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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 7
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Hermanns, Heinrich: Ein Erinnerungsblatt an Richard Burnier
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Rilke, Rainer Maria: Die Letzten: (ein Schlussakt), 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0023

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manckes Lauern - Interieurs zu verdanken. 80
seben wir in einer silbrigen 8tube eine Läuerin,
ibr in der Wiege scblafendes Kind betracbtend.
Lin breiter 8onnenstrabl fällt in clie vordere
Abteilung der 8tub. binein, die Lebandlung des
goldigen Licbtes zum silbrigen 8cbatten ist
meisterkaft und erinnert an die besten Werke
eines Lieter de Loogbe. 8eine Liebe zu den
alten Meistern veranlasste ibn, ein irn Louvre
bebndlicbes Lembrandtporträt aus der Lrinne-
rung zu rnalen. Lei dern Letracbten dieser
Kopie muss rnan die grosse Legabung des
Künstlers bewundern, den l'on und Klang des
Vorbildes so tief seinern Innern einprägen zu
können. Oie Kopie bat einen seltenen Lei? des
Kolorits und besitzt den Larbenscbmelz des Ori-
ginals in bobern Masse. — Viele Ligurenstudien
stammen aus diesen ^abren und allen ist die
Lreite der Linselfübrung und das Zusammen-
baltsn von Liebt und 8cbatten eigen. Lurnier
besafs von blatur aus Oefübl und Lbck für Oröfse
und Linfackbeit.
Oie gute ^ulnabrne, die Lurnier bei seinern
ersten ^.ulentbalte in Düsseldorf gefunden batte,
veranlasste ibn, irn ^abre 1867 zurückzukommen,
bliebt als Last, dauernd, bis zu seinern 1884 er-
folgten l'ode, scblug er bier seine Arbeitsstätte auf.
In bunter Leibenfolge entstanden jene stimmungs-
vollen Lilder aus der bolländiscben Liederung.
Irnrner und immer klingt bei grofsern Lrsassen der
blatur der etwas scbwerrnütige Akkord seines
Wiesen-Leimatlandes durcb. 8eine träurneriscben
Llufsufer, seine irn ^.bendfrieden beirnkebrenden
Linderberden, seine in bebaglicber Luke wei-
denden Kübe — alle Werke atrnen Leben und
reflektieren in unsere 8eele unsicktbare 8trablen,
die eine starke Künstler-
band in die Leinwand
bineinbannte.
I'rotz dergrofsen inne-
renV ersebiedenbeit stand
Lurnier rnit den bedeu-
tenden Malern seiner Zeit
in regern Verkebr. 80 war
er rnit Vautier, Knaus,
Munkacsi eng befreundet
und fand bei den Künst-
lern stets Anerkennung
und Verständnis. Wenn
aucb das grosse Lublikum
nicbtseinenLildern folgen

konnte, so wurde er docb voll gewürdigt von denen,
deren Urteil für ibn allein von Wert sein konnte.
8eine irn ^sabre 1872 erfolgte Verbeiratung
rnacbte ibn vollständig zu dern Onsrigen. Wenn
aucb nocb bäubge Leisen naeb Lolland, wo er
in innigem Verkebr mit Mauve stand, ibn dem
Mutterlands treu bleiben liessen, so seben wir
dock, dass die niederrkeiniscbe 1?iekebene ikren
nacbbaltigen Lindruck auf ibn ausübte. Line
grosse ^.nzabl Lilder entstanden in dieser Düssel-
dorfer Zeit, Lilder, die Luke und Oröfse atmen,
Werke, die abendlicben Lrieden ausströmen.
Ond gerade diese Werke rufen nocb beute
in der jüngeren Oeneration einen mäcbtigen Lin-
druck bervor. ^.ber aucb auf seine Zeitgenossen
batte er grossen Linlluls und mancber Künstler
verdankt viel seiner Anregung und Leitung.
Lurnier war eine knorrige, nickt für jeden zu-
gänglicbe blatur, die mit ibrem offenen Orteil
nickt zurückbielt.
8eine Werke sind in aller Welt zerstreut,
besonders Lngland und Amerika baben eine
grosse Zabl erworben. Leider liess sicb aus
dem vorbandenen Material nur eine kleine ^n-
zabl Arbeiten zur Leproduktion zusammenstellen,
aucb geben diese natürlick keinen Legriff von
dem koloristiscben Leiz, der eben Lurniers 8tärke
war, und zeigen nickt den fein empfindenden
Larbenkünstler. Oie Düsseldorfer Oalerie, die
sonst einen guten Öberblick über die Lntwick-
lung der beimiscben Kunst des vergangenen ^akr-
bunderts giebt, entbält kein Werk Lurniers.
block vor 2 — z ^abren erwarb die lVlüncbener
Linakotbek eine Arbeit, und was diese Oalerie
nickt glaubte verabsäumen zu dürfen, das wird
die Düsseldorfer im Interesse ibrer eignen Vervoll-
kommnung sicber nickt
überseken. Oie Lrwer-
bung des Lesten trägt die
reicblicbsten Zinsen!
Licbard Lurnier Kat
zu früb gelebt; er selbst
bat das empfunden, und
wenn er in seiner Zeit
nickt so erkannt wurde,
wie er verdiente, so möge
ibm der späte Lorbeer
und ein getreues Oeden-
ken seiner stolzen 8cböp-
ferkralt das vergelten!
Lleinricb Hermanns.


Lickarä Lurnier.

Leirn Melken.


S
 
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