Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]: Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein (2.1901)

Oer Oesclmiac^ iri

ede ge8ckmackvo11e Oe-
ben8fükrung Kat eine
geackerte Oxi8tenx
xur Vorau88etxung. Ini
Kampfe 8ind die Oe8etxe
der ^3tketik 8ckwer xu
beobackten; am 8ckwer-
8ten irn Kampf urn da8
täglicke Oa3ein. Wo
nock die 8orge irn Vor-
dergrund 8tekt, ob die
Bedingungen de88elben
morgen vorkanden 8ein werden, i8t die Krage
müf3ig, nack welcker Korm, ob 8cbön, ob Käf8-
licb, e3 8icb ge8talten wird.
Bkernack wäre man be3onder3 berecktigt,
nacb dem Oe8ckmack in Krankfurt xu fragen.
Denn — wie rnan in Oeut3ckland und Omgegend
weii8 — Frankfurt i8t die „reicbe 8tadt"! Oa8
i3t ancb wobl kaum xu be8treiten, in8ofern e8
den boben Vermögen83tand einer grollen ^.nxakl
von Kinwoknern bedeutet — die 3teuerergebni88e
bewei8en 68 8ckwarx auf weif8. Oaf8 die 8tadt
an 3icb nicbt reicb i3t — das8 aucb bier die


^.rmenpllege alle Hände voll xu tbun Kat, urn
der bittersten blot xu 8teuern — da3 8prickt in
der vorliegenden Krage nickt unrnittelbar rnit.
blnbe3treitbar nekrnen die großen Vermögen kier
einen ungewöknlick kokenKroxent8atx ein; der
lVlittel8tand xäklt eben5all3 eine groke 2akl ge-
8ickerte Bxi8tenxen von bekäbiger Oeben8fük-
rung. Oie 8eit vielen Oenerationen geübte Kraxi3,
die eigentlicke Indu3trie in die blackbar3tädte
xu drängen, Kat Frankfurt bi8 ^etxt von den Ele-
menten xiemlick frei gekalten, die dem Zufrie-
denen Bürger die Oaune verderben, indem 8ie
ikm den Karten Oa8ein3kampf vor da8 verwöknte
^uge fükren. 80 gilt Krankfurt nickt mit On-
reckt al3 die 8tadt de3 Beicktum3 und de3 Ouxu3.
T^ber die geackerte materielle Qrundlage i8t
dock nickt die einxige Vorau33etxung für eine
den Kegeln de8 guten Oe3ckmack3 unterworfene
Oeben8fükrung! K3 gekört die Oewoknkeit de3
Le3itxe8 daxu. Wir erleben M leider oft genug,
daf3 8cknell und unerwartet erworbener Keick-
tum xu einer Ouxu8entfaltung fükrt, die de3
guten Oe8ckmack3 gänxlick entbekrt, und für die
wir da3 Wort „Krotxentum" in Bereit8ckaft
kaben. Oer ^unge Keicktum über3türxt 8ick nur
xu gern, um da3, wa8 er 1ei3ten kann, xur 8ckau
xu tragen; unwäkleri3ck in den lVlitteln, ver3tekt
er nock nickt die Vornekmkeit, die in der 2urück-
kaltung liegt, ^Vuck kier i3t, wie auf 30 vielen
andern Oebieten de8 men8cklicken Oeben3, nickt
da3 Oinfacke da3 Or8prünglicke, 3ondern da3
Komplixierte, Öberkäufte, von dem au8 er8t eine
ge8teigerte Kultur den Kückweg xum Kinfacken
xu knden weif3. Ond er8t wenn 8ie kier ange-
langt i3t, tritt die Krage de3 Oe8ckmack3 in ikre

Berecktigung. Oenn „Orreickung einer gefälligen
Wirkung mit den einfack3ten lVlitteln" — da8
wäre etwa unter den vielen Erklärungen die868
Begrifle8 die un8 xu3agend8te. „Qe3ckmack"
würde 8ick dadurck auck mit „Bleganx" decken,
einem Wort, da8, ur8prünglick nur in der Kke-
torik gebrauckt, den klaren ^Vu8druck eine8 Oe-
danken8 mit den wenig8ten Worten bedeutet.
^.uck nack die8er Kicktung, einer von Oene-
rationen überkommenen guten Oewöknung, i8t
Krankkurt vor andern 8tädten berufen, ein Ort
de8 guten Oe8ckmack8 xu 8ein. Oer vornekm
8tolxe 8ckritt der alten Keick8- und Krönung8-
8tadt verleugnet 8ick nickt ganx in der ^rt, wie
die keutige preuf8i8cke Krei88tadt auftritt. Ond
8elb8t die etwa8 bedenklicke Verdreifackung ikrer
Kinwoknerxakl berukt mekr auf der Eingemein-
dung der blackbarorte, als auf einem 8tarken 2uxug
neuer Elemente in die Bürger8ckaft. 80 Kommt
68, daf8 nock immer eine ^nxakl alter blamen


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