oder erbittert gelukrter Kämpfe um die Bxistenx
lassen die Irrende an käuslickem 8ckmuck und
Bekagen nickt aufkommen. Brst die Renaissance
fükrte kier einen völligen Omsckwung Kerbei:
sobald der Bürger sick als vollwertige Bersön-
lickkeit xu füklen und auf wissensckaftlickem
und poktisckem Bebiete eine krolle xu spielen
begann, stellte sick bei ikrn auck das Bedürfnis
ein, sick rnit Begenständen xu urngeben, die
freudige Befükle in ikrn erweckten. ^u der
kircklicken Kunst, die Kisker ^lleinkerrsckerin
gewesen war, trat ^etxt die bürgerlicke. Wie in
so vielern andern gingen die Bkeinlande auck
auf diesem Bebiete den übrigen deutscken Bauen
voran. Bs war dies kein Zufall, sondern eine
notwendige Böige ikrer frükeren und begünstig-
teren kulturellen Entwicklung, denn seit den
lagen der Bömerkerrsckaft waren sie nie wieder
in völlige Barbarei xurückversunken.
80 seken wir denn xiernkck gleickxeitig irn
klassauiscken (Brenxkausen und Bökr), in Baeren,
Brecken, Köln und vor allein in Liegburg kera-
rniscke Industrien ernporblüken, die sckon urn
die IVlitte des i6. ^sakrkunderts Bervorragendes
leisten. Oie rkeiniscken Künstler — denn auf
diesen Bkrentitel dürfen ^ene löpfer rnit voller
Berecktigung ^nspruck erbeben — verdienen
unsere Bewunderung urn so rnekr, als sie keinerlei
Vorbilder vor ^ugen batten. Oer Bedanke liegt
nabe, in ikren Brxeugnissen Anklänge an rörniscke
Belalse xu sucken. Oiese Bernükung ist ver-
geblick. Wenn sick bei dern ckarakteristiscken
Beliefsckmuck des rkeiniscken Lteinxeugs auck
unxweifelkaft neben dern Binkusse des durck
die Renaissance popularisierten Ideensckatxes
der Antike die direkte Verwertung rörniscker
Bunde — Lkulpturen und lVIünxen — als Vor-
lagen erkennen läfst, so bleibt das Wicktigste,
die Borrn der Befäfse, dock die ureigene Br-
kndung unserer löpfer. In der Borrn aber, in
dern arckitektoniscken Aufbau und dern damit
eng verbundenen reicken bildlicken Lckmucke
liegt die nationale Bigenart. Oer Oeutscke des
i6. ^sakrkunderts verlangte von seinen Krügen,
Kannen, Humpen und Beckern mekr als scköne
Oinien, er liebte es, seiner Bkantasie Besckäfti-
gung xu bieten, und kierxu war eine Bülle kgür-
licker und ornamentaler Darstellungen unerläfs-
lick. Wo das lVlaterial die Verwendung von Barben
nickt xuliefs, mufste, wie bei dem 8iegburger 8tein-
xeug, das eingescknittene Ornament oder das
mittels Bormen kergestellte und gleicksam aufge-
klebte Belief den pol^ckromen 8ckmuck ersetxen.
Öber den Ursprung der 8tadt 8iegburg und
ikre frükeste Besckickte kerrsckt bis beute nock
tiefes Dunkel. Wakrsckeinlick Kat sckon im
9. und 10. ^sakrkundert an der 8telle der keutigen
8tadt eine kliederlassung bestanden, deren Be-
wokner Hörige des Burgbesitxers auf dem 8ieg-
berge waren. Oer letxte dieser Burgbesitxer,
Bfalxgraf Bleinrick mit dem Beinamen ,,der
Wütende", wurde vom Brxbisckof ^.nno II., dem
Beiligen, von Köln seines Besitxes beraubt und
nack dem Kloster Bckternack gekrackt, wo er
sein Beben bescklofs. ^nno verwandelte 1064
die Burg in ein Kloster und besiedelte dieses
mit itakeniscken Benediktinermöncken. Oie ^.btei
wurde von ^nno und seinen Klackfolgern in ^eder
Weise begünstigt, und ikre Besitxungen er-
streckten sick bereits izo ^akre später über 70
Ortsckaften der näkeren und weiteren Omgegend.
Ikr Beicktum und Binkufs weckten den kleid
der Braten von Berg, in deren Bebiet das etwa
eine tzuadratmeile grolse reicksunmittelbare
Bändcken lag, und die fast xwei d^krkunderte
lang den Kölner Brxbisckölen das Vogteireckt
über 8iegburg streitig mackten, bis sie endkck,
im ^akre 1420, die Brfüllung ikrer Wünscke er-
langten. Allein die ^.bte verstanden es lange
2eit, ikre Onabkängigkeit xu wakren, und erst
im ^akre 1676 wurde ikre lVlackt gebrocken, und
das abteilicke Bebiet dem bergiscken Bande
einverleibt. Onter der milden und gereckten
Begierung der reicksunmittelbaren ^bte, von
denen die meisten das alte 8prickwort wakr
mackten, dals unter dem Krummstabe gut leben
und selig sterben sei, entwickelte sick die KKeder-
lassung am Butse des 8iegberges bald xu einer
blükenden 8tadt. Oer ?ibt beaufsicktigte die
städtiscke Verwaltung und die Zünfte, setxte die
Bürgermeister und den Bat ein und übte die
Bericktsbarkeit aus.
Bei weitem den ersten Bang nakm unter
den Bilden der abtsikcken 8tadt die der l'öpler
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lassen die Irrende an käuslickem 8ckmuck und
Bekagen nickt aufkommen. Brst die Renaissance
fükrte kier einen völligen Omsckwung Kerbei:
sobald der Bürger sick als vollwertige Bersön-
lickkeit xu füklen und auf wissensckaftlickem
und poktisckem Bebiete eine krolle xu spielen
begann, stellte sick bei ikrn auck das Bedürfnis
ein, sick rnit Begenständen xu urngeben, die
freudige Befükle in ikrn erweckten. ^u der
kircklicken Kunst, die Kisker ^lleinkerrsckerin
gewesen war, trat ^etxt die bürgerlicke. Wie in
so vielern andern gingen die Bkeinlande auck
auf diesem Bebiete den übrigen deutscken Bauen
voran. Bs war dies kein Zufall, sondern eine
notwendige Böige ikrer frükeren und begünstig-
teren kulturellen Entwicklung, denn seit den
lagen der Bömerkerrsckaft waren sie nie wieder
in völlige Barbarei xurückversunken.
80 seken wir denn xiernkck gleickxeitig irn
klassauiscken (Brenxkausen und Bökr), in Baeren,
Brecken, Köln und vor allein in Liegburg kera-
rniscke Industrien ernporblüken, die sckon urn
die IVlitte des i6. ^sakrkunderts Bervorragendes
leisten. Oie rkeiniscken Künstler — denn auf
diesen Bkrentitel dürfen ^ene löpfer rnit voller
Berecktigung ^nspruck erbeben — verdienen
unsere Bewunderung urn so rnekr, als sie keinerlei
Vorbilder vor ^ugen batten. Oer Bedanke liegt
nabe, in ikren Brxeugnissen Anklänge an rörniscke
Belalse xu sucken. Oiese Bernükung ist ver-
geblick. Wenn sick bei dern ckarakteristiscken
Beliefsckmuck des rkeiniscken Lteinxeugs auck
unxweifelkaft neben dern Binkusse des durck
die Renaissance popularisierten Ideensckatxes
der Antike die direkte Verwertung rörniscker
Bunde — Lkulpturen und lVIünxen — als Vor-
lagen erkennen läfst, so bleibt das Wicktigste,
die Borrn der Befäfse, dock die ureigene Br-
kndung unserer löpfer. In der Borrn aber, in
dern arckitektoniscken Aufbau und dern damit
eng verbundenen reicken bildlicken Lckmucke
liegt die nationale Bigenart. Oer Oeutscke des
i6. ^sakrkunderts verlangte von seinen Krügen,
Kannen, Humpen und Beckern mekr als scköne
Oinien, er liebte es, seiner Bkantasie Besckäfti-
gung xu bieten, und kierxu war eine Bülle kgür-
licker und ornamentaler Darstellungen unerläfs-
lick. Wo das lVlaterial die Verwendung von Barben
nickt xuliefs, mufste, wie bei dem 8iegburger 8tein-
xeug, das eingescknittene Ornament oder das
mittels Bormen kergestellte und gleicksam aufge-
klebte Belief den pol^ckromen 8ckmuck ersetxen.
Öber den Ursprung der 8tadt 8iegburg und
ikre frükeste Besckickte kerrsckt bis beute nock
tiefes Dunkel. Wakrsckeinlick Kat sckon im
9. und 10. ^sakrkundert an der 8telle der keutigen
8tadt eine kliederlassung bestanden, deren Be-
wokner Hörige des Burgbesitxers auf dem 8ieg-
berge waren. Oer letxte dieser Burgbesitxer,
Bfalxgraf Bleinrick mit dem Beinamen ,,der
Wütende", wurde vom Brxbisckof ^.nno II., dem
Beiligen, von Köln seines Besitxes beraubt und
nack dem Kloster Bckternack gekrackt, wo er
sein Beben bescklofs. ^nno verwandelte 1064
die Burg in ein Kloster und besiedelte dieses
mit itakeniscken Benediktinermöncken. Oie ^.btei
wurde von ^nno und seinen Klackfolgern in ^eder
Weise begünstigt, und ikre Besitxungen er-
streckten sick bereits izo ^akre später über 70
Ortsckaften der näkeren und weiteren Omgegend.
Ikr Beicktum und Binkufs weckten den kleid
der Braten von Berg, in deren Bebiet das etwa
eine tzuadratmeile grolse reicksunmittelbare
Bändcken lag, und die fast xwei d^krkunderte
lang den Kölner Brxbisckölen das Vogteireckt
über 8iegburg streitig mackten, bis sie endkck,
im ^akre 1420, die Brfüllung ikrer Wünscke er-
langten. Allein die ^.bte verstanden es lange
2eit, ikre Onabkängigkeit xu wakren, und erst
im ^akre 1676 wurde ikre lVlackt gebrocken, und
das abteilicke Bebiet dem bergiscken Bande
einverleibt. Onter der milden und gereckten
Begierung der reicksunmittelbaren ^bte, von
denen die meisten das alte 8prickwort wakr
mackten, dals unter dem Krummstabe gut leben
und selig sterben sei, entwickelte sick die KKeder-
lassung am Butse des 8iegberges bald xu einer
blükenden 8tadt. Oer ?ibt beaufsicktigte die
städtiscke Verwaltung und die Zünfte, setxte die
Bürgermeister und den Bat ein und übte die
Bericktsbarkeit aus.
Bei weitem den ersten Bang nakm unter
den Bilden der abtsikcken 8tadt die der l'öpler
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