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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 7
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Schäfer, Wilhelm: März-Ausstellungen in Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0043

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När2-^n88te11uri§eri in vüsseläork.

agen wir einmal, ein auswärtiger Kunst-
freund wäre irn lVlärz in unsere Oarten-
stadt gekommen, um sich von dem
derzeitigen 8tand der Düsseldorfer
lVlalerei zu überzeugen. Baedeker und
^eder ortskundige Kellner weisen ikn nach der
Kunstkalle, dern olkzieUen ^usstellungsplatz der
Künstler. Ond richtig: Öder die Kobe l'reppe
herunter leuchten die schwarten Buchstaben
eines Blakatzettels auf rotern Orund: XIII. Jahres-
ausstellung der Düsseldorfer Künstlersckaft.
Br gekt hinauf, siekt noch einmal zurück über
den wundervollen Boigarten, siebt im Vestibül
die schönen Fresken von Oarl Oekrts und tritt
mit guter Ltimmung in den lichtvollen 8aal, der
als jakres-^usstellung ein Bild davon geben soll,
was die „Düsseldorfer Künstlersckaft" im letzten
jakr geschaffen bat. Der erste Blick geradeaus
ist verbeifsungsvoll: Line prachtvolle Dandschaft
von Oswald ^ckenback. Dange steht unser
Kunstfreund davor und denkt an den Fortschritt
der Malerei seit den Zeiten der Brüder Ecken-
bach, an all die technischen Umwälzungen und
Übertreibungen und fühlt, wie alle Vollendeten
abseits davon standen und stehen, abseits in
„einsamer Orölse". Dann siebt er die jakreszakl
1870 auf dem Bild und ist einen Augenblick im
Zweitel, ob er nickt fehl- und in die städtische
Qalerie gegangen ist, statt in die „Jabres-Aus-
stellung Düsseldorfer Künstler". Din llücktiger
Hinblick belehrt ibn schnell. 80 gebt er denn
weiter von Bild zu Bild. Br siebt das ernste
Bifeidorf von blikutowski, freut sich über das
künstlerische Bewulstsein und die entschlossene
ehrliche Arbeit, wünscht dem IVIaler ein wenig
mehr Narbigkeit und bat dock das feste Oefübl,


dals jemand, der so einer grolsen, fast heroischen
8timmung der blatur gereckt werden konnte,
sicher auch dazu kommen wird. Br stebt vor
den Bildern des jungen Drittel und weils nickt
reckt: Kat sich hier ein Zarter gezwungen, Kart
zu werden, oder ist ein Harter weich geworden
vor den stillen Klängen der blatur. jedenfalls
fühlt er aus den Bildern ein zähes Dingen und
künstlerische Dsidensckaft, die sich nickt mit
billigen „modernen" Dekorationswirkungen be-
gnügt, die aber auch nichts Herkömmliches Kat,
weil sie eines eigenen starken Oeiubls vor der
blatur sicher ist, weil sie sich berufen fühlt,
unentdeckte Dinge zu sagen.
Br kann nickt vorüber an den roten Diecken
auf der kleinen Dandschaft von Kiederick. Br
kndet sie auffallend dekorativ und entdeckt, dafs
sie trotzdem als Dächer u. s. w. vorzüglich in
den Oesamtton des Bildes eingemalt sind. —
Br weifs nickt, woher lVl. Bünten den Kühlen,
vornehmen l'on seiner Bilder Kat, der fast sach-
lich wirkt, und dennoch in der Erinnerung bleibt
wie fein gesagte D^rik. — Br siebt den famos
gestellten Hirsch des Oralen Brühl, den grotsen
Dampfer 0. Beckers in goldener 8onnenllut
und bleibt endlich erstaunt vor dem „goldenen
Kalb" von lVlagnus Dieberg stehen. Bin selt-
sames Oötzenbild thront auf einer 8äule inmitten
einer zigeunerhaften lVlenge. Bund Kerum beben
sich die 8andberge. Wie zusammengeschüttelt
stecken dis lVlenscken in dem engen 'Dkalgrund.
Oben an der Berglehne erscheint lVloses, riesen-
grofs und dock auf menschlichen Bülsen. Bs
ist ein wunderliches Bild, mit wunderlichen
8ckrullen, aber es sitzt eine merkwürdige Ber-
sönlickkeit dahinter und ein lVlensckenschicksal.

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