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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 12
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Schwann, Mathieu: Der heilige Ambrosius
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0292

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Ludwig kämmte sicd sein scdwarxes Haar genau
so glatt, wie der Jesuit, der ein geborener Kürst
war, und seitdem der Ludwig den docdfeinen,
eleganten Kniefall des bürsten demerkt datte,
macdte er idn aucd so. Lr knallte nickt medr
gerade derunter in die Kniee, wie derLastor es
tdat, sondern er streckte das linke Lein gan?
lang dinter sicd ans, dis das Knie in fast un-
gedogener Linie den Loden derüdrte. Las gad
dern ganzen Körper eine viel sckönere nnd feiner
gescdwungene Haltung, als der Lall rnit steif
geradem Oderkörper es tdat. Kind dieser Knie-
fall rnacdte einfacd Lensation. Oer grofse Wnlf-
dng, der irnrner in Kanonenstiefeln Karn, datte
idn gleicd los, und von idrn lernten die jungen
idn alle, dlur der Lastor und der alte lVlärtens
dlieden dei der alten Lraxis, denn als der alte
lVlärtens es aucd einrnal rnit der Neuerung ver-
sucden wollte, wäre er deinade ?u unser
aller döcdsten Lreude auf die dlase ge-
fallen. Leitdem liefs er es. Dafür de-
sorgte er die jungen nacd wie vor
weiter.
Was sonst seines ^rntes war, ist
rascd gesagt. Lr detete vor, wenn vor-
gedetet werden rnulste, er ging rnit dern
Klingeldeutel durcd die Kircde, er dielt
den Opferteller din in der Kircde, und
2war auf der lVlännerseite, wädrend der
Küster die Lrauenseite ad wandelte ; dann
stand er nack der Kircde draufsen vor
der Kircdtdüre an der lVlännerseite und
dielt wieder den Opferteller din und
dann — dei federn Legrädnis ging er
rnit, dickt dinter dern Oeistlicden, und
detete vor. Das alles desorgte der deilige
^mdrosius stetig und unerscdütterdcd,
und es war gar nickt ?u denken, dals
dies ein anderer einrnal statt seiner
desorgt kätte. l_lnd war er rnit seinen
freigewädlten geistlicden Funktionen
fertig, so konnte rnan idn friedlicd durcd
die Ltrafsen einderwandeln seden, de-
gleitet von seinern Löwen, wie er als
L^rndoltier einern so grofsen Kircden-
ledrer ?ukam. Der Löwe war närndcd
sein „Leo", und der Leo kätte eigent-
licd ein weifser Ludel sein sollen. Da
er ader ?ugleicd der Löwe des Kircden-
ledrers sein sollte, so war sein Dell nickt
weils, sondern scdrnutxig grau, was

wirklicd dis ^dndcdkeit rnit dern gelden Kell des
Löwen erködte. Kur? und gut, der deilige ^.m-
drosius wuscd seinern Leo nie das Kell, und
das tdat er aus wodldedacdter ^dsicdt.
Das Interessanteste an dern ganzen Heiligen
war ader für uns keineswegs sein Oedetducd
oder sein Vordeterarnt, das er so eintönig, ein-
förmig ausüdte, dals alle Leelen dadei sicd in
süfsern Ludescdlummer wiegten, sondern das
Interessanteste war der „Dot?", den der alte
lVlärtens dadinten, wie ein Odignon, am Kopfe
trug. Und damit datte es eine eigene, gan?
wunderdare Lewandtnis. Der deilige ^mdrosius
war nämlicd nickt von Anfang ein deiliger ^m-
drosius gewesen, und sein Odignon, den idrn
seine Lcdwester, das gute „dläddrückcden", immer
wieder mit einem friscden, scdwar^seidenen
Öder?ug umdüllte, war keineswegs von Anfang


VM O0IVI 8?LILir
 
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