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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 12
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Schäfer, Wilhelm: Noch einmal in Darmstadt
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Berichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0328

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als Kunstgewerbler seinen tarnen batte. Wie
für seine grosszügigen Knltnrbestrebnngen die Aus-
stellung tkatsäcblieb ein Dokument geworden
ist, das wurde in diesen Blättern sebon rnebr-
sacb besprochen. Wenn aber — von seinem
abseits gelegenen Baus abgeseben — die Künster-
kolonie noeb in federn Besncber den Binüruck
binterliets: kunstgewerblich ist trotz der vor-
gespiegelten Architektur docb viel Lolides und
wabrbakt ^/lustergültiges geleistet worden, so wird
rnan in den meisten Bällen aus den blamen
Butriz Bub er kommen, wenn man sieb aus
Beispiele besinnt. Bs ist ein ganz neuer Barne
und die Binürücke seiner Kunst sind so günstig,
weil sein Werk seblicbt und sorgsam ist. Br
giebt sieb zufrieden mit dem, was er bei red-
licber Arbeit erreicbt. Br bläbt sieb nicbt aus.
8ein Bolz ist herzlich braun, wie es dem ^.uge
wokltbut, manebmal aueb bell in seiner blatur-
sarbe, aber niemals giftgrün oder anilinrot. Zmcb
seine Bormen geben ganz einfach dem Kon-

struktiven nacb. Leine eigene „Wobnung" im
Keller des Brnst-Budwigkauses ist vielleicht das
^nbeimelnste aus der ganzen Ausstellung. Da
muss aueb der „solideste" IVlensch zugeben: man
kann es mit einer ganz einsacben Wobnungs-
Binricbtung scböner baben als mit Benaissance-
oder Bockocko-Ballastmöbeln. Bebrens bat sein
Baus gleicbsam als Reichen einer böberen Debens-
sübrung gescbaisen. Buber ist bei den Qesüklen
und ästbetiscben Bedürfnissen der Allgemeinheit
geblieben. Br wirkt trotzdem nicbt platt, sondern
überzeugend, beimiscb, scblicbt. 80 scblicbt,
dass ibn die ^.usstellungs - Architektur zurück-
drängte, dass man vergass, ibn zu loben, wo man
aus einer gewissen Bnttäuscbung die grellfarbigen
^bsonderlicbkeiten bei anderen zu scbmäken
gestimmt war.
Bas musste icb mir sagen, als icb vor einigen
Wocben zum drittenmal durcb die Olbricbscke
^.usstellungsp körte von dannen ging.
W. 8cb.

Lsriekte.

8-^.8EL. In der alten Scbwsizsrstadt am Lbein ist das
künstlerische lieben stetskort ein sehr reges, nnü es ist dss-
halb ans üsr Mngstvergangsnen 2sit rnehr als ein Kunst-
ereignis zu berichten.
^m 22. Eebruar feierte üsr Senior üsr Lasier Maler,
Or. Ernst Stückelbsrg, seinen 70. Osburtstag. Oer Lasier
Kunstvsrein hatte zu Ehren üissss lagss zwei Veranstal-
tungen getroffen: erstens eins Ausstellung von etwa 200
Werken ües Künstlers, worunter Elauptbüdsr, wie „Marisn-
tag irn Sadinsrgsbirgs", „Marionetten" unü vor allein äis
lebensvollen Studien zu üen Fresken in üsr lellskapells, üis
Stückelbergs blarnsn weit über üis Orsnzen üsr Schweiz
hinaus bekannt gemacht haben, ^.ucb üen vortrefflichen
Lorträtisten Stückelbsrg konnte rnan in dieser Ausstellung
bewundern. — Oie zweite Ehrung des geliebten Meisters
war ein Künstlsrfsst, bei wslcbern dein Jubilar eins von üern
vorzüglichen Lasier Oisslsur Hans Erei geschaffene Medaille
übergeben wurde. 2urn ^.bsnü-^kte batte Or. Albert Osssler
ein Testspiel gedichtet, und jüngere Lasier Künstler batten
den Ksllsschuss — nach dem Eresko in der Vierwaldstättersee'
Kapelle — als lebendes Lild gestellt. Oie höchsten Behörden
des Landes und der Vaterstadt, viele Vereine und Ereunds
brachten ausserdem ihrs Huldigungen dar.
^m 1. ^uni erlitt dis Kunst Lasels einen grossen Verlust:
im besten Mannssalter von 51 fahren starb Hans Sand-
reuter, der begabteste Schüler Böckling, der während drei
fahren (1874—1877) bei dem Meister in Elorsnz gearbeitet
bat, ursprünglich in dessen Stil malte, dann aber sich zu
einer bedeutenden, hochacbtsnswerten Eigenart durchrang.
Er war namentlich auk zwei Oebietsn gross: als Land-
schafter und als dekorativer Eigurenmalsr. Dresden und
Lasel besitzen in ihren Museen Sandreuterscbe Landschaften
von prachtvoller lüste der Karbe und von mächtigem Stim-
mungsgebalte; im Scbmiedenzunktsaal in Lasel sodann bat
Sandrsuter acht dekorative Lannsaux gemalt, dis in ihren
frei bewegten Eiguren und in ihren heiteren Earben Muster
der Wandmalerei bleiben werden. Es sollte diese originellen
Schöpfungen ^eder geben, der Lasel besucht: sie sind auch
noch geniessbar und haben noch Manches und Outss zu
sagen, sogar wenn der Besucher direkt vom Löcklinsaale
des Mussums berkommt.

Oie übrigen Lasier Künstler haben gegenwärtig in der
bis zum Oktober dauernden Basler Oswerbs-^usstsllung
einen eigenen Lavillon mit einer Leihe guter Bilder aus-
gestattet. Oer Lavillon selbst ist ein originelles Werk des
geistvollen Architekten -L Visscbsr van Oaasbeck. Oie Bilder
sind darin sebr geschickt — nicht über-, sondern neben-
einander — an dunkler Wand aukgebängt und wirken darum
voll und intim. Wir nennen davon ein zarttoniges Oarnen-
bildnis von W. Balmer, eins flott gemalte Dams von
E. Lurger, ein krisch und breit gegebenes Herrenporträt
von H. ^ltberr, sine schlichte „Läuerin" von E. Scbidsr
und ein flimmernd impressionistisches, aber lebensvolles
Kinderbild von K. -^miet. Mit keinen, farbig und linien-
mässig geschmackvollen Landschaften sind E. Völling,
O. 1b. Me^er, Emil Schill, IL Lsndorkk, O. Herzig,
ü?b. Lrsiswsrk und der Altmeister Or. E. Stückelbsrg
vertreten. El. Oarn^obst pflegt das impressionistisch-deko-
rative Landscbaktsbilö mit grossem Oescbick. Onter den


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7t. SOLOEL
HTtOS IM WTtLO
 
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