„Oie bildende Kunst Kat 8hakespeare vielleicht
überhaupt keine schönere Inspiration xu banken,
als dieses Werk kongenialer, Zwingender blacb-
empkndung." Ourch die eingehende Beschäf-
tigung rnit dern grossen Oichter war in lVlillais
der Orarnatiker erweckt worden, als welcher er
sich nun in einer ganzen Keibe von 8cböplungen
Zeigte. Oas typische ^nkangsglied dieser Beibe
bildete den „Blugenott", ein Bild, das nach W.'s
Auffassung einen wichtigen Punkt in der Kunst-
geschichte des 19. Jahrhunderts bezeichnet. In
diesen drarnatischen Werken, in denen er sich
vor einer pülle entbehrlichen Details und vor
symbolischem Beiwerk sorgfältig xu hüten wusste,
verstand er es, den furchtbarsten Moment für die
Darstellung herausxugreilen, während ihrn später
das Vermögen, einen episodenhaften Vorwurf
rein künstlerisch xu bewältigen, abhanden ge-
kornrnen ist. ,,^Vn derselben Klippe scheiterte
er fast aus-
nahmslos, so-
bald er seinen
Porträten eine
mehr genre-
oder gefühls-
mässige Wen-
dung gab."
80 vermisst
W. bei lVlillais
die 8elbst-
kritik in der
Praxis.
Dessen war
sich lVlillais
aber auch be-
wusst, da er
sagte: „Ls ist
keinem gege-
ben, xu jeder
Zeit und unter allen Umständen das, was er be-
absichtigt, xur Vollkommenheit durckxufükren."
^a, der Künstler besals die Kraft, von jener Oenre-
malerei sich abxuwenden und xu einer mehr
lyrischen ^usdrucksweise überxugehen. Br suchte
jetxt „die piguren mit einem 8tück blatur, einer
Dandschaft so darxustellen, sie mit dieser so
verwachsen xu lassen, dass beide sich als ein
innig verbundenes Qanxe geben." 80 schuf er
die „Berbstblätter", „Blerr Isumbras an der Kurt"
und „das Ikal der Kühe". Das letxtere erklärt
W. für die reifste, abgeklärteste 8cköplung der
prärapbaelitischen Periode des Künstlers und
tadelt lVlutber, dass er es „Dessingiscb in der
Bmpündung" nenne und gar diese ganxe Periode
als „^ugendeselei" bexeicbne. Qerade darin, dass
lVlillais nach seiner Betkätigung als Porträtmaler
später wieder xur Landschaft xurückgekebrt ist,
erblickt W. einen Beweis dafür, dass lVlillais nicht
nur „der nüchterne, englische Kealist voll common
sense" gewesen ist, sondern „der grosse, phan-
tasiebegabte, stimmungsreiche Poet." —
Ober den pranklurter Kupferstecher und
Lontralaiter 8ebastianpurck (gest. 1655) hat
Dr. Beruh. lVlüller in Darmstadt im 6. Lande
des Archivs für pranklurts Beschickte und Kunst
einen äusserst gediegenen und in vielfacher Bin-
sicht lehrreichen ^.ufsatx erscheinen lassen,
blach einer trefflichen 8childerung des politischen
und künstlerischen Milieu kritisiert lVl. die bisher
bekannten und xum guten leil unrichtigen black-
richten über purck, dessen Identität mit dem
römischen Kupferstecker 8eba8tian pulcarus m. B.
endgültig widerlegend, purck ist ein 8cküler des
pranklurter Qoldsckmiedes und Kupferstechers
pberkard Kieser. Dessen eigentliches Oebiet
war die topographische Landschaft; bei ibm bat
auch, was bisher unbekannt war, der berühmte
IVl. lVlerian gearbeitet. Der fast nur unter dem
Flamen IVleifsners bekannte Lkesaurus pkilo-poli-
ticus ist, abgesehen von dem pntwurs der Bm-
blemata und
den schrift-
stellerischen
Zusätxen,
durchweg ein
Werk Kiesers
und seiner
8cküler purck
und lVlerian.
Dieser l'he-
saurus ist der
unmittelbare
Vorläufer der
lVlerianscben
'popograpkie.
Die Veduten
dieses Kieser-
scben 'pke-
saurus sind
xum grössten
l'eile nichts weiter als Kopien aus dem von Braun
und Klogenberg 1572 —1618 herausgegebenen und
von dem berühmten lVliniaturmaler^oris Boelnagel
aus Antwerpen illustrierten Lkeatrum urbium. 80
hängen diese drei wichtigsten topographischen
Werke, die für Künstler und Belehrte gleich
unentbehrlich sind, aufs engste xusammen. Diese
überraschende pntdeckung ist lVl.s eindringender
Beschäftigung mit purck und lVlerian xu verdanken
und verdient jedenfalls allseitige Beachtung. Btwa
1625 wandte sich purck dem Porträtstiche xu;
eines seiner ersten Porträts ist das des 1625 ver-
storbenen Daniel IVleilsner, das dem 6. 'peile des
'phesaurus vorgedruckt wurde, purck war in
dieser 1'ecknik, wie lVl. wobt mit Keckt vermutet,
Autodidakt, ^.ber er vervollkommnete sich rasch
darin und wurde ein sehr gesuchter Porträtist,
wenn auch in der Weise eines biedern Hand-
werksmeisters. ^.us diesem mehr geschäfts-
mässigen Betrieb erklärt es sich, dass seine
Werke etwas lVlonotones haben, „past alle seine
Bildnisse sind in ein Oval gesetxt, das von
k'rsc! Vs^in.
traten. kaclisrunL;.
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überhaupt keine schönere Inspiration xu banken,
als dieses Werk kongenialer, Zwingender blacb-
empkndung." Ourch die eingehende Beschäf-
tigung rnit dern grossen Oichter war in lVlillais
der Orarnatiker erweckt worden, als welcher er
sich nun in einer ganzen Keibe von 8cböplungen
Zeigte. Oas typische ^nkangsglied dieser Beibe
bildete den „Blugenott", ein Bild, das nach W.'s
Auffassung einen wichtigen Punkt in der Kunst-
geschichte des 19. Jahrhunderts bezeichnet. In
diesen drarnatischen Werken, in denen er sich
vor einer pülle entbehrlichen Details und vor
symbolischem Beiwerk sorgfältig xu hüten wusste,
verstand er es, den furchtbarsten Moment für die
Darstellung herausxugreilen, während ihrn später
das Vermögen, einen episodenhaften Vorwurf
rein künstlerisch xu bewältigen, abhanden ge-
kornrnen ist. ,,^Vn derselben Klippe scheiterte
er fast aus-
nahmslos, so-
bald er seinen
Porträten eine
mehr genre-
oder gefühls-
mässige Wen-
dung gab."
80 vermisst
W. bei lVlillais
die 8elbst-
kritik in der
Praxis.
Dessen war
sich lVlillais
aber auch be-
wusst, da er
sagte: „Ls ist
keinem gege-
ben, xu jeder
Zeit und unter allen Umständen das, was er be-
absichtigt, xur Vollkommenheit durckxufükren."
^a, der Künstler besals die Kraft, von jener Oenre-
malerei sich abxuwenden und xu einer mehr
lyrischen ^usdrucksweise überxugehen. Br suchte
jetxt „die piguren mit einem 8tück blatur, einer
Dandschaft so darxustellen, sie mit dieser so
verwachsen xu lassen, dass beide sich als ein
innig verbundenes Qanxe geben." 80 schuf er
die „Berbstblätter", „Blerr Isumbras an der Kurt"
und „das Ikal der Kühe". Das letxtere erklärt
W. für die reifste, abgeklärteste 8cköplung der
prärapbaelitischen Periode des Künstlers und
tadelt lVlutber, dass er es „Dessingiscb in der
Bmpündung" nenne und gar diese ganxe Periode
als „^ugendeselei" bexeicbne. Qerade darin, dass
lVlillais nach seiner Betkätigung als Porträtmaler
später wieder xur Landschaft xurückgekebrt ist,
erblickt W. einen Beweis dafür, dass lVlillais nicht
nur „der nüchterne, englische Kealist voll common
sense" gewesen ist, sondern „der grosse, phan-
tasiebegabte, stimmungsreiche Poet." —
Ober den pranklurter Kupferstecher und
Lontralaiter 8ebastianpurck (gest. 1655) hat
Dr. Beruh. lVlüller in Darmstadt im 6. Lande
des Archivs für pranklurts Beschickte und Kunst
einen äusserst gediegenen und in vielfacher Bin-
sicht lehrreichen ^.ufsatx erscheinen lassen,
blach einer trefflichen 8childerung des politischen
und künstlerischen Milieu kritisiert lVl. die bisher
bekannten und xum guten leil unrichtigen black-
richten über purck, dessen Identität mit dem
römischen Kupferstecker 8eba8tian pulcarus m. B.
endgültig widerlegend, purck ist ein 8cküler des
pranklurter Qoldsckmiedes und Kupferstechers
pberkard Kieser. Dessen eigentliches Oebiet
war die topographische Landschaft; bei ibm bat
auch, was bisher unbekannt war, der berühmte
IVl. lVlerian gearbeitet. Der fast nur unter dem
Flamen IVleifsners bekannte Lkesaurus pkilo-poli-
ticus ist, abgesehen von dem pntwurs der Bm-
blemata und
den schrift-
stellerischen
Zusätxen,
durchweg ein
Werk Kiesers
und seiner
8cküler purck
und lVlerian.
Dieser l'he-
saurus ist der
unmittelbare
Vorläufer der
lVlerianscben
'popograpkie.
Die Veduten
dieses Kieser-
scben 'pke-
saurus sind
xum grössten
l'eile nichts weiter als Kopien aus dem von Braun
und Klogenberg 1572 —1618 herausgegebenen und
von dem berühmten lVliniaturmaler^oris Boelnagel
aus Antwerpen illustrierten Lkeatrum urbium. 80
hängen diese drei wichtigsten topographischen
Werke, die für Künstler und Belehrte gleich
unentbehrlich sind, aufs engste xusammen. Diese
überraschende pntdeckung ist lVl.s eindringender
Beschäftigung mit purck und lVlerian xu verdanken
und verdient jedenfalls allseitige Beachtung. Btwa
1625 wandte sich purck dem Porträtstiche xu;
eines seiner ersten Porträts ist das des 1625 ver-
storbenen Daniel IVleilsner, das dem 6. 'peile des
'phesaurus vorgedruckt wurde, purck war in
dieser 1'ecknik, wie lVl. wobt mit Keckt vermutet,
Autodidakt, ^.ber er vervollkommnete sich rasch
darin und wurde ein sehr gesuchter Porträtist,
wenn auch in der Weise eines biedern Hand-
werksmeisters. ^.us diesem mehr geschäfts-
mässigen Betrieb erklärt es sich, dass seine
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Bildnisse sind in ein Oval gesetxt, das von
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