Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]: Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein (2.1901)

n. IVlLVLir
IlVl 8LHI.O88 StlkO


^.u5 dem Ler^e der VertieissunA.
Line Linder- und 8onntagsgesckickte.
Von Lriedrick Linde.

„O ^a, Lapa, in den Lukler Lusck! Lass uns in
den Lukler Lusck geben, da ist's am schönsten."
Mein ^unge kängt an rneinen Händen, seine
scklanken Linderbeine Zappeln in sckwar^en
8 trumpfen überm Irottoir, die runden Lnies
diesen auf und ab wie ein Hammerwerk.
leb öbne ibrn belästigt die Lände. Meine
träge Iraurigkeit rnöcbte sieb vor der Zappelnden
Lnabenlust denken, aber sie bringt es nur ?u
einer rnilden Wekmut und spricbt:
,,Lafs rnicb los, rnein ^sunge, dn mackst rnir
die Lose sckmut^ig."
Mit einern Llick verstebt er rneinen Unwillen
und springt still und gewandt ab. Oie neuen
Ltiefel biegen sieb unterrn 8prung und knarren
irn Leder. Ick fükle seine feine Linderweiskeit
an rnir emporspäken und seke ikn versckeuckt
die breiten 8ckultern senken.

Llöt^lick entdecke ick diese kräftigen 8ckultern
wie etwas längst Vergessenes. Mein Lari, rnein
^unge, rnein präcktiger ^unge! Lautlos rufe ick
es rnir xu und reisse ikn an rnick, bepatscke ikrn
den breiten Lücken und umfasse den warmen,
kartbekaarten Lopf mit kungrigen Händen.
Mein Lind.
Linen Augenblick will sick der kleine Lckädel
im Qekäuse meiner Hände woklig ausbreiten,
gleick darauf aber erbebt er sick wie von einer
Vergewaltigung und entlliekt. 80 war es immer.
Das gepresste Laar entgleitet meinen Lingern,
als sckübe sick 8and ^wiscken kartem Qestein.
Ick steke wieder allein mit kerabgesunkenen
formen auf der 8trafse. Mein Llick wird eng
und feindlick.
„Lapa, geben wir in den Lukler Lusck? ^a,
Lapa, geben wir?"

7