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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 11
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0276

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DÖ88DDDODD. 8oziale Drage, Dekora-
tive Kunst, Ökerkrettl, Maria Datak^:
Oer mifstrauiscke Deser wird eine Doskeit
-wittern, aber rnir will die Qedankenreike nickt
ans dem Kopf. 8eitdem rnan angefangen Kat,
alles ank seine Qedräucklickkeit für die Massen
zu prüfen, milsgönnt rnan anck der Kunst ikr
kifscken Abseits vorn Oasein. 8ie soll aufkören,
ein geweikter Dokn für clen zu sein, der sick
durck strenge Qeistes- und Oefüklszuckt clen
Weg zu ikren Heiligtümern daknt. 8ie soll
als gebratene 1"aude in ^edes geöffnete Maul
fliegen. l^atürlick nickt okne die sckwungvollen
Redensarten volkstümlicker Drediger.
8eitdern Kaken wir „dekorative Kunst", „8til
fugend", 8ezession88ti1" und nun endlick auck
nock „Ökerkrettl". Oie kockmütige Kunst woknt
nickt rnekr auf Oletsckern. 8ie ist vor rnensck-
licker Dükrung zersckrnolzen und in die Gliede-
rungen gekossen, wo sie ^etzt das „Oasein des
(Geringsten sckmückt" und das „Deden des Volkes
erkökt und keiligt."
Onsere arrnselige Dardarei Kat sick niemals
unverküllter gezeigt. Wie wenn eine Cercle
8trafsenMngen in einen woklgedauten Dlumen-
garten eingedrocken wäre. Das Deden Kat nickts
gewonnen. Ond die Kunst alles verloren. Oder
wer könnte das eine Heiligung des Dedens
durck die Kunst nennen, dafs z. 8. in der
Malerei das Qefükl für das Monumentale, für
das 2arte, für das Delikate, für das Intime weg-
gespült ist von dem Dekorativen. Ond nun
„Ökerkrettl". Da Kaden wir nack dem Dpigonen-
gewäsck eine ekrlicke tapfere D^rik gekadt, die
dis an die Orenze des Orofsen ging und eine
8pracke ikrer 2eit wurde. Ond wo irgend ein
Herz sick quälte ; aus der lLnge seiner Verein-
samung fand es ein menscklickes Oickterwort.
Wenn auck keine Erlösung darin war, so dock
ein Mitgefükl. ^etzt ader Kaden wir Öderdrettl.
Ond Marie Madeleine mit ikren rok gemackten
2oten und andere Deute mit platten Witzen sind
ikre Oickter. Ond wo sie auf die Dörfer geken,
werden die lokalen Dilettanten dazu genommen,
damit sie mit ikrem ^nkang die Duden und
Kassen füllen. Oatürlick auck Diliencron, Oekmel
u. s. w. steken im Programm, ^.der wer will
dekaupten, dafs ikrer Kunst dadurck ein Dienst
erwiesen würde. OK die nun zufällig auck mal
etwas gedicktet Kaden, was in der Wirkung zu
dem Drettlkram pafst, das Kat mit ikrem Dedens-
werk nickts zu tkun. Damit steken sie nun
nock mekr als früker nedendei. Man frage dock
ikre Verleger!
Ond Maria Datak^? ^etzt deginnt derOalgen-
kumor. ^.uck die Dkotograpkie Kat ein Deckt,
durck die Kunst „veredelt" zu werden. Ond Maria
Datak^ war ikr Anwalt. 8tanden da dieser 'Dsge
im Kunstsalon von Kd. 8ckulte in Düsseldorf
kinter glänzendem Olas riesige Dorträts in wakr-
kakigem Öl straklend gemalt. Duppen mit

lackierten Lacken und Olasaugen. Ond als ick
dackte, woker soll 8ckulte das Deckt nekmen,
derartige 8ckeufslickkeiten fernzukalten? 8ie
sckaden ^a keinem, der daran vordeisiekt: da war
ick wieder einmal sekr aknungslos. Denn nack
einigen 1?agen sckon sak ick den stolzen dlamen
Maria Datak^ in sckönstes 2eitungslod einge-
wickelt auf meinem 8ckreidtisck. Ond ein 8ingen
und 8agen aus dem degeisterten Dudlikum wekte
mir die Kunde von riesigen Destellungen zu.
Das gekt zunäckst zwar niemand etwas an, od
ein Damilienvater seinen Kindern ein retou-
ckiertes oder ölgesckmiertes Dorträt aulkängt.
/^der wenn dieses Oesckäft, das den Orund-
sätzen eines tücktigen Dkotograpken edenso-
wenig entsprickt wie denen eines Dorträtmalers,
sick als Kunst an die Ökentlickkeit drängt und
einen Kunstsalon als Deklame drauckt, dann
wüfste ick nickt, was einer Kunstzeitsckrift
kesser anstände, als kier den Dinger aufzukeden.
Düsseldorf nennt sick Kunststadt, ader od von
Kundert Deuten, die sick kier malen lassen
wollen, nickt mindestens neunzig ein Dorträt
von Datak^ scköner knden als z. D. eins von
8ckneider-Didam. Ick Kade nock nickts
davon gekört, dafs diesem tücktigen Künstler die
Destellungen das Daus stürmen, wokl ader weifs
ick, dafs er eine Malsckule leitet; wakrsckeinlick,
weil es ikm an Onterkaltung feklt. Olof ^ernderg
verliefs Düsseldorf, weil seine Kunst kinaus nack
Drot geken mufste. Wie er müssen sick die
meisten der jüngeren Künstler — die was Dkr-
lickes wollen — im reicken Düsseldorf sckleckt
und reckt durck Drotardeiten zu ikren Werken
weiterkelfen. ^der der Kitsck dleidt im Dande
und näkrt sick redkck. Ond nun kommen die
Dilettanten und malen seine Dorträts.
W. 8ckäfer.



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