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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 8
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Schäfer, Wilhelm: Heinrich Hansjakob
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0090

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Heilirick Hansjakod.

Wie der Bkein der deutsche 8trom, so ist der
Lckwar^wald das deutsche Bebirge. Leine wald-
umrakmten Wiesentkäler, seine breitbedachten
Bauernhäuser mit ihren geschnitzten Balerisn,
die gemütlich sentimental klingende Lpracke
seiner Bewohner, die feierlichen lannerfforste,
die stillen Waldseen: das alles atmet einen
Zauber für die deutsche 8eele, wie der Barne
„Lckwar^wald"
selbst. Oie Innig-
keit des deutschen
Volksliedes scheint
hier heimischer als
in dem schwer-
mütigen Bieder-
deutschland oderim
ranken bayrischen
Hochland oder
selbst am glänzen-
den Bkein. 80 sind
auch die lVlänner,
die er dem deut-
schen Volk schenkt,
volkstümlicher als
die aus andern
deutschen Banden.
^okann Beter
liebel und Bans
Iboma: ^us
beiden spricht das
Wesen des
deutschen Volkes
wie eine Bülle von
Volksliedern. Viel-
leicht darum sind
sie nickt „populär".
1?homas volks-
tümliche Blätter
haben durchaus
nickt den Brfolg
gehabt, den sich
der IVlaler träumte.
8ie wirken auf den „deutschen D/lann" absonder-
lich und durchaus als Begenteil von Kunst. Oie
erscheint ihm womöglich in einem Barbendruck
nach Oaul l'kumanns Barsen idealer. I'rotsdem
fühlt man immer wieder: die deutsche Volksseele
Kat sich malerisch niemals tiefer offenbart, als
in den Blättern Bans Ikomas.
Ond nur in dem 8inne ist auch Johann
Beter Bebel volkstümlich. Wenn das „deutsche
Volk" Brsäklungen lesen will, greift es gewiss

nickt nach dem „Lckatskästlein des rheinischen
Bausfreundes", ^ber trots aller ^.knen- und
Lpinnstubengesckickten, die deutschen Volks-
sagen und IVlärcken ausgenommen: niemals ist
deutscher ersäklt worden, als in diesen Kursen,
lieben, tiefen Beschickten. Bm auch das bei
der Belegenheit einmal su sagen — auch künst-
lerischer ist niemals ersäklt worden. Oie guten
Bovellen aus dem
Oecamerone des
Boccaccio glänsen
mehr durch ihre
Babel und die
besten des grossen
Bransosen IVlau-
passant sprühen
einen leidenschaft-
licheren Beist: aber
abgerundeter als
die Bebelscken Be-
schickten ist nichts
bei ihnen. Brsäk-
lungen wie „Un-
verhofftes Wieder-
sehen" oder „Oer
Lckneider in
Bensa" sind klassi-
sche Kunstwerke
und säklen su den
besten epischen
Oeistungen der
Weltlitteratur.
Brotsdem derblame
Bebel immer noch
vergessen wird,
wenn die grossen
Bpiker genannt
werden.
Beinrick Bans-
)akob, der dritte
IVlann des Lckwars-
waldes, der hier
unsern Beigen der rheinischen Dichter eröffnen
soll, Kat etwas vor den beiden andern voraus:
Br ist nickt nur volkstümlich (volkseigentümlich),
sondern auch populär, ^.m gansen Oberrhein ist
er bekannter als irgend ein lebender Dichter und
seine Werke ünden sich in Bänden von Beuten,
denen sonst die Kunst kein gewohnter Umgang ist.
Das Kat seine besonderen Bründe: Binmal führt
er bekannte Bersonen vor, die )eder da oben kennt,
und das erregt selbst einen Bolssckukmacker,

LS.E?


* Lein Oropbet ist an^enebm in seinem Vatsrlanäe. Ls sei clenn: er ernte clraussen soviel Beifall, ciass aucb clie Heimat sieb
an seinein Lubm ein weni§ mitwärmen kann. Lleuts sincl wir Lbeinlanäer stolr: auk unsere grossen Lancisleute cles vorigen
^abrbunclsrts. In der OsAenwart erwarten wir unentwegt äas Lickt cler Oicbtun^ aus clern Osten. Obwobl aucb Lbein-
lanclsr in cler vorclersten Leibe cler §e§enwärtixen litterariscben Bewe^unx sieben. Oie besten von ibnen wollen wir von
nun ab unsern Lesern vorkükren. Oie Leibenkol^e §iebt natürlicb keine Wertscbät2un§. -tber es würcle aucb sonst wob!
keinem missfallen, «lass wir ^eracle mit Heinricb Hans^akob be^'nnen.

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