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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 7
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Haarhaus, Julius R.: Siegburg und seine Töpferzunft
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0039

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sckon einige, von ikm besckriebene, reicker
ornamentierte Stücke xuweisen xu müssen, von
denen eines mit vier gleicken Oesicktsmasken,
ein Zweites mit einer rok gexeickneten Lcklange,
ein drittes endlick mit einer einzelnen sekr
roken Oesicktsmaske und aufgelegten gekerbten
Streifen verliert ist. Das sekr merkwürdige
Oefäfs, Fissur 18, mit reikenweise versetzten
Ösen nnd aufgelegten Leliefdarstellungen (Lickeln,
Imieende Lngel nnd Mokrenkönig) gekört wakr-
sckeinlick derselben 2eit an. Lin ganx äknlicker
Lrug ist in dem ^tlas xum Lataloge der Lunst-
sammlung von Lugen Lelix in Leipxig (Leipxig,
Lari W. Liersemann) abgebildet. In den lstxten
^akrxeknten des 15. ^akrkunderts nabm die
lecknik der Siegburger löpfer einen solcben
^ufsckwung, dass man ^etxt von einer wirklicken
keramiscken Lun st reden darf. Oer Ikon
wurde ^etxt sorgfältig gescklemmt nnd gereinigt
nnd erbielt dadurck eine Lildsamkeit, die xu
einer künstleriscken Verwertung geradexu ker-
ausforderte. 2ndem wusste man den (belassen
^etxt durcb Lestreuen mit Salx eine feine durck-
scbeinende Olasur xu geben, die die Sckönkeit
des Materials nocb mebr bervorbob.
Obgleicb in den 2nnftbrieien nur von „ge-
scknitten nnd gedruckt Werk" die Lede ist,
kamen bei der Ornamentiernng der Qelafse drei
^rten der 1?ecknik xur Anwendung. Oie Orna-
mente wurden entweder ans freier Land in das
fertig geformte Objekt eingescbnitten, oder mit
Ständen eingedrückt (Sterne, Lreiss, Llumen nnd
feine Linienxeicknungen), oder aber in vertieften
Lormen ausgeprefst nnd dann mitunter besonders
angefertigt nnd mit sebr fencbtem l'kone auf
das Oefäfs anfgeklebt. Oer scböne Lecker auf
Ligur 4 xeigt das erste Verfakren, bei dem der
Leix in der arckitektoniscken Anordnung der
Linien nnd im Wecksei
der glatten Lläcken nnd
der mit gekerbtem bletx-
werk bedeckten Leider
liegt, Läukg knden sick
auf einfackeren Oefäfsen
gescknittene nnd mit
Ständen eingedrückte Or-
namente vereint, M, bei
den Prunkstücken der
besten 2eit kamen alle
drei Verfakren xugleick
xur Anwendung.
Oie mit Lormen ker-
gestellten Leliefverxie-
rnngen sind für uns am
wicktigsten, weil sie dem
Lunst- nnd Lulturkisto-
riker die reickste Aus-
beute liefern. Oie Ootik
ist kier mit Losetten in
Masswerk vertreten, die
Lenaissance mit ikrem

12.


ganzen unerscköpflicksn Lormen- nnd Oedanken-
sckatxe. Oie Lormen xu all diesen Ornamenten
wurden ans porösem l'bone kergestellt, der
beim Ausdrücken das Wasser aus dem fenckten
Material aufsaugte und daker ein bis in die
kleinsten Linxelkeiten sckarfes ^usprägen xu-
liefs. Llätte man Lormen ans Metall oder Stein-
gut benutzt, wie dies von mancken Lorsckern
angenommen worden ist, so würden sick die
detaillierten Vertiefungen mit Wasser gefüllt
nnd daker nur ein verwiscktes Lild geliefert
Kaken. Oie Inkonformen modellierte man ent-
weder mit der Hand oder man stellte sie
mit Hülfe von gescknittenen Stempeln ans
kartern Lolxe Ker, was namentlick bei den am
känkgsten angewandten Ornamenten der Lall
war. ^nck wo man eine möglickst genaue
2eicknnng erstrebte, wie bei den Wappendar-
stellungen, bediente man sick xur Anfertigung
der Lormen solcker Holzstempel. Oie Lrage,
ob die Siegburger Töpfer die ^eicknungen selbst
entwarfen und die Lormen selbst modellierten

oder scknitten, ist keute nock nickt entsckieden.
Oornbusck glaubt wokl mit Leckt, dass die kunst-
fertigen Meister, die ikren Oesckmack und ikre
künstleriscke Legabung durck die selbständige
Lrkndung und ^usfükrung so reick gegliederter
Oefäfse bewiesen, auck imstande gewesen sein
könnten, bildlicke Darstellungen in 1?kon xu
modellieren. Vielleickt kaben wirkkck mancke
Meister die arbeitsfreien Wintermonate daxu

benutzt, ikren Ledarf an Lormen selbst kerxu-
stellen. Oats dies ^edock nickt allgemein ge-
sckak, gebt aus der l'katsacke kervor, dass sekr
viele Siegburger Lrxeugnisse mit Monogrammen
verseken sind, für die sick in den nock vor-
kandenen Verxeicknissen der l'öpfernamen keine
Deutung knden lässt. Hockst wakrsckeinlick sind
die meisten dieser Mono-

gramme die Initialen von
Lormsckneidern, die ent-
weder in Siegburg oder,
was manckes für sick
Kat, in Löln ansässig
waren. Herr Oeneralkon-
sul Lreikerr Albert von
Oppenkeim in Köln, der
uns in liebenswürdigster
Weise die Leproduktion
der sckönsten Stücks sei-
ner an Siegburger Stein-
gut so reicken Sammlung
gestattet Kat, besitzt eine
Scknelle, die am obern
Lriss die Initialen L. L.,
in den drei Oängsstreifen
die Initialen L. L. auf-
weist. I^un könnte L. L.
allerdings das Mono-
gramm des Meisters
Lians Lilgers, L. L. das

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