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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 8
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0114

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kardt seinen Menscken zu geben pllegt. Ader-
wenn er das Qkristentum nicdt irn orientaliscken
Bieid, sondern irn Qewand )ener Zeit malt, da
es dern deutscden Qemüt wirklick einging: so
ist das weniger sonäerlick, als wesentlick, zumal
es sied nicdt urn das Brgebnis einer Qrübelei,
sondern nrn den Ausdruck einer grossen Ber-
sönkckkeit dandelt. Leine „Verda magistri" sind
eigentümlick stumpf nnd dennocd farbiger als
sonst gemalt. Man rnöcdte sied den Meister
nocd in der ^.rt seiner letzten rnonnrnentalen
Malerei in der Briedenskircke befangen denken,
als er dieses Bild rnalte. Warum datte Walter
Betersen dieBeliefkolzrakmen nrn seine Castelle
nickt feiner tönen lassen? 8ie saden aus wie
blankes Bleck nrn eine zarte Ltickerei. Ond
welcke pikanten Beize liessen sick gerade für
ein Bastel! rnit Beliefkolzrakmen erzielen!
Böcklin klagte einrnal über das zn viele Qrün
der dentscken Bandsckak. Bs verkindere eine
grosse Barbengsbung. In der Beziekung waren die
Bilder von Bergmann sekr interessant. Lie
versnckten znrn l'eil rnit dern sattesten Qrün
farbig zn wirken. Da waren seine „Lilber-
wolken", wo das Qrnn in allen Buancen zu
dern starken Blau des Bimmels kinübsrging nnd
durck das Blau auck rnit den weissen Wolken
stirnrnte. Da war narnentlick „Bei Beginn des
Morgens": Bin Mäker mitten irn grünen 8ckilf
der Wiese vor einern Wald. Bine wakre Bkantasie
in Qrnn nnd dennock wundervoll farbig. Oer
Ltrokkut in einern starken Qelb, das sick sckwack
in den unteren Balmteilen wiederkolte. Bals nnd
Bände in einern kräftigen roten Brann, das rnit
dern zarteren Botbraun der Bispen spielte. Oann
das starke Blau der Beinenkose, in dern ver-
wasckenen Blau des Bemdes nack dern grün-
klanen Hintergrund verlausend, das ganze stark
sarkig nnd dennock weick, wie durck einen
leickten grnnkcken Lcklsier geseken: Bei Be-
ginn des Morgens.
Meist aker gaken Buke rnit kräftiger Bärknng
das Qsgenspiel zu dern Qrnn der Bandsckast.
Wer an diesen Buken kesondere Beinkeiten der
Zeicknung suckte, wird kier nnd da enttänsckt
gewesen sein. 8ie wollten nur farbig rnitwirken.
80 ist Bergmann mekr Bandsckaker als Tier-
maler. Leine ^.nsckannng ist — wie bei Vinnen —
eine andere, als die des Bisderrkeins. Oarnm
ist sie uns vielleickt aus den ersten Blick etwas
fremd, aber sckliefslick dock überzeugend. —
Düsseldorf Kat seine alte Qalerie verloren.
Leine Lammlnng in der Bunstkalle entkält nur
Düsseldorfer. Das ist für die Zukunft interessant,
für die Qegenwart bedanerlick. Die fortgesetzte
^nsckannng ist im Qrnnde das einzige künstle-
riscke Bildnngsmittel. Bür den Bünstler wie
narnentlick für das Bublikum. Der Lcknltescke
Bunstsalon kann durck seinen Wecksei nur wie

ein Lckanfenster wirken. Bier liegt eine Auf-
gabe, die eine Bsbensfrage ist.
Die „Breie litterariscke Vereinigung"!
Lie üng diesen Winter ein wenig lau an, fükrte
dann aber ein Brogramm durck, das einer geistigen
Bauptstadt würdig wäre, ^ber vom Qeist ist
Düsseldorf vorläukg trotz Jacobi, Beine, Immer-
mann, Qrabbe und Breikgratk nock am weitesten
entfernt. Dm so verdienstlicker ist die Beitung
der „Breien litterariscken Vereinigung", die nur
ein wenig zu sekr ausländert. Da war ein
russiscker ^.bend, vor allem mit l'sckeckow
und russiscker Musik. Da war Oskar Wildes
„Lalome" in der sckönen Übersetzung von Bedwig
Backmann. Ob Ludermann diesen betäubenden
l'rank gekostet batte, als er dem deutscken
Bublikum den sanften Aufguss seines „^okannes"
kerstellte? Man Kat das Ltück in Müncken zu
spielen versuckt. Bs ist wokl ricktiger, es mit
verteilten Bollen zu lesen, wie es kier von den
Mitgliedern des Ltadttkeaters gesckak. (I^Boland
als Lalome.) Qerade eine solcke Dicktung beweist,
dass unsere derzeitige Bükneneinricktung für unser
Bmpknden ebenso abgeklappert ist, wie die Bans-
wurst-BüKne vor Bessings Zeiten. Was wollen
dis ärmlicken Bappdeckelbäume und -Bäuser,
wenn in den Worten Beuerströme lliefsen?
8)örnsons Bekgionsgespräcke „Über unsere
Brak" mit den beiden packenden ^ktscklüssen
wurden von dem Dr. Beine-Bnsemble in einer
Laal-Lckeune fein abgewogen gespielt. (Brau
Bieckers Meisterkunst als Llara Lang.) Zu guter-
letzt nock der zweite l'eil von „Über unsere
Brak", von den Mitgliedern des Ltadttkeaters in
verteilten Bollen gelesen. Dazu kommen im Mai-
^.nlang nock drei Vorstellungen: l'sckeckow:
„Der Bär", Maupassant: „Musotte", Qourte-
line: „Boubourocke" am ersten ^bend; am
zweiten Lckäfer: „Dorotkee"; am dritten
Ibsen: „Bedda Qabler.
Man denke sick diese intensive Ikätigkeit
der „Breien litterariscken Vereinigung" mit den
litterariscken Vorstellungen des Ltadttkeaters
und den Qoetke-Vereins-^ukübrungen in einem
feinen Lckauspielkaus unter einer nickt ganz
unkünstleriscken Band vereinigt und ausgebaut:
am Bnde kätten wir dann selbst etwas Baupt-
städtisckes und die Mitglieder des Böniglicken
Lckauspielkauses wären nickt zu den kost-
spieligen Beisen genötigt. W. Lck.
-I-
Oie Düsseldorfer Xünstlerscbakt Kat ünrcb üen am 2. ^pril
verstorbenen Oenremalsr ermann Lonüermann eines
ibrer ältesten lVlitAlieüsr verloren. Leit 1861, also 40 labre
lanA, lebte er in Düsseldorf unü macbts sieb wsitbin bekannt
clnrcb seine Lienen ans clem Danernleben. ^ncb seine bisüere
Dersönlickkeit sicbert ibm ein üansrnüss -^nclenken bei seinen
XnnstAsnossen, üie mit ibm wisclernm einen Lenken üsr
alten Düsseläorfer 2eit verlieren.


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