die
Fäulnis des Kleisters zu verhüten, hinzu.
Man richte das gewählte Druckpapier in der
erforderlichen Grösse zurecht und beschneide
unter Zuhilfenahme eines Lineals die untere und
rechte Seitenkante des Papiers scharf und winkel-
recht, gleich der Linie a-5 des Winkel- oder
Passerzeichens. Man feuchte mehrere Bogen
Fliesspapier an und lege die beschnittenen Druck-
papiere zwischen diese, damit letztere vollständig
durchfeuchtet werden, da das Drucken nur auf
nassem Wege geschehen kann. Sind alle Vor-
bereitungen beendet, kann mit dem Druck be-
gonnen werden.
Auf Grund des vorhandenen Originals müssen
für die diversen Druckplatten die erforderlichen
Farben in richtiger Nuancierung bereitliegen. Das
Drucken beginnt, wie bereits erwähnt, mit den
hellsten Farben. Der geschnittene Holzstock wird
mit der mit Reisbrei angeriebenen Farbe ver-
mittels eines breiten, Hachen Borstenpinsels gleich-
mässig in einer Richtung überstrichen und je nach
Notwendigkeit in sich abgetönt. Dann wird eines
der bereitliegenden feuchten Druckpapiere sorg-
fältig auf den Holzstock unter Berücksichtigung
des Winkelzeichens a-&-c eingelegt, und zwar
so, dass man das Druckpapier mit der unteren
und rechten Kante zuerst mit der rechten Winkel-
kante & sorgfältigst auf die Holzplatte in den
rechten Winkel c legt — die untere Papierkante
längs der geschnittenen Passerlinie nach a genau
anpasst, das übrige Druckpapier mit dem Hand-
ballen auf den Druckstock andrückt und dickes
Pausepapier darüberlegt; letzteres zur Schonung
des Druckpapiers, um dasselbe beim Druck nicht
zu verletzen.

Das Drucken geschieht durch Reiben mit
einer mit einem getrockneten Bambus- oder
Palmenblatt umwickelten dünnen Scheibe oder
mit einer mit einem Filztuch umwickelten Kork-
scheibe, dem Handballen oder dem Falzbein.
Durch das zarte Drucken klebt sich die auf der
Druckplatte lagernde Wasserfarbe auf das darauf-
liegende feuchte Papier. Es ist nun EmpAndungs-
sache, den Zeitpunkt festzustellen, wann der Druck
als beendet zu betrachten ist. Um sich jedoch
Gewissheit zu verschaffen, übt man Kontrolle
durch öfteres vorsichtiges Aufheben des Papieres
an den Kanten. Auf diese Weise ist ein sicheres
Gelingen eines guten Druckes zu erwarten. Man
fertige so viele Abdrücke der ersten Farbenteil-
platte, als man zu seiner Auflage festgesetzt hat,
lege die Drucke übereinander und sorge, dass
sie in feuchtem Zustande für den Weiterdruck
der nächstfolgenden Farbentöne erhalten bleiben.
Dies geschieht durch partienweises Einschlagen
in angefeuchtetes Fliesspapier.
Ist man mit dem Druck der ersten Farben-
teilplatte fertig, wasche man diese mit einem
Schwamme ab, lege zum Aufsaugen überHüssiger
Feuchtigkeit unter Abreiben mit dem Handballen
Fliesspapier darauf und lasse trocknen.
In gleicher Weise wird unter Beachtung der
Passerzeichen das Drucken der nächstfolgenden
Farbenteilplatten bewerkstelligt, wonach zum
Schlüsse die Konturenplatte folgt. Die auf diese
Weise gedruckten Blätter erhalten, namentlich
wenn man das Papier, wie es bei den japanischen
Farbendrucken der Fall ist, mit einer durch ein
Tuch geschlagenen Reisbrühe überzieht, eine
schöne Leuchtkraft und Weichheit in den Tönen.
Der Farbenholzstich und Maldruck.
Von Graphiker Josef Reinhart-Berlin-Lichterfelde.
Das unter obigem Titel nachfolgend geschil-
derte graphische Verfahren, welches auf der
Grundlage des japanischen Holzfarbendruckes be-
ruht, ergibt unter Anwendung von nur zwei Holz-
platten reizvolle Resultate, und kann ausser
Flächenwirkung auch der Charakter eines Aqua-
rells erzielt werden, weshalb diese Anleitung
Künstlern, welche mit der Handhabung des
Stichels und der Hochdrucktechnik vertraut sind,
dienen möge; anderenfalls kommt der Messer-
schnitt in Betracht.
Zeichnung, Holzstich und Druck.
Man zeichnet mit Bleistift, Feder oder Pinsel
in breiter Hotter Strichmanier das gewollte Motiv
auf eine ungrundierte Buchs- oder Birnbaumplatte
(Hirnholz). Die Platten tragen unten rechts ein
Winkelzeichen, links in gleicher Höhe einen Strich,
welche beim Drucken als Direktive dienen.
Winkelzeichen und Strich können ev. */, mm tief
von der inneren Seite des Holzstockes gegen die
 
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