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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 12
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Bernoully, Ludwig: Die Frankfurter Baukunst der letzten 15 Jahre
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0300

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o. WLMSLiro M -V. IVI.
V. X^tlk'k'IV^NN *

Vie frankfurter Laukunst der leisten 15 ^sakre.

In dem Werke „Oie deutsche Kunst des XIX.
Jahrhunderts" schildert Oornelius Ourlitt die ker-
vorragende frankfurter Bauthätigkeit unter Wallot,
BrunitZ, Melius u. a. Line Leihe vorzüglicher
Lauten in dem älteren 1?ei1e der Kaiserstrasse
geben Zeugnis von clern individuellen Wirken
ilirer 8cköpfer. Beinrick 1?keodor 8ckmidt ist
der einzige der in Ourlitts Werk angeführten
Architekten, der uns heute noch durch seine
Leistungen erfreut. Oie anderen Meister Haden
entweder frankfurt den Lücken gekehrt, urn an
einern anderen Ort ihre wirksame Tätigkeit zu
entfalten, oder sie sind frankfurt durch den l'od
entrissen worden, ^ene Blütezeit der frankfurter
Baukunst war um das ^akr 1880. — frankfurt hat
sich seit dieser Zeit ungeheuer ausgedehnt. Mit
der Zunahme der Bevölkerung wächst die Zahl
der Architekten. Oie Bauthätigkeit nimmt gradezu
unglaudliche Oimensionen an. Back den Auf-
zeichnungen des statistischen ^.mtes sind in den
fahren 1885—1900 3849 Wohngebäude in frank-
kurt a. M. neu entstanden. Oie Bauthätigkeit Kat
im Jahrgang 1895—96 mit 378 Neubauten ihren
Kulminationspunkt erreicht, ^.uf einen der selb-
ständig arbeitenden Architekten, die ^a zum leil
durch eine stattliche Zahl von Mitarbeitern unter-
stützt werden, kommen so ungefähr i,6 Beu-
bauten im ^akr. Oiese durchschnittliche Arbeits-
leistung wird noch etwas erkökt durch die
Lro^ekte der Monumentalbauten und reinen Oe-
scbältskäuser. Oie kombinierten Wohn- und
Oeschäktskäuser sind in den oben angeführten
Zahlen einbegriffen. Oie Zunahme an künst-

lerisch wertvollen Arbeiten Kat nickt mit dem
Wachsen der Bauthätigkeit Lckritt gehalten,
frankfurt weist nur eine verkältnismäfsig kleine
Zahl hervorragender und über die 8tadt hinaus
bekannter Architekten auf, deren bedeutendste
Werke durchaus nickt immer für frankfurt ge-
schaffen wurden. Zu dieser kleinen Zahl rechne
ick auch ^ene Meister, deren Werke in der
deutschen ^rckitekturwelt die weitgehendsten
Anerkennungen gefunden, die aber leider hier
am Orte so gut wie nichts zu tkun haben.
8olcke Bälle sind nun gerade nickt charakte-
ristisch für frankfurt, sondern kommen anderswo
auch vor. Wirkliches Können keifst noch kein
Oesckäft macken und — Vetter und Base spielen
in der ganzen Welt eine hervorragende Bolle.
^lle Vorbedingungen für eine gedeihliche Bnt-
wicklung der Baukunst sind in frankfurt vor-
handen. Leicklicke Oeldmittel, ein herrliches
Baumaterial, ein zur gröfsten Blüte gelangtes
Bandwerk im Verein mit einer in vielen fällen
gesunden und technisch hochentwickelten Bau-
unternehmung erleichtern die Arbeit des Archi-
tekten wesentlich. I'rotzdem kann frankfurt
seine frühere 8tellung in der Baukunst nickt be-
haupten. Oie anderen grösseren süddeutschen
8tädte, die in den letzten fahren eine mächtige
Bntfaltung der Baukunst zeigen, haben unsere
frühere 8tellung eingenommen.
Wie leickt hätte sich hier durch ^nleknen
an die vorhandenen ausgezeichneten Werke
unserer Altstadt ein für frankfurt charakteristi-
scher 8til entwickeln können. Auswärtige ^.rcki-

* V. Kantkmarm „v/loäsrns mit Oeii6limi§mi§ ciss Verlags w. Xick, Stuttgart, Lb§säruclct.

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