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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 8
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Morawe, Ferdinand: Der Ring des Nibelungen: vom Parkett aus
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0084

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^a, man Kann 80gar ibren inneren 8inn durcb
beute sinn^ernässe Abänderung vertiefen, nocb
mebr veredeln. Lin 8cbiUer8cbe8 Orama verliert
nicbt8 an 8einem Oebalt, wenn wir 8eine Ler8onen
die Ver8e men8cblicb 8precben 1a83en, d. b. nickt
in8 Lar-Kett 8cbreien, 8ondern mebr 80 8precben
1a38en, al8 ob da8 Oar2U8te11ende 8icb in Wirk-
licbkeit ab8pielte, nnd indern alle IVlit8pie1er 8icb
au8nabrn8lo8 der Idee de8 Oicbter8 bingeben,
die8er Eingebung auf8ere Lorrn durcb inner1icbe8
8piel verleiben, ^.ber ein 8cbiller8cbe8 oder
we88en gleicb Orarna verliert, wird für nn8
Heutige 2nr boblen Kluf8, wenn da8 8piel 8icb
nicbt befreit von den Qepklogenbeiten trüberer
(Generationen, die nn8 beute ebenfall8 und rnit
Leckt bobl er8cbeinen. Ond wir Lkeutigen, die
wir Wagner8 lVlu8ik unendlicb tiefer erfaf8t baben
wie Wagnern 2eitgeno88en 8ie 2U erfa38en ver-
rnocbten, dürfen aucb wobl willkürlicbe, dock
durcbau3 8inngemäf8e Abänderung 8einer 8cbau-
8pieleri8cben und den Legi88eur betretenden
Vor8cbriften bean8prucben. Wir rnü83en rnit
allen lVlitteln danacb tracbten, daf8 alle diejenigen,
die beute in8 1?beater geben, urn nur 2U kören,
gan? von 8e1b8t da3 Ledürfni8 füklen, irn Loren
aucb ^ugleicb 8eben, 8ckauen 2U wollen, wie
die löüknendar8tellung, al8o da8 ^.uge da3 Obr
kongruent unter3tüt2t.
Oer lVlepki8topbele8 bringt rnicb auf Loge,
ick kalte rnicb bei dern folgenden nur an da8,
WÄ8 rnan 8oeben in Oarrn8tadt 2U 8eken bekam,
und 8precbe wieder rneinen Zweifel au3, ob der
Loge in Laireutb wirklicb 80 au88iekt, daf3 er
jeden Legi88eur obne weitere8 überzeugt, daf8
eine völlige Öberein8timmung 3einer 8pe2ie11en
Legie rnit der Laireutber ds8 für die Lun8t einzig
Licbtige i8t. Wenn die l'enöre, die den klinken,
ge8cbmeidigen, un8täten Loge, den beldenbaften

8iegmund und den 8cbät2ung8wei8e zwansig-
jäbrigen 8iegfried dar2U8tellen baben, gar 80 oft
trot^ ibrer eigenen fugend dick und fei8t 8ind, wie
ein au8gewacb8ener Laccbu8, 80 i8t da8 irn Inter-
653e kücb5terXun8t 8ebr bedauerlicb. Lei einigem
guten Willen läf8t 8ick da8 Oickwerden in jungen
^akren 8elb8t bi8 in die vierzig binein 8cbon
vermeiden. Ond wenn Liner einmal (oder be33er
ge8Lgt: ^lle obne /Vu8nabme) 80 reckt eigentlicb
der grot8en 8ckünen Lun8t xu dienen ver8tände,
dann dre88ierte er 8ein corpu8 80, daf8 er eben
al8 ^ung8iegfried obne weitere8 wirklicb wie^ung-
8iegfried 2u wirken vermöcbte. 2u macken ginge
da8 8cbon. Immerbin erkennt man gern ein
8piel an, de88en Kobe Intelligenz un8 über körper-
bcbe Onxulängbcbkeit Kinwegtäu8cben kann. (Ick
denke bierbei an den Kie8igen Ling — eben3o
bei dem folgenden über da8 Logeko3tüm). Oa5
üblicbe rote, den Xopf umklammende Laar, eine
leucbtend rote lunika, ein leucbtend gelber lVlantel,
die Llei8cbfarbe der ^.rme und Leine: da8 war
der Qrundton, der gut gedacbt und gut gewollt,
aber nicbt fein und Kün8tleri3cb durcbgearbeitet
war. Oer lVlantel namentlicb war ungenügend,
nicbt ^um böcb5ten entwickelt. Lr war nur ein
Lleck, dazu ein 8ebr 8auber begrenzter, akkurat
2uge8cbnittener Lleck, wie da8 rote Wam3 aucb
ein Lleck war. ^.ber beide vereinten 8icb nicbt
2u der klackernden Lobe, 68 klammte nicbt, glübte
und brannte nicbt, 68 war kein 8cbillern darin
und kein Leucbten, kein Weben und La8en und
kein 8ti11e8 Qlimmen. L8 war nicbt8 weiter al8
ein rote8 Wam8 und ein gelber recbtwinklig
ge8äumter lVlantel. lVlancber Indianer mag cba-
rakteri8ti8cber al8 lobender Lrand umberlaufen.
Oa8 8cbwingen de8 lVlantel8 beim 8piel de8
un8tät lauernden Omberklackern8 verbe88erte die
Wirkung nicbt, da3 Xleid war und blieb ein

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