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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 8
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Schäfer, Wilhelm: Heinrich Hansjakob
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0094

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deinen bessern 8tunden bald ein 8ckwärmer,
Wolkensegler und Idealist, bald ein lVlelanckoliker
und sckwar^galliger Pessimist.
^ber 2U bedauern bist du bei all diesen
Ligensckakten, und wenn ick nickt sckon vorker
die Krtakrung gemuckt kätte, welck ^weiselkattes
Qlück es sei, ein lVIensck 2u sein, so katte ick
sie bei dir rnacken können. Denn niemand Kat
so o5t dick seuiken kören, als ick.
^ber an dir lernte ick in der Licktung etwas
bleues, das närnlick, dass der kultivierte, der
gebildete lVIensck nock weit sckkrnrner daran
ist als der ungebildete, und dass der Lauer aus
dern 8ckwar2wa1d Zufriedener lebt als der Qe-
lekrte in seiner Ltudierstube.
Du dauerst rnick ost, wenn ick seke, wie du
von ewiger Lnruke geplagt bist. Kaurn sitzest
du an deinem Lckreibtisck und käst einige 8at^e
gesckrieben, so stekst du wieder aus und gekst
pseisend oder singend oder senkend im 2immer
aus und ab. Oleick daraus langst du wieder
nack einem Luck und liest einige 2eit. black
kurzem wird wieder die Leder ergriffen; dock
bald gekt das Pleiten oder 8ingen wieder an.
^wiscken kinein streckst du dick auck müde
auf dem 8ola aus; aber kaum liegst du einige
Augenblicke still, so wird liegend wieder eins
gepklten oder gesungen.
Das kab ick dabei dir abgemerkt: pseisen
kannst du immer, auck wäkrend des 8ckreibens
und in trüben 8tunden, aber singen tkust du
nur, wenn du gut aufgelegt bist.
Wenn ein Lund bellt oder Kinder lärmen
aus dem P1at2 vor deinem Lause, so springst
du vom Lesen und 8ckreiben aus, wie von
einer 'Larantel gestocken, und murmelst Ver-
wünsckungen in dick kinein.
2u all den genannten Keklern und 2U
deinem unrukigen Wesen kommt nock eine
grosse Lmpkndlickkeit. Wer dir ein 8andkorn
an die Kenstersckeiben deines 8eelenlebens wirst,
den siekst du an, als ob er dir einen Kelsberg
vor die Küsse geworfen kätte.
Lnd dein Qrölsenwakn ist wakrkast auck nickt
klein. Lu meinst, es gäbe nock viel dümmere
Leute als du, und kassest und bespöttelst die
Lummkeit anderer, wäkrend du selbst, ricktig
genommen, der dümmsten einer bist.
Dann empörst du dick ost über das Lnreckt,
das anderen lVIenscken gesckiekt, und siekst
nickt ein, dass Leckt und Wakrkeit allezeit aus
Lrden mit Küssen getreten wurden.
Lu eiterst gegen 8ervi1ismus und Lz^anti-
nismus, wäkrend die meisten lVIenscken, wie
du oben ricktig gesagt käst, von Lernen gerne
Kneckte und selige Kneckte sind.
Lu eiterst gegen die Lummkeit und merkst
nickt, dass sie aut Lrden eine Qrotsmackt ist,
welcke überall die lVla^orität Kat, die über hinter
und Würden verfügt und Zaunkönige 2U ange-
sekenen Leuten mackt.

Lu meinst, es sei klug, seine eigene lVIeinung
2U kaben und sie okten 2U vertreten, und siekst
nickt ein, dass es nur blutten, Luke und Krieden
bringt, wenn man mit den Wölken beult, mit den
8ckaken blökt und mit dem 8trom sckwimmt,
wenn er auck nock so sckmut-ig, träg und
geistlos sick dakinwäl-t.
Lu sprickst und sckreibst kür die Lrkaltung
des guten ^Vlten und eiterst gegen die bleu^eit
und ikre Oebilde, die überall ins Volk dringen
und es verwüsten, ^Vber du siekst nickt ein,
dats, wie ein altes 8prickwort sagt, wer 2um
1?euse1 geben will, sick nickt autkalten lässt.
Unsere 2eit will aber das, also lats das Läson-
nieren gegen sie; es nüt2t dock nickts.
Lu wirkst den weibkcken Wesen bleigung
2um Lügen vor und gekst selbst mit der Wakr-
keit nickt nack Oebükr um. 80 2. L. sagst und
sckreibst du immer, du seist ein armer lVIann.
Ick kabe davon nock nickts gemerkt, weder an
dir nock in deinem Laus.
^m besten wird es sein, du giebst deine
Lückersckreiberei gan2 auf, dann kört auck dein


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8cl^Ö88MLN UVI 8MNLL
 
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