Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]: Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein (2.1901)

Qrakke sckriek anOetri nack Detmold einen
Oriek, der sekr traurig und das Zeugnis einer
tiefen Entmutigung war. ^Is ick ikn 2um ersten-
rnal 1L8, durckkukr mick ein Ontset^en, und ick
rief unwillkürlick: Qrakke, Qrakke! urn Qottes-
willen — wo ist dein Stoß! Or sckrieb, soweit
rneine lVlitteilung reicken kann, er Kake erst an
einen Lprung in den Kkein gedackt, da^u sei
er aker nock wokl 2U gut, nun wolle er in
seiner Kleimat sein Onde akwarten, das nickt
lange rnekr auskleiben werde. Oetri möge ikrn
secks Oouisdor sckicken und in Detmold ein
Ltükcken rnieten, dann denke er sick rnit ^.k-
sckreiben seine geringen Bedürfnisse xu ver-
dienen. Leine kßkerigen Oekannten unter den
Advokaten würden ikrn ^a wokl xurn ^.ksckreiken

geken. Oetri sckickte ikrn die secks Oouisdor
rnit umgekender Dost, sckriek ikrn, wenn er nur
einigermaßen selbst wolle, könne er sick in
Oetrnold gut genug kalten, und darauf kekrte
Qrakke kierker Zurück, ick glauke gewiß rnit
keklommenem fierten. Ick weifs, als er üker den
Oippßcken Wald kerükerfukr und 2um erstenrnal
wieder das kleine freundlicke Oetrnold?u seinen
Küßen erklickte, da wird sein Qesickt sick ver-
^ogen, da wird er an seinen Qliedern gexittert
Kaken, ^.lso rnufst du in all die Widerwärtig-
keiten, denen du entkieken wolltest, wieder
kinein! Ou Kist ruiniert an Oeik und Leele —
und die l'kränen werden ikrn in die ^.ugen ge-
kornrnen sein, wenn er nock l'kränen katte.

Liri ^Vort über OriNnal-I^itüoArapüie.

Os ist ein eigen Oing. Oer, den es einmal
gepackt Kat, der wird es nirnrner los. Ick rneine
die ^.usükung der Original-Oitkograpkie. Oine
gewisse „Hinneigung von vornkerein", 2:u ein-
facker klaturwiedergake dakei wokl natürlick
vorausgesetzt.
Haken 8ie niernals auf eine lVlamorplatte etwa
irn Kalkeekause gexeicknet oder gesckrieken?
Qrofsartig, nickt wakr? Ond so Lknlick ist der
Oitkograpkie-8tein. Oarauf nun rnit fetter Kreide
ge^eicknet, sofern der 8tein Korn Kat, rauk ist;
oder rnit fetter l'uscke und Keder (oder Kinsel),
sofern der 8tein glatt ist. Oas Resultat ist eine
so ursprünglicke und ureigene Lcköpkung wie
das Ltalkeleikild und die Kadierung. ^.ker der
Künstler rnufs seine Lacke, die ikrn vorsckwekende
Idee eken auck selkst auk den Ltein ükertragen
oder ükerkaupt auk dern 8tein entwerfen, soll es
etwas Kicktiges — ^.uskuß seiner innersten
Qedanken- oder ^nsckauungswelt — werden.
Dies gilt natürlick vorn Resultat, also von 2eick-
nung und Karke.
Ond darin liegt der Oegrikk der „Original"-
Oitkograpkie. Oenken 8ie rnal, ick soll Iknen
üker irgend eine kesonders interessante Lacke
einen Oriek sckreiken. Wenn ick rnick nun
selkst kinseße und sckreike diesen Oriek vorn
ersten kis ^um letzten Ouckstaken eigenkändig
und rnit vollern Herren, so werde ick Lie damit
kekriedigen, sofern ick den Qegenstand und
Lpracke und Ltil kekerrscke. jedenfalls aker
werden Lie wissen was ick will; meine eigene
^.nsckauung üker diesen speziellen Kall wird
Iknen klar sein, und Lie werden gewissermaßen
in meiner Leele lesen. Wie ganx anders aker
wird die Lacke, wenn ick den Inkalt dieses an
Lie 2U ricktenden Oriekes etwa meinem Lekretär
er^äklte und ikrn dann sagte, er solle nun den
Oriek verfassen und an Lie aksenden. Lelkst
wenn es ein guter Lekretär ist, kann er Iknen
dock nickt so vollkommen das von mir Qewollte

klar legen; seine Individualität sprickt )a auck
mit. Or ist wokl vielleickt sogar imstande,
viel sckönere Wendungen und sckönere Worte
als ick es tkue, xu macken, dock wird Iknen
der große Ontersckied -wßcken xwei solcken
Orieken wokl sofort einleuckten.
Oer erste Oriek erzwingt den Kontakt von
Leele xu Leele. Ond eken dies tkut auck die
„Origina1"-OitkogrÄpkie im Qegensatx ^ur „Oitko-
grapkie ükerkaupt". Lie tkut dies um so ein-
dringlicker, einkacker sie sick darstellt, wie
M auck der einkackste Oriek der keste ist.
In möglickst einkacker Korm, kei knapper
^eicknung und wenigen Ionen einen Qedanken
oder eine erlekte ^nsckauung, Ltimmung dem
Oesckauer vorxukükren und verständlick 2u
macken, ist das 2iel der Original-Oitkograpkie.
Oie Oinkackkeit der lVlittel kedingt dann auck,
daß die Olätter verkältnismäßig killig sein können
und dadurck Oingang in viel kreitere Lckickten
knden, Oingang versckakken der Kunst, dem ekr-
licken koken Ltreken, geläuterter Weltansckau-
ung oder keiner klaturkeokacktung. Oer Künstler
giekt mit seiner Original-Oitkograpkie genau so
viel wie mit seiner Öl- oder ^quarellskß^e, mit
seinem Ltatkeleikilde — nämkck sein Oestes,
nur mit dem einen Ontersckiede, daß die er-
wäknte Lkß^e in gleicker ^.rt nur einmal, die
Original-Oitkograpkie in mekreren Exemplaren
existiert.
Oin ker^lick Heil! den Künstlern, die selkst
litkograpkieren; den Wissenden; sie erfüllen
damit um so intensiver die lVlission des Kunst-
düngers, das mit gesckärftem ^.ug Qesckaute,
mit großem Herren Empfundene ^enen vorxu-
sckütten, die des Qesckickes Walten an andere
Ltellen setxte, und von denen so viele, ack,
so viele! leckxen nack kesserer Erkenntnis,
sckönerem Oasein. lVlöge dock iknen allen Lieg
werden, den Qekenden und den Empfangenden.
Qlück.

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