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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 9
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Neitzel, Otto: Das fünfte Kammermusikfest des Vereins Beethovenhaus in Bonn
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0152

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Vas tunkte XulNluerlnuLilLkeLt äe8 Vereiu8 Leettiov6utiuu8 in Loun

ging vorn 12.—16. Mai von statten. Vor etwa
fünfzehn fahren setzte in der Oeburtsstadt Ludwig
van Beethovens eine Bewegung ein, die dakin
vielte, das Blaus, in welchem er geboren war,
vor den Wechselfällen der kaufmännischen
8pekulation zu schützen, es anzukaufen und
darin eine ^.rt Beethovenmuseum einzurichten.
Ls war höchste 2eit, denn schon schwirrten
Ltirnrnen von bierdurstigen Oästen und sie be-
dienenden Kellnern durch Baus und Qärtchen,
und 8onntags ertönte dort eine Musik, die nickt
ganz der übrigens längst durch eine Oedenk-
takel gekennzeichneten Würde Kes Ortes ent-
sprach. Oer Lian gelang, dank Ker Opferherzig-
keit kunstliebender Bonner Bürger, und bald
konnten Wechsler und Zöllner zum l'empel
kinausge^agt werden. Line Leier besiedelte die
Wiedertaufe des Hauses auf den t-larnen Beet-
boven. Wenn ^e eines Uacblebenden blarnen rnit
dein seinen verknüpft war, wenn ^e ein Vor-
kärnpfer zu des grossen Ludwig Lahne geschworen
und die 2eit seines Lebens in l'reue zu ihr ge-
standen hatte, so war es Joseph Joachim,
und an ihn wandte inan sich, dass er die Leier
einrichte und leite. Joachim entsprach dein
Luf in eifrigster, selbstlosester Weise; die 8elbst-
losigkeit Karn dein Unternehmen nur zu sehr zu
statten, galt es doch vorläukg noch die Mittel
für die völlige Tilgung der Kaufsumme, sowie
zur Beschaffung von lVluseurnsgegenständen auf-

zubringen; aber auch der Appell, den er an
andere Künstler erliefs, mitzuthun zum Luhrne
des gewaltigen 'Lonheros, blieb nicht ungehört,
es wurde eine Lhrensache, auf den Bonner
Musikfesten mitzuwirken. Mit richtigern Blick
bestirnrnte Joachim von vornherein die Kammer-
rnusik als den Kern dieser Leste, bildete doch
sie gerade Beethovens bedeutendstes und reichstes
Vermächtnis. ^.uch die Akustik der eigentlich
nur als Interirnsbau beabsichtigten Beethoven-
halle, der Wunsch, die rnit der ^usammenstel-
lung eines grossen Orchesters verknüpften Kosten
und Umstände zu vermeiden, mag bei dieser
Kammermusik-Oevise rnitgesprocben haben.
Vier solcher Leste sind bereits abgebalten worden,
das Baus ist längst befahlt, und im ersten und
Zweiten 8tockwerk drängen sich Binterlassen-
schaften, Lrinnerungszeichen, Lelic^uien aller ^.rt,
die alle dem Lrdenwallen des Oötterlieblings
entstammen. Im ersten 8tock begegnen wir
einem von Beethoven benutzten 1'afelklavier,
Bildern seiner Bonner Lreunde, einem Konzert-
zettel vom 9. Uovember 1814 mit der dur-
8z^mpbonie als Bauptstück, handschriftlichen
8kizzen zum B dur-tzuartett op. izo, zur 7. 8xrn-
phonie, zum Benedictus, einem 8kizzenbuch von
1820 mit Lntwürlen des Oredos der grossen Messe.
Im zweiten 8tock beündet sich nach dem Oarten
zu das kleine 2immercken, in welchem Beet-
hoven aller Wahrscheinlichkeit nach geboren

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