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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 8
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Fischel, Oskar: Die Leibl-Ausstellung in Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0097

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Vie vsibl - Ausstellung in Köln.

ön seiner Vaterstadt Köln ist Wilhelm
Oeibl mit Anerkennung dei Oeb-eiten
nickt verwöhnt, und man wusste kaum
2U sagen, was er noch hätte schaffen
! sollen, um in der einst so kunstreichen
Heimat mit cler Bewunderung, die er verdiente,
genannt -u werden. Oie Werke dessen, dem
jet-t und künftig die deutsche Malerei nie aus-
kören kann, als einem ihrer Orölsten -u huldigen,
haken für die heutige Qeneration noch nickt die
Bedeutung, wie die Bieder seines Vaters, des
rühmlichst bekannten Oomkapellmeisters, die all-
jährlich der Karneval neu kelekt. 80 konnte man
wenigstens glauben, eke das Wallraf- Bickart--
Museum -um Andenken des Verstorbenen seine
Ausstellung eröksnete: seitdem ist es klar, dass
Oeibls Kunst sich in Köln nur -u -eigen
brauchte, um auch erkannt -u werden: man
muss nur sehen, wie jet-t an den freien 1?agen
das Bublikum gleich einer IVlauer vor seinen
Bildern stellt, wie selbst der sonst nie leere Blat-
vor Bickters Königin Ouise verödet bleibt, ^.n
denen, die den 8aal mit der einen schlickten
Beike von Oemälden betreten, siebt man alle
Abstufungen des Interesses von bleugier bis -ur
Bewunderung, und schliesslich gebt jeder, der
sich 2eit -um Betrachten nahm, mit dem Bin-
druck davon, der den einfachen Bauer in Berbling
vor Oeibls „Brauen in der Kirche" sagen liess:
„das ist Meisterarbeit!" —
Oie Kölner Ausstellung Kat mit manchen
8ckwierigkeiten -u Kämpfen gehabt: Binmal
durste das Museum, da es ikm selbst versagt
war, Bilder -u Ausstellungen ker-ugeben, auch
andere 8ammlungen, wie die blational-Qalerie
und die Binakotkek in München, nickt um ihre
Hauptwerke bitten; da-u Kam, dass sich die
grösste Brivat-8ammlung Oeiblscker Bilder von
vornherein selbst aussckloss. Oasür ist durch die
bereitwilligste Onterstüt-ung der Hinterbliebenen

und die 8elbstlosigkeit mancher Breunde des
Malers und seiner Kunst genug -usammen-
gekommen, um der Vaterstadt einen Begriks vom
Oebenswerk dessen -u geben, der nach den
ersten seklgescklagenen Versuchen, sie teil an
seinem Bukm nehmen -u lassen, sich stol- von
ihr abgewandt Kat.
Bier galt es also eine 8ckuld -u sühnen, und
Köln Kat die Oenugtbuung, wenigstens die erste
Bkrung des Künstlers keiner der berufenen Kunst-
stätten überlassen -u haben. Qewils werden
München, Berlin und Dresden in ihren Kunst-
ausstellungen viele bedeutende Werke Oeibls
-usammenbringen, bessere jedenfalls nickt als
Köln, und sicher wird nirgends die in aller
8tille wechselvolle Oaufbakn dieses fortwährend
lernenden und sich nie genügenden Meisters
klarer -u übersehen sein. Oeibls Bntwicklung
giebt manches Bätsel auf; hier, wo man sich
nickt gescheut Kat, auch die unbekülflicksten
^ugendwerke aul-unekmen — dafür ist es ja die
Vaterstadt —, lieAt sie klar vor uns.
Oie bisher gan- unbekannten Versuche sind
nickt eben grossartig und muten in der bläke
der späteren Meisterwerke merkwürdig genug an;
aber charakteristisch sind sie für das, was ikm
angeboren war und was durch eine strenge und
gewissenhafte 8ckulung geweckt und so glän-end
ausgebildet wurde.
blatürlick Kat Oeibl ge-eicknet, sobald er den
8tilt -u führen verstand, und so wenig Breude
die Oekrer in den O^mnasialklassen an ikm
batten, so mild und nachsichtig sah es der alte
Bourel in den Zeichenstunden an, wenn sein
8tilt statt der Vorlagen den Oekrer selbst aufs
Korn nahm, ^us seinem iZ. ^akr stammt das
älteste 8tück der Ausstellung, eine Bleistilt-
-eicknung, in der sich der iz jäkrige auf blauem
Bapier selbst porträtiert Kat: sein eigenes Brokl
bat er sckarf und kübn nackge-ogen, die älteste
Urkunde von seinem l'alent, das sich
auch ohne Anleitung verständlich
macken kann, wie von seinem ge-
raden, ernsten und tkatkrältigen Lka-
rakter. Weniger leickt ist es ikm
geworden, mit dem Binsel seine Bin-
drücke wieder-ugeben: einige Borträts
von 8ckulfreunden und von deren
8ckwestern sind für die Besucher ab-
wechselnd Oegenstand des 8ckreckens
und belustigter bleugier; dem auf-
merksamen Betrachter kann es nickt
entgehen, dafs das eine Mädcken-
porträt, ein Kopf gan- en lace aus
dem ^akre 1862, schon manchen 2ug
seiner späteren Kunst verrät: so rück-
sichtslos beobachtet er die äussere
Borm, so freudig geht er dem Bleiten



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