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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 12
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Berichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0330

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Wenn jemand etwas kann, so braucht er keine Blic^us;
er Kat ohnehin ein begeistertes, ja fanatisches Bublikum
für sich. Das wird die Künstlerin jetxt auch weiter in Berlin
erleben, trotx einiger schwächlicher Qsgsnprophexeiungsn.
Ich halte den Abgang der Brisscb kür das traurigste Lr-
eignis, welches das geistige Lrankkurt (allerdings auch clie
Bbsaterkasss) seit vielen fahren erlitten hat. 2u ändern
wäre wohl schliesslich nichts üaran gewesen, aber es scheint
nicht einrnal versucht worclsn xu sein. In unserer Oper
gastierten einige Bsnoristen auf Lngagsmsnt, sonst inter-
essiert von clorther nur die Klage auf Kontraktbrucb, welche
der neue Intendant gegen einen üer stiinlnbegabtssten Länger
Europas, Herrn v. Bandrowskzi, angestrengt hat. Lin wahrer
Künstler ist üer Mann nie gewesen, aber clas breite Bub-
likum interessiert sich iinrnsr nur für Stimme und wieclsrurn
Ltimme. Das Wunder wünscht rnan unü nicht die Lrbsbung!
Inrnittsn all dieses lebenslustigen, prunkvollen Brsibens,
bei clern sich unsere so schöne, abwechsslungsreichs Bsgend
rnit Lrankkurt selbst wie xu einern sinnigen grossen Leids
xusammsnschlissst, werden die läge sichtlich kürzer, und
ein Herbstgskübl ist Kaurn xurückxubaltsn, trotx des noch
wolkenlosen, azurblauen Himmels. ......
WILLB^BLU. Bssellschakt für bildende Kunst.
— Wiesbadener Volksbücher. Wenn in diesen Be-
richten über das geistige und künstlerische Beben Wies-
badens eins unverhältnismässig lange Bause singetrstsn ist,
so liegt das lediglich an der xsitwsiligsn Abwesenheit des
Unterzeichneten.
In dein letzten Brief (^prilbskt, 8. 47) wurde als be-
sonders erfreuliches Lreignis dis Bründung des hiesigen
Mussums-Vereins registriert. Bisse „Wiesbadener Bssell-
scbaft für bildende Kunst" hat inzwischen eins anregende
Bbätigksit entfaltet. Vor allein rnag hervorgshobsn werden,
dass der schon besprochenen Velas^usx-^usstellung sehr
bald sine solche von Werken des Braksn Kalckrsuth sowie
des Schweden 2orn in dein Bangsrschsn Kunstsalon gefolgt
ist. Wenn der Anlass nicht xum Lrwsrb des einen oder
des anderen Bsmäldes geführt hat, so ist das an sich nicht
Statuten gemäss dem hiesigen Museum sinxuverlsiben wären,
müsste der Zuwachs sich jedenfalls der Ligsnart dieser
Sammlung einkügsn. Von einem testen Brogramms aber,
nach dem dis bereits vorhandenen Bestände vervollständigt
und der bisherige Lahmen erweitert werden könnte, ist bisher
nichts bekannt geworden. Hoffentlich verständigen sich
engerer und weiterer Vorstand und Mitglieder recht bald
über diesen für dis Weitsrentwickslung der Bssellschakt so
wichtigen Bunkt. Bm so Zweckmässiger war es, dass bei-
zeiten der /irbsitsplan des neuen Vereins kür Herbst und
Winter ksstgsstsllt worden ist. hieben grösseren Vorträgen
sollen Leksrats über kunsthistorische und ästhetische Lcbriktsn
stattündsn, dis voraussichtlich Belegenheit xu ausgiebigem
Bsdanksnaustauscb bieten. Lndlicb sei noch erwähnt, dass
eins besonders Lektion kür künstlerische Bhotographis ein-
gerichtet ist. 80 dark man in der Bbat mit einiger Spannung
der kommenden Bampagns sntgsgsnsehsn.
Mit sehr viel bescheideneren Mitteln als dis Wies-
badener Bssellschakt kür bildende Kunst arbeitet der ältere
bissige Volksbildungsvsrsin. Wenn dessen Bestrebungen der
hlatur der Bings nach kür dis Leser der Lbsinlands von
geringerem Interesse sind, so möchte ich doch auk eins
seiner Unternehmungen aufmerksam machen, weil sie über-
aus wichtig ist und allseitiger Unterstützung dringend bsdark.
Bis Klagen, dass unsere Dichter xwar viel gelobt aber
2U wenig gelesen würden, ist bekanntlich so alt wie unsere
klassische Bittsratur selbst. 2war hat man sich des öktersn
an der Beseitigung des Übels versucht, trotzdem ist es bis-
lang im wesentlichen beim alten geblieben. Bbatsacbe ist,
dass dis hiamen unserer grössten Dichter der überwiegenden
Masse des Volks ein leerer Lcball sind. Baran haben weder
dis Volksschulen noch dis Volksbüchereien etwas geändert.
Lins Wendung xum Bessern wird erst eintrsten, wenn der
Kleins Mann darin gebracht wird, kür wenigs Broschen das
Bests und Volkstümlichste kür sich und seins Lamilis xu

erwerben, i^ucb dieser Weg ist beschritten; doch sind es
bisher nur dis Lcbwsixsr, die wirklich grosse Lrkolge auk-
xuwsissn haben. In Zürich, in Basel, in Bern sind seit
einigen fahren Vereins ins Beben geruksn, deren Aufgabe
es ist, gute Lcbriktsn xu drucken und xu verbreiten. Ltatt
der unseligen Läubsr- und Mordgsschicbten, kür die der
deutsche Arbeiter seine sauer erworbenen Broschen bingisbt,
haben inkolgs dieser Bemühungen in der Lcbwsix Millionen
von 2sbn- und Lünkxshnrappsn-Hektchsn den Weg in dis
stillen ^.lpsndürker gefunden. Von einer einzigen Lrxäblung,
von Kellers „Lähnlsin der sieben Aufrechten", das Meister
Qottkried, wie Brsitscbks es ausdrückt, an einem Dichter-
sonntag geschaffen, sind käst 60000 Lxemplars in den
schwieligen Händen der Lidgsnosssn: ein vollgültiger Beweis
fürwahr, wie auch der gemeine Mann diese gelungene Ver-
herrlichung des schweizerischen Volkstums xu scbätxsn weiss.
Bis wohlverdienten Lrkolge der „Lcbwsixsr" haben
bereits vor jabr und Bag den bissigen Volksbildungsvsrsin
angsspornt, in den „Wiesbadener Volksbüchern" etwas
Ähnliches xu schaffen. Lreilicb dis äusseren Verhältnisse
sind in Deutschland unendlich viel schwieriger, denn wie
wäre es bei uns möglich, für diesen gsmsinnütxigsn 2wsck
Bortokrsibsit xu erreichen oder sonst öffentliche Mittel in
einigem Umfang flüssig xu machen? Bnd auch das äussere
Bewand der dargsbotsnsn Lcbriktsn musste bei uns ein fest-
licheres und teueres sein. Bm diese Mehrausgaben kür
Borto, kür besseres Bapier, grösseren Bruck und schönere
Umschläge xu decken, wandte sich der Volksbildungsvsrsin
im Bauks des Winters an dis Mitbürger. Wenn auch
manchs bochgebends Lrwartung nicht erfüllt ist, so kam
doch immerhin durch freiwillige Beiträge eins Lumme xu-
sammsn, dis es möglich machte, dis Lach« krisch und
kröblicb ins Werk xu sstxsn.
Wie so okt, xsigten da dis deutschen Dichter und dis
deutschen Verleger, dass es wahrlich nicht ihrs Lcbuld ist,
wenn dis Lcbätxs unserer Bittsratur nicht genügend in das
Volk dringen. Bei vielen der vornehmsten Autoren wurde
angskragt, und nur in den seltensten Lällsn wurden wir ab-
schlägig bescbisdsn. In der Lsgsl erhielten wir dis Lr-
laubnis xum Abdruck eines besonders geeigneten Haupt-
stückes oder gar mehrerer. 80 ist denn in kurxsr Lrist der
Brundstock kür eins kleine erlesens Volksbücherei xu-
sammsngsbracht.


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