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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 9
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0164

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Lerietite.

2ÜRIBR. Unser Bbsater Kat Unglück und Blück ge-
babt. Oie vorn Stadtrat vorgescblagene einmalige Subvention
von 50000 Branken wurde durcb die Volksabstimmung mit
grossem Mebr verworfen, obglsicb eins grosse 2abl von
Bbeaterkreunden sicb lebbakt kür das Zustandekommen eines
besseren Resultates beinübt batte. Da erökknets die „bleue
2üricber Leitung" eine Subskription, urn die Scbarts einiger-
rnassen ausxuwetxen: sie erreiebte den Betrag von über
20000 Branken. Oie grossen Donatoren aber gaben ibre
Spenden in der Stille: in kurzer 2eit waren rnebr als eine
Viertelrnillion Branken beisarnrnen. Xwei sebon okt in ^.n-
sprucb genommene Kunstfreunde steuerten allein ein Dritt-
teil dieser Surnrne bei, der eine 50000, der andere 40000
Branken. So scblug die unglücklicbe Volksabstimmung dein
Bbeater xum Segen aus, das sieb nun auk ^abre binaus in
einer so günstigen Situation siebt, wie wobl nie xuvor.
Das letzte musikaliscbs Breignis der Wintersaison waren
die künk populären S^mpboniskonxerte, in denen särntlicbe
Beetbovsnscbs S^mpbonien xur ^ukkübrung Karnen. Brisdrick
Regar bat sie geleitet und wurde kür dis glänxends Dösung
der grossen und scbwisrigen Aufgabe nacb dern Sebluss des
letzten Konzertes rnit einer Beier geebrt, die xugleicb den
Dank des gemiscbten Bbors ausdrüekts, von dessen Bübrung
er xurücktritt.
In der letzten ^usstsllungsserie des „Rünstlerbauses"
ragten bervor Hans Bboma rnit xwei älteren, sekr poetiseben
Dandscbakten, und Albert Welti rnit ssinsrn „Rocbxeitsxug"
und dein präcbtigen Doppelporträt seiner Bltern. Man dark
wobl sagen, dass in den letzten künkxig ^abren Kaurn ein
Dutzend so vorxüglicber Bildnisse in der Scbweix entstan-
den sind.
Dis scbweixeriscbe Burnusausstellung war irn ^pril kür
einige Wocben in 2üricb. Reben einsrn vorxüglicben Bier-
bild Rudolf Rollers waren es narnentlicb eine keine Dand-
scbakt von Dekmann und die Bilder Ferdinand Hodlers,
welcbs dis Aufmerksamkeit der Bssebauer auk sieb xogen,
letztere kreilicb in dein Sinne, dass sie den stärksten Wider-
sprueb bervorrieksn. Dennocb waren sie in ibrer berben
Binseitigkeit wobl das Bedeutendste, was xu seben war;
wenigstens konnte sieb niebt leiebt ein Renner der erninsn-
ten Blastik versebliessen.
2ur Brinnerung an ^obann Laspar Davatsr, der arn
2. Mai 1801 starb, ist irn neuen Stadtbaus eine reicbs und
interessante Ausstellung erökknet worden, veranstaltet durcb
Racbkommen und Vsrebrer des merkwürdigen Mannes. Rins
Bülls von rnsist gedruckten Brisken und Manuskripten, so-
wie von Bildern Davaters, seiner -^ngsbärigen und Rorrsspon-
denten bilden das ^nxisbendsts der Sarnrnlung. Bür den
Ditteraturbistoriker ist vor allein interessant dis Vollständig-
keit der Bublikationsn Davaters. Bre^-
BR^RRBKIRB a. M. Dis Menscben vergessen rascb!
Wer denkt beute nocb an das Unglück, das vor wenigen
Wocben unsere Stadt erscbreckt bat, als nacbrnittags xwei
durnpke Donnsrscblägs vernebrnbar wurden und alle Welt
wobl an ein nabendes Bswitter, aber unrnöglicb an die Bx-
plosion in einer kernen Bikrinsäurekabrik glaubte. Dnd dann!
^.ls die Dämmerung bereinbracb, dis Rranksnwagen dnrcb
unsere Strassen rasselten, am BabnbokBliebende umBliebende
eintraken und man in Bruppen bineinblickte, wo neben angst-
vollen Brauen und ganx wie gewöbnlicb beiteren Rindern,
sorgfältig verbundene Männer düster vor sicb binstarrten! —
— — Lines bat sicb bierbei vorxüglicb bewäbrt, nämlicb
dis Bexiebung der Bolixei xu unseren -krxtsn und Spitälern!
In der Bbat. Dieser Dienst funktionierte bewundernswert,
die besten ^rxte wurden sofort nacb Briesbeim disponiert
und nicbt einmal per Bslepbon, sondern per Scbutxmann.
Berner, in den Rrankenbäusern batte man alles sntbsbrlicbs
Verbandsxsug etc. erbeten, dis xablreicben ^uknabmen angs-
ordnst; kurx, die Brossstadt konnte sicb einmal und nocb daxu
in einem böcbst unvorbergsssksnen Balle als wabrs Mutter
ibrer Dmliegenscbakt xeigsn. Und unser eigenes Babrikviertel ?
so wird man kragen, ^ls dort dis Qsscbäktslsiter jenen kurckt-
baren Rnall bürten, meinten sie in den bäukgsten Bällen, es

sei bei ibnen ein Dnkall eingstrsten; als sie aber bürten, dass
es anderswo brenne und explodiere, gingen sie sofort wieder
an ibre Bbätigkeit. Das ist dis Rücbternbeit, aber aucb der Brnst
der regelmässigen Arbeit! Vielleicbt wäre es soxialer und
moderner gewesen, alle Dnterstütxung der Bsscbädigten dem
rsicben Briesbeimer Bnternebmen selbst xu überlassen, allein
in erregten Momenten gebt unser Rsrx immer über unsere
Dogik binaus. Wie gesagt: ^ll das liegt bereits wie weit
bintsr uns und vielleicbt wäre unser Brinnerungsvermögen
kür so Scbmerxlicbss und Beinlicbes unter einem winterlicbsn
Himmel stärker gewesen, als unter dem tieken Blau, das
sicb über Brankkurt gegenwärtig ergiesst.
Wer jetxt die Dinie am Babnboke vorbei über die
Wilbelmsbrücke nacb dem Borstbause verfolgt, wird einen
der stolxesten deutscben Brospekte erblicken, wo jeden Racb-
mittag Bc^uipagen um Bc^uipagsn dabinrollen, in einer Be-
spannung, wie sie in unserem Vaterlands so Isicbt nickt
wieder gefunden werden. Diese Summe von Bleganx, Be-
sckmack und Wobllsben, das in dem glitxernden Sonnsn-
scbein fast wie ecbte Daseinskrsude aussiebt, steigt über dis
Brösse Brankkurts bsträcbtlicb binaus. Bnd dennocb darbt
die Mainstadt, was aucb nur einigermassen billige Wobnungen
bstrikkt, in einer nacb aussen bin kaum verständlicben Weise.
Die Scbuldigen kür eine solcbs verteuerte Wirtscbakt, bereits
des Mittelstandes, sind unkebibar in den überbastetsn Refor-
matoren unseres Strassen- und Bauwesens xu sucben, denen
dis guten (Zuartiere in unserer Innenstadt plötxlicb Ricbts
mebr waren. In diesem Sinne sind aucb die breiten, luftigen
Strassen innsrbalb unserer KImwallung mit den scbönsten
^ussicbten und Bärten xum mindesten auk einer Seite, —
kür unseren Wobnungsbedark käst gänxlicb verloren gegangen
rssp. preisgegeben worden. Wie weit dann dis Neubauten
in unseren Bracbtstrassen, gerade einer scbarken Rritik stand-
kalten, bleibt ebenfalls nocb offene Brage. Bin in seiner
gelben Barbe anxiebsndsr Stein kann x. 8. scbon nacb jsabr
und Bag verblasst sein, und Riscben, die mit einem Herkules
ausgeküllt sind, aber unter einem gotiscben Baldacbin, könnten
käst dis Reuls in Bewegung setxsn, die jener Starke in seiner
Hand kält, ^ls keineswegs allein recbneriscb srwäbns ick
nocb, dass sine Bartis unserer Bromenads von xwei ssbr
scbönen völlig gleicben Btagsnbäusern üankiert ist, deren
Breis jsdocb um über M. 100000 xum mindesten differiert.
Die Racbrscbnungen gegenüber den Voranscblägen können
bier scbon bei M. 10000 weitere M. 10000 ausmacken und
xwar seitens allererster Bnternebmerürmsn.
Von unsern Kunstausstellungen erwäbne ick xwei, welcbs
diesmal sicb im Borträt gleicksam erscböpkten. Die eins
bestand aus Denbacb's, die anders aus ^ngsli's! Was den
berübmten Müncbener Broksssor betrifft, so waren vielkacb
von ibm Bildnisse krüberer 2sit ausgestellt, die im Kleinen
aucb so mancbss Vergänglicbs scbliesslicb berauskebren, wie
dies im Brossen ältere Bbotograpkisn tbun. Bbenso bleibt
es ^ukkassungssacbe, ob man Döllingers keines verwittertes
Belsbrtenantlitx als Bauernpü^siognomis Anblicken mag; ob
der kernbinscbauende, das Haupt so gern einst nacb oben
ricbtsnde Böcklin, als ein Mann mit einem Denkerkopk
vor uns im Rabmen stebt. Rur ein Mic^uelporträt mit blitx-
artigsm und rascb xugreikendem Ausdruck scbeint einen
genialen Moment Denbacbs ausgeküllt xu baden. Übrigens
trifft die bier über Böcklin gemacbte Anmerkung aucb auk
die Bbomabildnisss der verscbiedensn Borträtisten und Me-
dailleurs xu. Der greise Meister bat nämlicb ein Raupt, auk
dem Bmpkndung gleicksam lastet, wäbrsnd seine ibn ver-
ewigenden Binsel einen autrecbten Ropk mit voller Vernunft,
aus ibm macken. Daker aucb die eigsntümlicbe Rärte in
allen diesen Reproduktionen statt der wunderbaren Milde,
die in Wabibsit des Meisters ^ntlitx verklärt. Kinsers Raupt-
gälerie ist neuerdings kaum bsrsicbsrt worden; es bleibt
aber nütxlicb, dass dis Dsitung des Städelscken Institutes
wenigstens einigermassen sicb innsrbalb einer ötkentlicben
Meinung küblt. Bs beisst, dass man dort Deibl nocb immer
tief etwa unter Qrütxner bexablen will! Wie denn überbaupt
gegen alle moderne Kunst (Bboma, Böcklin, Diebermann etc.)

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