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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 12
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Neter, Rudolf: Frankfurt und die Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0297

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scbaften unerbörte Döken freiweit erklommen
baben — so gebt Lteinbausen in die unergründ-
licbsten 'Liefen.
Ls ist kein 8cbade, dafs eine Leibe von
bissigen jüngeren, weniger kräftigen Talenten
in derselben Ltimmungsweicbbeit 2U malen
versnoben wie Lteinbausen. Diese bescbeidene
ebrlicbe 2artbeit stebt ibnen besser als brutale
Dose.
Lein äufserlicb aber waren es l'borna und
Lteinbausen, die den Vortrag in Lorrn und Larbe
auf das Wesentlicbe vereinfaebten, beide rnit
einer geradezu glänzenden künstleriscben (Künstler
von „Können") Läbigkeit ausgestattet. ^.uf
dieser, ja genugsam bekannten Orundlage baben
sieb bier zwei starke neue rnännlicbe Dersön-
licbkeiten entwiekelt: Lrit2 Döble und Wil-
belrn ^.ltbeirn. ^Vucb bier seben wir von den
lVlitteln des Könnens ab, die ja bei jedem Künstler
von wabrer Dedeutung selbstverständlicb sind.
Dei Döble, wie bei ^.ltbeirn, besteben sie in
einer geradezu erninenten ^eicbneriscben Läbig-
keit und einer fabelkaften Licberbeit des Oe-
däcbtnisses für das einrnal Lrscbaute. Dnd wir
wollen gleicb von vornberein dern bin^ufügen,
dafs rnan sieb büten soll, von Hdtbeim ^u Doeble
bin nacb ^bbängigkeitsbexiebungen ^u sucben,
weil nun einrnal beide gerne ibren Vorwurf vom
Lande ber bolen und bei den cbaraktervollen
l^pen des Dauern, eines Lcbäfers oder Qernüse-
gärtners rnit Vorliebe verweilen, weil beide rnit
der nämlicben Lcbärle Dferde und Ocbsen und
das übrige Dausgetier des Dauern beobacbten
und wiedergeben.
Döble ist der l'itanenbaftere, T^ltbeim der
rnebr Innige von beiden. ^.Itbeirn gebört 2U
den wenigen Künstlern, dis einen abgegrensten
Kreis, nicbt nur äufserlicb kennen, sondern die
rnit einer wundersamen Diebe, 2ug um 2ug die
lVlenscben und ibr Werk aus näcbster Däbe er-
forscbt baben, die sie scbildern wollen.
Diese plumpen Dauern mit den „ver^eicbneten"
Dosen, wie sie mit nacbdenklicber Würde binter
dem Dbuge bergeben, inmitten der stillen Leider —
sie leben in der Wirklicbkeit, wie sie auf dem
Dilde leben. Die derben, stämmigen Dferde, die
8cbale, die Dunde, bis 2U den gravitätiscben,
nickend einberspa^ierenden Dübnern, sie sind
für ^ltbsim nicbt blofs liiere, die sicb in der
Lonne blauviolett und im Lcbatten, sagen wir
braun, ausnebmen — nein, das unendlicb tiefe
Lindringen ^dtbeims in die ^bsonderlicbkeiten
und den Dumor alles dessen, was in seinem
Kreise lebt, bat in den Dildern das gemütvoll
8elig-Innige geboren, obne das wir Deutscbe
nicbt auskommen.
^Itbeim, der aus Orofs-Oerau stammt, lebt
in einem kleinen Orte — Lscbersbeim, nabe
bei Lrankfurt.
80 wie ^.ltbeim mögen ein Ostade, ein ^an
8teen, ein Drowers die derben Llücbe, die derbe


o. irÖOMSI'LIN
OOi-k'Li.k'Oiri'irLi'
Der^licbkeit und den derben Dumor, die alle
drei oft in einer solennen Drügelei enden, aus
nacbster bläbe miterlebt baben. Docb nicbts
erinnert bei seinen lemperabildern, weder im
Dinselstricb nocb in der Larbe oder in der T^uf-
fassung, an diese alten Dolländer, denen ^nton
Durber scbon näber stebt.
Wir besitzen in unserer Ltädelscben Oalerie
eine gan^e Leibe ausge^eicbneter Dolländer des
17. ^abrbunderts, und aucb von Drivaten ist bei
uns in Lrankfurt gerade diese T^rt von Dildern
bis auf den beutigen 'Lag ibrem Verdienste ent-
sprecbend aufserordentlicb gescbät^t. Durger,
der beute ein Dreis von 7z ^abren ist, bat die
sonderbaren Dauerntz^pen aus der Lronberger
Oegend, die maleriscben Däuserwinkel aus Lrank-
furt und seiner Omgegend mancbmal, äufserlicb
genommen, nicbt obne einen gewissen Dlick
auf diese früberen lVleister entsteben lassen. Docb
vor einer platten Dacbäkkerei bat ibn, wie unsere
anderen Orotsen in Lrankfurt, die ^ugleicb die
Orofsen unseres weiteren Vaterlandes sind, eine
weit stärkere, innigere und ewigere Künstlerin
bewabrt: die Datur. Ond so kommen wir 2U
einer gan? überrascbenden Lntdeckung, blättern
wir im Kupfersticbkabinett des Ltädelscben In-
stitutes die ^.quarebe durcb, die Durber scbon
vor vierzig ^abren gemalt bat. Der blaue Dimmel
wölbt sicb klar und durcbsicbtig über die Däume,
die 8onne Liefst sicb durcb die berbstbcb ge-
kräuselten Dlätter, sie umüutet die Gestalten, die


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