beute wie vor jabrbunderten in den obersten
Reiben der Lensuslisten sieben: eine Oeburts-
Blutokratie, die in der Oesellscbaft eine durcb-
aus fübrende Bolle spielt, und die äbnlicb dem
Oeburtsadel von alten Oescblecbtern ber die Oe-
wöbnung an verfeinerte, vorn guten Oescbmack
geleitete Debenstübrung besitxt. Daneben bat
aber aucb clie mittlere Bürgerscbaft, Kleinkauf-
lente und Handwerker, eine grosse ^.nxabl von
blarnen aulxuweisen, die in cler gleicben Beruls-
art in trübere jabrbunderte xurückreicben, nncl
ancb bier gewissermafsen Dynastien rnit allen
Überlieferungen einer ebrenlesten, bebaglicben
Bürgerexistenx bilden.
^.ber seblietsen wir diese einleitenden 8e-
merkungen ab und versucben wir unsere 8tadt
einrnal rnit den ^ugen des fremden Besucbers
xu durcbscbreiten. 8cbon im Babnbofsgebäude
begrüfst den Ankommenden eine Dösung dieses
scbwierigen Bauprogramms, die (im obigen 8inne
gesprocben) xu den gescbmackvollsten der Welt
gekört; — klarer und übersicbtlicber kann ein
Qebäude nicbt angelegt sein, das gleicbsam als
Vestibül einer grossen 8tadt eine aus- und ein-
ilutende Menge rascb sortieren und an ibren
Bestimmungsort leiten soll. Dnd wenn bei einer
boltentlicb bald xu erwartenden Brneuerung des
Innern die Verkebrsbebürde etwas auf das mo-
derne Bedürfnis nacb beller, freundlicber lönung
Bücksicbt nimmt, so wird aucb den scbönräumigen
8älen das Dob des guten Oescbmacks nicbt feblen.
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8Lrnno,
Das neue 8trafsenviertel, welcbes irn ^.n-
scblufs an den Babnbof entstanden ist, will den
Frankfurtern irnrner nocb nickt so reckt als xu
Drankturt gebörig erscbeinen. Ls ist nicbt xu
leugnen: lange 8trafsen6ucbten rnit fünf- und
secbsstöckigen Bläusern besetxt, deren xwei untere
8tockwerke durcbweg dern Dadenverkebr dienen,
sind bier etwas fremdes — aber scbon in diesen
8tralsenxügen baben wir eine ^ulserung des
frankfurter Oescbmacks xu erkennen, die allen
Bauptstralsen ein willkommenes Oepräge giebt:
die meisterbatte Ausstattung der Dadenerker.
Hierin übertrifft franklurt mancbe Orotsstadt,
unter andern Berlin. Wer um die Weibnacbts-
xeit durck unsere 8trafsen flaniert und die Aus-
lagen der Qoldscbmiede, Kunstbändler, Borxellan-
und Qlasläden, lVlodemagaxine, Bucbbändler,
lVlöbellager und vor allem der Debensmittel-
gescbäfte mustert, wird gesteben müssen, dals
er kaum irgendwo so viel guten Oescbmack auf
die dankbare Aufgabe verwendet geseben bat,
die Dust nacb Besitx xu wecken und das Oeld
rollen xu macken. Bs ist scbwer xu sagen,
warum gerade bier diese Kunst der Daden-
dekoration in so Kober Blüte stebt: ist es die
alte Kaufmannstadt mit ibren lVlelstraditionen,
ist es, weil die 2abl der guten und soliden Daden-
gescbäfte, die nurOutes ausxusteilen baben, immer
nocb die Bamscb-Baxare überwiegt — ist es das
kaufkräftige Bublikum, das seine Dieleranten er-
xogen bat? jedenfalls ist es aucb bier bäubg
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